Scheich macht reich - oder viel Ärger

Berlin (dpa) - Der bekannteste Geldgeber hatte zuletzt auch den größten Erfolg: Der russische Milliardär Roman Abramowitsch feierte im Mai 2012 mit dem FC Chelsea den Gewinn der Champions League.

Das - viel kleinere - Beispiel des deutschen Zweitligisten TSV 1860 München zeigt jedoch, dass Investoren im Fußball zwar reich, im schlechteren Fall aber auch viel Ärger machen können. Drei Engagements von arabischen Scheichs belegen die Chancen und Risiken:

MANCHESTER CITY: Seit September 2008 ist der Traditionsclub aus der Premier League in Besitz der Herrscherfamilie von Abu Dhabi, 2011 trat eine zehnjährige Sponsoringvereinbarung der Fluggesellschaft des Emirats (Etihad Airways) in Kraft, die 400 Millionen britische Pfund (ca. 490 Millionen Euro) wert ist. Insgesamt hat die Abu Dhabi United Group rund 650 Millionen Euro in Ablösesummen investiert - und ein Transferminus von etwa einer halben Milliarde Euro in Kauf genommen.

Dies wird in Zukunft so einfach nicht mehr möglich sein, da voraussichtlich von 2015 an die Bestimmungen des sogenannten Financial-Fair-Play (FFP) der Europäischen Fußball-Union UEFA eine weitgehende Gleichheit von Einnahmen und Ausgaben vorschreiben.

Bisher haben die Finanzhilfen aus der Wüste zumindest national die gewünschte Wirkung gezeigt: 2011 gewann City den FA Cup und in der Saison 2011/12 nach 44 Jahren erstmals wieder den englischen Meistertitel. In der Champions League schied der Club aber wie in der vergangenen auch in dieser Spielzeit schon nach der Gruppenphase aus.

FC MÁLAGA: Im Mai 2010 erwarb der katarische Scheich Abdullah ben Nasser Al Thani für 25 Millionen Euro den spanischen Club. Zugleich beglich er Verbindlichkeiten in Höhe von 70 Millionen Euro und investierte in den ersten beiden Jahren rund 85 Millionen Euro an Ablösesummen. Im Sog von Weltstar Ruud van Nistelrooy wechselte unter anderem der spanische Europameister Santi Cazorla nach Málaga. Auch die größte Nachwuchsakademie des Landes sollte entstehen.

Von den kühnen Plänen blieb wenig übrig. Im August 2012 wurde bekannt, dass der Verein zum Verkauf steht. Der Scheich drehte den Geldhahn zu, nur Notverkäufe von Spielern sicherten die Zahlung der Gehälter. Umso überraschender war, wie Málaga diese Saison seine Gruppe in der Champions League dominierte und vor dem AC Mailand als Erster abschloss. Am 21. Dezember 2012 gab die UEFA bekannt, dass Málaga im Rahmen des FFP für die Europapokalsaison 2013/14 oder die nächstfolgende Teilnahme innerhalb von vier Jahren gesperrt wird.

PARIS SAINT-GERMAIN: Im Sommer 2011 übernahm Qatar Sports Investment QSI den französischen Hauptstadtclub - und plant nach einem Bericht von „Le Parisien“ gerade die große Revolution. Der Namenszusatz Saint-Germain soll getilgt, der Club zu Paris FC umbenannt und das Vereinswappen verändert werden. Seit der Übernahme wurden rund 250 Millionen Euro in die Mannschaft - unter anderem in Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic - investiert. PSG ist Herbstmeister der Ligue 1 und zog als Gruppensieger in das Achtelfinale der Champions League ein.

Die exorbitanten Ausgaben decken soll ein Sponsoringvertrag mit der Tourismusbehörde von Katar, die zunächst über vier Jahre pro Saison bis zu 200 Millionen für die Werbung auf der Trikotbrust investieren will. Ein Rekord - doch nicht unverhältnismäßig, meint die Clubführung: Paris fungiere auch als erster internationaler Repräsentant von Katar. Eine Reaktion der UEFA darauf steht noch aus.

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