Fußball: Verschiebebahnhof Bundesliga

Hektik am Transfermarkt: Schalke gibt Ernst und Streit ab, Leverkusen holt Charisteas für Gekas.

Gelsenkirchen/Düsseldorf. Am Montagmorgen war Fabian Ernst schon nicht mehr mit dabei. Während seine ehemaligen Teamkollegen vom FC Schalke 04 ein Training absolvierten, saß der 29-Jährige bereits im Flieger in die Türkei. 4,5 Millionen soll Besiktas Istanbul für Ernst überweisen, ein Geschäft, das sich Manager Andreas Müller nicht entgehen lassen wollte.

"Wir mussten eine Güterabwägung treffen, was für den Klub und auch für Fabian auf Sicht gesehen das Beste ist", sagte Müller. Großen Einfluss auf die sportlichen Darbietungen der Schalker dürfte dieser Transfer allerdings nicht haben.

Ernst konnte seit seinem Wechsel von Bremen nach Gelsenkirchen im Sommer 2005 in viel zu wenigen Spielen unter Beweis stellen, weshalb ihn vor fast vier Jahren die halbe Bundesliga verpflichten wollte.

Und auch Albert Streit, der zuletzt aus disziplinarischen Gründen keine Berücksichtigung fand und deshalb bei den Amateuren sein Tagewerk verrichten musste, wird den FC Schalke 04 in Richtung Hamburger SV verlassen. Die Hanseaten leihen den 28-Jährigen bis zum Saisonende aus und sicherten sich eine Option, ihn anschließend verpflichten zu können.

Weiterhin bei den Westfalen dabei sein wird allerdings Kevin Kuranyi. Der hatte jüngst Zweifel am Willen der Schalker geäußert, seinen Vertrag über das Jahr 2010 zu verlängern. "Öffentlich wird viel geredet, aber mir gegenüber herrschte in dieser Sache die gesamte Winterpause über Funkstille. Deshalb muss ich vorbereitet sein, alles ist vorstellbar", sagte er unmittelbar vor dem gestrigen Ende der Transferperiode.

Manager Andreas Müller, der noch am Samstag, nach der Niederlage bei Hannover 96, verkündet hatte, dass "kein Spieler unverkäuflich" sei - "so ist das nun einmal im Profigeschäft" -, meldete sich gestern prompt zu Wort und widerlegte sich selbst. "Kevin ist unverändert ein wertvoller Spieler für uns, auf den wir langfristig bauen wollen. Er ist deswegen für uns unverkäuflich", teilte der Schalker Manager mit.

Wo mit Fußballern gehandelt wird, geht es nicht immer sanft zu. Angelos Charisteas zum Beispiel hat die letzten zwei Tage beim 1. FC Nürnberg damit zugebracht, auf ein Zeichen aus Leverkusen zu warten. Der Plan: Charisteas ist die erste Option als neuer Stürmer des Erstligisten, falls Theofanis Gekas noch abgegeben und der ersehnte Baseler Eren Derdyiok in diesem Winter nicht kommen kann.

"Charisteas musste sehr geduldig sein, aber wir haben ihm das auch klar gesagt", sagte Bayer-Sportmanager Michael Reschke gestern. Das Ergebnis: Gekas wurde zum FC Portsmouth in die Premier League verliehen, der Derdyiok-Transfer klappte nicht (weil zu teuer), also wurde Charisteas auf den letzten Drücker für ein halbes Jahr ausgeliehen - und ist nun die Alternative zu Patrick Helmes und Stefan Kießling im Bayer-Sturm.

Alles, was jung und noch unerfahren ist, wurde in Leverkusen kurzfristig ausgeliehen: Stefan Reinartz und Marcel Risse an Nürnberg, Jens Hegeler an den FC Augsburg, Deniz Naki an RW Ahlen. "Sie alle sollen Spielpraxis sammeln, um in der Zukunft eine Alternative zu sein", sagt Reschke.

Die Winter-Transfers in der Bundesliga folgen dem Domino-Effekt: Kaderlücken werden mit neuen Spielern geschlossen, die beim abgebenden Verein wieder eine Lücke reißen. So hat Hannover 96 am Sonntag Szabolcs Huszti zum Uefa-Pokal-Sieger Zenit St. Petersburg transferiert, benötigte dann aber dringend Ersatz im offensiven linken Mittelfeld.

Eine Anfrage in Leverkusen scheiterte, weil der angefragte Spieler nur hätte wechseln dürfen, wenn Geld für einen sofortigen Derdyiok-Transfer gefehlt hätte. So orientierte sich 96 kurzfristig um und stattete Wolfsburgs Jacek Krzynowek mit einem Vertrag bis zum Jahr 2010 aus.

Eine Alternative zu Krzynowek in Hannover wäre auch der Schalker Albert Streit gewesen - da aber kam 96 der kauflustige Hamburger SV zuvor, der sich durch die Einnahme von 20 Millionen Euro aus dem Verkauf von Nigel de Jong zu Manchester City ermutigt sah.

Die sehenswerte Hamburger Winterbilanz komplettieren Mickael Tavares (Slavia Prag, 1,5 Millionen Euro) und Thomas Rincon (Deportivo Tachira, 300 000), Marcel Ndjeng (Mönchengladbach) und Michael Gravgaard (FC Nantes). Der Hamburger Brasilianer Thiago Neves wird zunächst an Fluminense Rio de Janeiro ausgeliehen, geplant ist aber schon jetzt ein Verkauf für sieben Millionen Euro an Al-Hilal.

Insgesamt investierten die Klubs 19,4 Millionen Euro für knapp 40 neue Spieler. Dem stehen Einnahmen in Höhe von etwa 31 Millionen Euro gegenüber. Im vergangenen Jahr saß das Geld lockerer. Damals gaben die Clubs 48 Millionen Euro für Wintertransfers aus.

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