1:2 gegen „Aussies“ - Härtetest nicht bestanden

Mönchengladbach (dpa) - Joachim Löws Talentschuppen hat den Härtetest gegen Australien nicht bestanden. Das auf acht Positionen veränderte deutsche Team unterlag den „Socceroos“ in Mönchengladbach mit 1:2 (1:0) und kassierte die erste Niederlage seit dem Halbfinal-K.o. bei der WM gegen Spanien.

Ohne viele geschonte Stammkräfte fehlten Esprit und Konzentration im deutschen Team, das vor 30 152 Zuschauern im nur zu zwei Dritteln gefüllten Borussia-Park durch das 15. Länderspiel-Tor von Mario Gomez (26.) programmgemaß in Führung gegangen war. Doch dann nutzten die Australier die sich häufenden Fehler eiskalt und feierten durch David Carney (61.), der das 1000. Tor gegen Deutschland erzielte, und Luke Wilkshire (64./Foulelfmeter) ihren ersten Sieg gegen den WM-Dritten.

„Es ist ein bisschen schade, weil wir das Spiel in der ersten Halbzeit ganz gut im Griff hatten. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel aber aus der Hand gegeben“, sagte Bundestrainer Löw, der seine Youngster nicht allzu hart anpacken wollte: „Junge Spieler können aus so einem Spiel lernen.“ Arne Friedrich meinte: „Wir haben sehr viel durchgewechselt, das soll keine Ausrede sein. Wir haben ein paar Minuten nicht aufgepasst, da haben wir zwei Tore gekriegt.“ Und Andre Schürrle bekannte leicht gefrustet: „Wir haben das Ding unnötig verloren.“

Auch die nächste Partie am 29. Mai in Sinsheim gegen den WM-Vierten Uruguay hat Testcharakter, ehe vier Tage später in Österreich der nächste Schritt in Richtung EURO 2012 geschafft werden soll. Dann wird das deutsche Team wieder ein ganz anderes Gesicht haben. Diesmal schaffte auch der in der 73. Minute eingewechselte Miroslav Klose in seinem 108. DFB-Einsatz, womit er mit Jürgen Klinsmann gleichzog, die Wende nicht mehr. Zwölf Minuten vor dem Ende scheiterte der Münchner frei vor Gäste-Schlussmann Mark Schwarzer.

Ohne Kreativkopf Mesut Özil und zahlreiche weitere Leistungsträger fehlten im deutschen Spiel die überraschenden Ideen, um die solide Defensive der Australier auszuhebeln. Löws radikaler Umbau hemmte den Kombinationsfluss im Team, das unter den Augen von Tribünengast Michael Ballack zwar großen Einsatz, aber erwartungsgemäß wenig Spielverständnis offenbarte.

In Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Lukas Podolski standen gegen die „Aussies“ nur drei Akteure in der Startelf, die auch am Samstag gegen Kasachstan begonnen hatten. Dazu kamen etliche Jungstars, von denen Andre Schürrle den besten Eindruck hinterließ. Der Mainzer war läuferisch stark und auch Vorbereiter des 1:0.

Andere konnten dagegen beim Leistungs-TÜV für die zweite Garnitur ihre Nervosität nicht abstreifen. Das galt für Sven Bender, den 45. Neuling in der Ära Löw, ebenso wie für seinen Dortmunder Clubkollegen Marcel Schmelzer, der wie bei seinem Debüt vor vier Monaten in Schweden sehr gehemmt wirkte. Gomez rechtfertigte seinen Einsatz anstelle von Klose mit seinem 15. Länderspieltor, bei dem er den Ball von der Strafraumgrenze in den Winkel schlenzte.

Knapp zehn Monate nach dem lockeren 4:0-Sieg zum WM-Auftakt in Durban erwies sich der 21. der Weltrangliste diesmal als echter Prüfstein für die deutsche Elf. Das Team von Holger Osieck spielte körperlich robust und ließ lange Zeit bis auf eine Chance von Müller, der eine scharfe Hereingabe von Podolski knapp verpasste (5.), nichts zu. Aus ihren Freistoß-Gelegenheiten machte die deutsche Mannschaft viel zu wenig. Die meist unpräzisen Hereingaben der Schweinsteiger und Schürrle fischte „Aussie“-Keeper Schwarzer alle weg. Vorne hatten die Gäste bis auf einen Volleyschuss von Brett Holman (19.) zunächst ebenfalls nicht viel zu bieten.

Erst als Bundesliga-Toptorjäger Gomez in die Klose-Rolle schlüpfte und nach Schürrles Zuspiel mit seinem ersten Schuss für das 1:0 sorgte, bekamen die Hausherren Oberwasser. Das war auch ein Verdienst von Ersatz-Kapitän Schweinsteiger. Der von den Fans am Betzenberg mit Pfiffen geschmähte Münchner spielte endlich wieder schnörkellos und kurbelte die Aktionen mit viel Engagement an. Dagegen fühlte sich Müller auf der Özil-Position sichtlich unwohl.

Nach einem Duett mit Müller vergab Podolski direkt nach Wiederbeginn per Flugkopfball das mögliche 2:0. Wenig später verpasste der Kölner mit einer Direktabnahme die Chance, den Vorsprung auszubauen. Auf der Gegenseite bestraften die Australier eine Schlafmützigkeit von Mats Hummels und Ersatzkeeper Tim Wiese durch Carney mit dem Ausgleich. Von den Unsicherheiten ließ sich dann auch Christian Träsch anstecken, dessen Rempler gegen Harry Kewell mit Strafstoß geahndet wurde. Wilkshire nahm das Präsent dankbar an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort