Showdown bei den „Löwen“: Investor gegen Präsident

München (dpa) - Das Versprechen hielt nicht einmal zwei Wochen. „Löwen gehen einig in die Zukunft“, vermeldete Fußball-Zweitligist 1860 München am 11. Januar vollmundig. Doch das ist längst wieder Schnee von gestern: Investor Hasan Ismaik drängt auf die Ablösung von Präsident Dieter Schneider.

Doch der Vereinschef wehrt sich - und prompt erreichte der bizarre Machtkampf beim deutschen Meister von 1966 einen neuen Höhepunkt. Ein Treffen mit Ismaik, der mit seinen Millionen den Traditionsclub vor dem Aus rettete, wurde überraschend abgesagt, dem Aufsichtsrat blieb nur ein dramatischer Appell an beide Seiten. Der Verein kündigte zudem an, er sei „aufgrund der jüngsten Entwicklungen dazu gezwungen, sämtliche Transferbemühungen einzustellen“.

Im Mai 2011 verhinderte Ismaik mit 18,4 Millionen Euro das „Löwen“-Aus, doch der erste Einstieg eines arabischen Investors im deutschen Fußball bedeutete längst nicht das Ende aller Probleme. Das Gezerre um die Macht ist seitdem entbrannt, das sportliche Auftreten der „Löwen“ verkommt fast zur Nebensache.

Erst vor gut zwei Wochen gewährte der Jordanier dem Verein ein neues Darlehen in Höhe von 2,3 Millionen Euro, damit wurde der von der DFL geforderte Liquiditätsnachweis erbracht. Neue Investitionen soll Ismaik nun aber ultimativ mit der Forderung nach einem Aus des widerspenstigen Präsidenten verbunden haben. Bis tief in die Nacht tagte der Aufsichtsrat am Dienstag - konnte sich aber nicht auf ein Aus für den erst seit knapp einem Jahr amtierenden Schneider einigen.

Das Dilemma des Aufsichtsrats ist groß. Freiwillig will Schneider nicht abtreten. „Ich sehe aufgrund der Sachlage absolut keine Notwendigkeit zurückzutreten. Im Gegenteil“, zitierte der „Münchner Merkur“ den 64-Jährigen, der Ismaik wiederholt die Stirn geboten hat.

„Herr Ismaik soll seine Forderung Schneider selbst sagen“, sagte Steiner. „Herr Ismaik hat viel Geld investiert, und Dieter Schneider hat viel Herzblut und sein ganzes Leben in den Dienst des Vereins gestellt - da muss man verlangen können, dass alle Beteiligten sich an einen Tisch setzen.“ Doch daraus wird - vorerst - nichts. Die Hoffnung, dass sich bei einem kurzfristig anberaumten Treffen mit Ismaik eine Lösung finden könnte, zerschlug sich. „Die Sitzung ist abgesagt“, bestätigte Vereinssprecherin Lil Zercher der dpa.

Dem Aufsichtsrat blieb nur der Appell, doch zu einer Einigung zu kommen. „Der Präsident, der Geschäftsführer der KGaA und der Investor sind aufgefordert, in dieser laufenden Saison wieder gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um dem Verein eine positive Zukunft und der Profi-Mannschaft die Grundlage für ein erfolgreiches Abschneiden zu ermöglichen.“ An Investor Ismaik erging die Bitte, „die geplanten Investitionen für diese und nächste Saison nicht zurück zu ziehen und dadurch die Stabilität der KGaA und des Vereins zu gefährden“.

„Ich habe noch einen Hoffnungsschimmer, dass wir beide Seiten auf einen gemeinsamen Weg bringen können, um eine Eskalation zu vermeiden“, hatte Steiner zuvor der „tz“ gesagt. Danach sieht es nun nicht aus. Wie formulierte es mit Blick auf den strauchelnden Lokalrivalen Bayern-Präsident Uli Hoeneß: „Dieser Verein braucht uns nicht, um den Selbstzerfleischungsprozess zu Ende zu führen.“

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