Mutiger FCA: Keine Furcht vor den „großen Jungs“

München (dpa) - Rechnerisch ist der erste Erstliga-Aufstieg des FC Augsburg noch gar nicht perfekt - trotzdem hat für Manager Andreas Rettig das Abenteuer Fußball-Bundesliga bereits begonnen. Und das Ziel des 51. Vereins in der höchsten deutschen Spielklasse ist auch schon klar.

„Ab heute hat der Abstiegskampf begonnen“, verkündete Rettig nach dem 2:1-Drama gegen den FSV Frankfurt, mit dem der FCA den zweiten Aufstiegsplatz in der 2. Liga praktisch besiegelte.

Drei Punkte und 20 Tore Vorsprung auf den VfL Bochum - das kann die Mannschaft von Erfolgscoach Jos Luhukay beim Saisonfinale am Sonntag in Berlin gegen Mitaufsteiger Hertha BSC selbst dann nicht mehr verspielen, wenn sie eine Woche lang durchfeiern sollte. Und Furcht vor Borussia Dortmund, Bayern München oder Schalke 04 kennen die Augsburger Aufstiegshelden auch nicht. „Auch wenn wir im nächsten Jahr auf die Fresse bekommen sollten, wir haben Geschichte geschrieben, das kann uns keiner mehr nehmen“, verkündete der bundesligaerfahrene Torhüter Simon Jentzsch stolz.

Als nach Stephan Hains erlösendem Aufstiegstor das Zittern vorbei war, brachen im ausverkauften Stadion alle Dämme. „Nächster Halt 1. Liga“, prangte auf den roten Aufstiegs-Shirts, die Jim Knopf aus der berühmten Augsburger Puppenkiste mit der Lokomotive Emma zierte.

„Wie das jetzt in der Bundesliga wird, da habe ich keine Ahnung“, sagte Torjäger Michael Thurk, der zum 1:1-Ausgleich getroffen hatte. Luhukay und Rettig haben dagegen längst einen Plan dafür, wie der Bundesliga-Neuling „mit den großen Jungs“ von Dortmund bis München mitzuhalten versuchen will. „Wir werden sicherlich eine Mannschaft sein, die nicht mit herausragenden Einzelspielern aufwarten wird“, berichtete Rettig, „sondern es wird nur über das Kollektiv gehen.“

Man werde sich an „den leuchtenden Vorbildern dieser Saison“ orientieren, sagte der Manager in der „Augsburger Allgemeinen“ - namentlich Freiburg, Mainz, Hannover. Der Etat steigt in Liga eins von 20 auf 30 Millionen, „ein Quantensprung“, so Rettig. „Honig und Wein“ würden dennoch in Augsburg nicht fließen. Die Mannschaft hat eine intakte Mischung aus Talenten wie Hain („Das war das wichtigste Tor meiner Karriere“) und Routiniers wie Torhüter Jentzsch.

„Personalentscheidungen muss man abwarten“, sagte Rettig. Man wolle nicht mit neuen Namen den aktuellen Profis, „die den Aufstieg ermöglicht haben, jetzt den Teppich unter den Füßen wegziehen“.

Neben Präsident Walther Seinsch, der den noch vor neun Jahren in der Bayernliga dahinsiechenden FCA „wachküsste“, wie Rettig betonte, gilt Luhukay als der Vater des Aufschwungs. „Dieser Erfolg bedeutet mir innerlich viel mehr als der Aufstieg als Meister mit Borussia Mönchengladbach“, erinnerte der Holländer an 2008. „Gladbach ist unheimlich groß, hat Vergangenheit, soviel Historie und Tradition.“ Für Augsburg dagegen sei die Bundesliga das Größte im 104. Jahr der Vereinsgeschichte. Luhukay: „Wir haben hier eine unglaubliche Entwicklung vorantreiben können und stehen immer noch am Anfang.“

Der 47-Jährige, der in der vergangenen Saison den Bundesliga-Aufstieg mit dem FC Augsburg erst in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg verpasst hatte, geht mit einem Vertrauensbonus der Vereinsführung in den Anfang August beginnenden Abstiegskampf. „Jeder Verein erklärt immer, dass der aktuelle Trainer der beste ist“, sagte Rettig: „Ich kann hinzufügen, in Augsburg stimmt es sogar.“

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