Saisonrückblick : Am Rhein ist das Geld knapp
Köln Kölns Trainer Steffen Baumgart richtet den Blick auf die Zukunft – mit einer gehörigen Portion Freude, aber auch der einen oder anderen Sorge.
Der Mann ist ein Sympathieträger, dem das „kölsche Lebensgefühl“ zusagt. Als er vor der aktuellen Saison zum 1. FC Köln kam, hatte Friedhelm Funkel in der Relegation gegen Holstein Kiel gerade den erneut drohenden Abstieg verhindert. „Wenn ich im November noch hier bin, ist ja schon einmal etwas geschafft“, sagte Cheftrainer Steffen Baumgart damals vor Saisonbeginn. Der ehemalige Profi aus Rostock, der bei Energie Cottbus in 225 Bundesligaspielen 29 Tore erzielte, steht nach einer Vorzeige-Saison in Köln vor der Vertragsverlängerung. Und vor einer Zukunft, die die aktuellen Leistungen der Mannschaft bestätigen soll. Und das bei einem um 20 Prozent reduzierten Personaletat.
Was Baumgart nicht schreckt. „Es gibt genügend Vereine, die viel weniger für ihre Mannschaft ausgeben als wir und trotzdem erfolgreich spielen. Mit Paderborn hatte ich einen der geringsten Etats der Zweiten Liga – und trotzdem sind wir aufgestiegen“, sagte Baumgart zuletzt im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Mit Paderborn gelang Baumgart der Durchmarsch von der dritten in die erste Liga. In Köln sorgte er früh für Planungssicherheit, der FC spielte die erfolgreichste Saison seit mehr als 30 Jahren. Wenn die letzten beiden Saisonniederlagen gegen den VfL Wolfsburg und beim VfB Stuttgart nicht gewesen wären, hätte aus der sicheren Qualifikation für die Play-offs der Conference League auch die Europa League oder gar die Champions League werden können. Baumgart sorgt sich schon jetzt, dass sich die höhere Frequenz durch die internationalen Spiele negativ auf das Training auswirken könnte. Bei aller Freude über den siebten Tabellenplatz.
In Stuttgart flüchtete er sich nach dem 1:2 (0:1) beim Platzsturm der Fans als einer der ersten in die Stadionkatakomben, zwei Niederlagen zum Saisonende ärgerten ihn, aber den Eindruck einer großartigen Spielzeit konnte das nicht mehr schmälern. „Wir haben in dieser Saison unsere Art, Fußball zu spielen, entwickelt und gezeigt, die letzten beiden Spiele sind nicht schön, aber zu verkraften. Wenn wir das Erreichte mit in die nächste Saison nehmen, dann ist das alles absolut okay“, sagte Baumgart dieser Zeitung. Als Baumgart sich abends auf dem Weg zum Mannschaftsbus von Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat verabschiedet, sagt der beeindruckt: „Steffen ist für mich einer der herausragenden Trainer in der Bundesliga.“ Mit dieser Meinung steht er nicht allein. „Wir freuen uns über die Saison, aber nicht über das Spiel in Stuttgart“, sagte Torwart Marvin Schwäbe. Allein er hielt den FC „mit unfassbaren Paraden“ (Mislintat) im Spiel. Von Vorgänger Timo Horn spricht keiner mehr, seine Zukunft ist offen. Erst in der Nachspielzeit musste der Kölner Torwart den Kopfball von Wataru Endo chancenlos passieren lassen.