2. Bundesliga Die "Zebras" vom MSV Duisburg wollen vom Galopp nichts wissen

Vor dem Derby gegen Fortuna Düssseldorf besitzt der MSV Duisburg überraschend Tuchfühlung zur Aufstiegs-Relegation. Sportdirektor Ivo Grlic aber schaut weiter nur nach hinten und bremst auch vor zu hohen Zukunftserwartungen.

 Duisburgs Trainer Ilia Gruev beim Spiel gegen Holstein Kiel.

Duisburgs Trainer Ilia Gruev beim Spiel gegen Holstein Kiel.

Foto: Frank Molter

Düsseldorf. Wer vor der Saison darauf gewettet hätte, dass die Begegnung zwischen dem MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf am Sonntag im seit Wochen ausverkauften Wedau-Stadion ein Spitzenspiel sein wird, der wäre nun sicherlich um einige Euro reicher. In Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen hatten die Experten eher den VfL Bochum erwartet. Doch während es beim VfL in dieser Saison drunter und drüber geht, wird sich beim MSV sachlich und seriös auf das Wesentliche konzentriert. Für die Entwicklung dieser beiden Ruhrgebiets-Vereine hat Bochums früherer Trainer Peter Neururer daher auch eine recht einfache Erklärung. "Beim VfL macht jeder, was er will. Beim MSV macht jeder, was er kann."

Anerkennung, die Ivo Grlic beinahe ein wenig rot werden lässt. Doch wie zur Bestätigung wiegelt der MSV-Sportdirektor im Gespräch mit der WZ dann gleich mal die Frage nach einem bei nur drei Punkten Rückstand zum Aufstiegs-Relegationsplatz möglichen Durchmarsch in die Bundesliga ab. "Wir freuen uns auf das Spiel gegen Düsseldorf und wir möchten die Punkte schon gerne bei uns behalten. Schließlich haben wir aus dem Hinspiel noch etwas gut zu machen, weil wir beim 1:3 wahrlich nicht die schlechtere Mannschaft waren. Aber ich bin und bleibe Realist. So lange der Klassenerhalt rechnerisch nicht sicher ist, wird bei uns von nichts anderem gesprochen."

Es ist keine Phrasendrescherei, die Grlic damit betreibt. Seit 2011 ist er Sportdirektor der "Zebras" und damit einfach ein gebranntes Kind. 2011, da stand der MSV noch im Endspiel um den DFB-Pokal - 2013 nach Lizenzentzug und Zwangsabstieg in Liga drei dann jedoch vor der Insolvenz. Es folgte ein finanzieller Kraft- und Drahtseilakt, der überraschende Aufstieg 2015, der Abstieg 2016 sowie der erneute Aufstieg 2017. "Jetzt sind wir sicherlich auf einem guten Weg, haben aber lediglich acht Punkte Vorsprung auf Platz 16. Die Würzburger Kickers sind uns da ein warnendes Beispiel. Die kämpften vor einem Jahr als Neuling auch scheinbar um den Aufstieg. Am Ende stiegen sie ab", sagte Grlic.

Trotz 25 Punkten - und damit sechs mehr als Tabellenführer Fortuna Düsseldorf - aus den vergangenen 14 Spielen bremst Ivo Grlic jede Euphorie. Dennoch scheint sich der MSV Duisburg insgesamt zu erholen. "Wir konnten in den vergangenen zwei Jahren viel Vertrauen zurück gewinnen. Für Sponsoren gilt der MSV wieder als verlässlicher Partner", sagte Präsident Ingo Wald. Hinzu kommt Kontinuität auf dem Trainer-Posten. Während beim VfL Bochum in dieser Saison fünf (!) Übungsleiter auf der Bank saßen, beschäftigt der MSV in dieser Funktion Ilia Gruev schon seit November 2015.

Fakten, die den MSV im Falle einer vorderen Platzierung am Ende dieser Saison noch attraktiver werden lassen könnten. "Natürlich spricht sich unsere Arbeit herum und wir werden für Spieler interessanter", sagte Grlic. An der Zielsetzung für die Saison 2018/19 ändert dies für den 42-Jährigen freilich nichts. "Mit unserem durch Altlasten bedingten schmalen Etat werden wir auch weiterhin keine großen Sprünge machen können. Es wird für uns daher auch in den nächsten Jahren erstmal darum gehen, die Zweitklassigkeit zu bewahren." Am Sonntag aber darf der MSV ein Spitzenspiel genießen. Weil er das, was er kann, bis dato gut gemacht hat.

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