FIFA-Schiedsrichter Gräfe: „Extreme Hinrunde“

Frankfurt/Main (dpa) - FIFA-Schiedsrichter Manuel Gräfe hat angesichts der hohen Belastungen für die Unparteiischen Alarm geschlagen.

„So eine extreme Hinrunde wie diese habe ich in den 13 Jahren meiner DFB-Tätigkeit noch nicht erlebt“, sagte Gräfe in einem Interview des Fußball-Magazins „11 Freunde“. „Viele von uns sind am Limit der Belastbarkeit - sowohl physisch als auch psychisch“, meinte der 38 Jahre alte Berliner.

Der Suizid-Versuch seines Kollegen Babak Rafati vor der Partie zwischen dem 1. FC Köln und dem FSV Mainz 05 am 19. November habe ihn daher geschockt, aber nicht völlig überrascht. „Ich selbst hatte durchaus erwartet, dass etwas Außergewöhnliches passieren könnte, wenn auch nicht in dieser Form“, sagte Gräfe. „Eher schon, dass ein Kollege vielleicht Knall auf Fall aufhört oder vor der Kamera die Contenance verliert.“

Gräfe kritisierte vor allem die mangelnde Unterstützung der Schiedsrichter in Deutschland. Die Betreuung sei noch „amateurhaft, denn jeder Schiedsrichter muss allein organisieren, wo und wie er trainiert. Physiotherapeutische und ärztliche Betreuung fehlen ebenfalls“, bemängelte der Schiedsrichter des Jahres 2010/11, der bislang 130 Mal in der Bundesliga zum Einsatz kam.

„Topschiedsrichter sind inzwischen reine Leistungssportler, aber ihre Rahmenbedingungen sind in vielen Bereichen die von Hobbysportlern“, sagte Gräfe. Er forderte daher eine Modernisierung des Schiedsrichterwesens. „Es wäre vielleicht wirklich sinnvoll, die Schiedsrichter der ersten beiden Ligen auszugliedern und eine eigenständige Verwaltung aufzubauen.“

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