Sicherheitsproblematik in der Bundesliga brodelt noch

Frankfurt/Main (dpa) - Zurück zum Alltag? Die Fußball-Bundesliga hofft nach Fanprotesten und wochenlangem Streit um das Sicherheitskonzept auf einen Rückrunden-Start ohne Störmanöver.

„Wichtig ist, dass bei diesem Thema jetzt wieder Ruhe und auch Vernunft einkehrt“, forderte Fredi Bobic, Sportdirektor des VfB Stuttgart. Fürths Trainer Mike Büskens meinte: „Jetzt ist es einfach die Frage des Aufeinanderzugehens. Ich denke aber nicht, dass zu viel verbrannte Erde hinterlassen wurde.“ Im Hintergrund laufen noch jede Menge Diskussionen und Abstimmungen.

Die Schweigeaktion „12:12“, die vor der Winterpause für viel Aufsehen gesorgt hatte, wird nicht fortgesetzt - die Protagonisten behalten sich aber bei „repressiven Maßnahmen“ weitere Proteste vor. „Erstmal ist nichts geplant“, sagte Philipp Markhardt, Sprecher von „ProFans“, und versprach für das Wochenende „Business as usual“. Die Fans hatten sich vehement gegen verschärfte Kontrollen und gegen Reduzierungen des Kartenkontingents für Auswärtsfans gewehrt.

Als einer der Hauptvermittler zwischen Fan- und Funktionärskreisen gilt jetzt Andreas Rettig: Der neue Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga und Christian Seifert als DFL-Chef trafen sich vergangene Woche mit Vertretern von Fan-Organisationen und -Projekten. Die Zersplitterung der Fan-Szene, so Rettig am Dienstagabend in einer TV-Sendung von Phoenix, bereite ihm etwas Kummer: „Das erschwert die Kommunikation.“ In Regionalkonferenzen und einem weiteren Treffen voraussichtlich Ende März soll die Umsetzung des Sicherheitskonzepts besprochen werden.

Im Kampf gegen Randalierer in den Stadien berichtete der 59-Jährige auch von Kontakten zur Bundesstaatsanwaltschaft - „aber nicht mit dem Ziel, dass härtere Strafen ausgesprochen werden. Wir wollen schauen, ob wir zu schnelleren Urteilen kommen.“ Dabei könnten Störenfriede und Gewalttäter nicht nur schneller zur Verantwortung gezogen, sondern auch die Fragen bei Stadionverboten einfacher geklärt werden.

Die in der Vorwoche publik gewordene Einsetzung von V-Leuten in Stadien mehrerer Bundesländer sorgt weiter für Unbehagen im Fußball. „Grundsätzlich fehlt einem da schon das Verständnis. Das hat uns alle überrascht“, sagte Rettig bei Phoenix. „Ich möchte mich da aber zurücknehmen, es ist schwierig zu beurteilen.“ Auch Ligapräsident Reinhard Rauball hatte von einem „sensiblen Thema“ gesprochen. „ProFans“-Sprecher Markhardt beklagte sich: „Ich sehe da die Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt. Da wird ein Szenario des Misstrauens aufgebaut.“

Eine klare Mehrheit der Deutschen ist mit dem Sicherheitspapier einverstanden. Bei einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa halten 61 Prozent der Befragten die Maßnahmen für die Bundesligen für sinnvoll. Nur 16 Prozent votierten mit „Nein“. 23 Prozent antworteten angesichts des komplizierten Papiers mit „Ich weiß nicht“. Das Konzept war am 12. Dezember von der Ligaversammlung in Frankfurt/Main verabschiedet worden.

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