Stasi-Schatten über „Eisern“: Präsident wehrt sich

Berlin (dpa) - Ausgerechnet „Eisern Union“ hat der dunkle Stasi-Schatten erreicht. Dirk Zingler, Präsident des Berliner Fußball-Zweitligisten, diente einst drei Jahre beim Wachregiment Feliks Dzierzynski, das in der DDR als militärischer Arm des Ministeriums für Staatssicherheit operiert hatte.

„Ich habe dort meine Armeezeit verbracht, das war's“, sagte Zingler am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Die „Berliner Zeitung“ hatte zuvor von Zinglers Dienstzeit von 1983 bis 1986 im Stasi-Regiment berichtet.

Die Sache ist brisant beim Arbeiterclub aus Berlin, jenem Verein, dessen Fans schon zu DDR-Zeiten Union als Gegenstück zum Serienmeister BFC Dynamo gesehen hatten, der als Spielzeug von Stasi-Chef Erich Mielke galt. Nun diskutieren die Anhänger über 20 Jahre nach der deutschen Einheit in diversen Internetforen über das Für und Wider des speziellen Wehrdienstes des Club-Präsidenten. „Ich habe volles Verständnis dafür, dass Menschen, die von diesem Staat, von der Stasi verfolgt wurden, eine kritische Position haben. Die habe ich auch. Es sind die Betroffenen, und die haben ein Anrecht darauf“, sagte Zingler, ein 44-jähriger Bauunternehmer, der seit fünf Jahren den Union-Aufwärtstrend verantwortet.

Zingler fürchtet durch die Details aus seiner Vita keinen Schaden für sich und den Verein. Die Menschen würden sich ein Urteil bilden, „einige fundiert, einige emotional. Das muss ich aushalten, und das halte ich auch aus“, erklärte der Präsident. Vom Aufsichtsrat der „Eisernen“ muss Zingler keine kritischen Fragen oder sogar Konsequenzen befürchten. „Es gibt für uns nicht den geringsten Zweifel an seiner persönlichen Integrität oder seiner Eignung für das Amt des Präsidenten“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Antonio Hurtado.

Als 18-Jähriger hatte sich Zingler zu einer freiwilligen Dienstzeitverlängerung entschieden. Dass das Wachregiment der Stasi unterstand, habe er vorher nicht gewusst, sondern erst bei Dienstantritt gemerkt. „Ich habe dann Wache vor einem Krankenhaus gestanden. Mit der Stasi an sich hatte ich nichts zu tun“, sagte er.

Auf eine deutliche Distanzierung zu jeder möglichen Stasi-Verbindung hatte der Club, dessen Fans selbst das Stadion rekonstruiert hatten, immer ausdrücklichen Wert gelegt. Als vor knapp zwei Jahren der Aufsichtsratschef des damaligen Hauptsponsors ISP als Stasi-Offizier enttarnt wurde, zog Zingler sofort die Notbremse. Die Trennung war für den Verein finanziell schmerzhaft. Vergleichen will die Fälle bei Union aber niemand.

„Junge Wehrdienstleistende und hauptamtliche oder auch inoffizielle Mitarbeiter der Stasi in einen Topf zu werfen, ist falsch“, meinte Zingler. Die Laufbahn als Zeitsoldat habe er vor allem deshalb gewählt, weil er so in Berlin bleiben konnte. Nach dem Ausscheiden aus dem Wehrdienst habe es keine weitere Tätigkeiten für das MfS gegeben, unterstrich Zingler.

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