Fußball/ Nationalmannschaft: Alles nur für den Erfolg

Michael Ballack stellt alles zurück, was ihn an seinem Ziel hindern könnte. Er will Weltmeister sein.

Köln. Am Abend zuvor hat der ehemalige Teamkollege Bernd Schneider in Leverkusen zum Italiener eingeladen, der ganze Nationalmannschafts-Tross saß gemütlich beisammen, aber Michael Ballack wirkt am Morgen danach trotzdem ausgeruht.

Die Stimme ist noch angerauht, aber zu erheben weiß er sie immer noch, wenn es um des Kapitäns liebstes Thema geht: Die Distanz zwischen den Generationen in der Nationalelf, Erfahrung auf der einen, aufstrebende Jugend auf der anderen Seite.

Am Tag vor dem Länderspiel gegen Südafrika am Samstag (20.45 Uhr/ ZDF) in Leverkusen ruht der Kapitän in sich. Ballack hat seine Meinung, lesen darf man sie zwischen den Zeilen. Offiziell seien alle Konflikte aus "der jüngeren Vergangenheit ausgeräumt". Auch die Ohrfeigen-Affäre mit Lukas Podolski. "Wir haben uns hier erstmals wiedergetroffen, alles ist normal, wir beide sind professionell und schauen nach vorn."

Viel mehr als all dieses Theater am Rande interessiert den Sportler Ballack der Erfolg, nach dem er sich als ewig Zweitplatzierter sehnt. Junge, aufstrebende Spieler kommen dazu, Mesut Özil, Sami Khedira, beide werden gegen Südafrika spielen. "Sie haben jetzt eine gute Gelegenheit, sich aufzudrängen", sagt Ballack. Weil er nicht weniger von ihnen erwartet. Leistung - und keine großen Töne.

Die letzten Auftritte der Mannschaft seien nicht "rund gelaufen". Jetzt müsse das Team "zu alter Stärke zurückfinden", appellierte Ballack, der sich auf die typisch deutschen Tugenden verlassen will: "Wenn es drauf ankommt, sind wir da." Das ist die Mentalität des Kapitäns.

"Große Spieler zeigen sich bei den wichtigen Turnieren", sagt Ballack. Er meint langjährige Mitstreiter wie Torsten Frings, der nicht mehr dabei ist. Nennt ihn aber nicht. Und er meint Miroslav Klose, dessen Nominierung zu Ballacks Unverständnis inzwischen kritisch gesehen wird.

"Diskussionen über Miro müssen wir nicht führen. Einen Spieler wie ihn, der bei den großen Turnieren stets geglänzt hat, findet man in Europa kaum ein zweites Mal." Ballack hat sich in den Tagen von Köln oft mit Bundestrainer Joachim Löw besprochen, und wenn der Bundestrainer nun des öfteren dafür kritisiert wird, bei seinen Nominierungen zu mutlos zu sein, könnte das auch auf den Einfluss des Kapitäns zurückgehen. Zu viel Neues ist zu viel Ungewissheit für Ballack.

"Er ist ein echter Kapitän, großes Kompliment an Michael, wie er sich einbringt", sagt Löws Assistent Hansi Flick. Es ist eine Zweckgemeinschaft zwischen ihm und den Trainern. Er hat ein Ziel, dafür ordnet er sich unter. Soweit es nötig ist.

Ob er sich denn Mesut Özil unterordnen müsse, wenn der gegen Südafrika im offensiven Mittelfeld den Taktstock schwinge, wollte ein Reporter wissen. "Ich glaube nicht, dass sich Nationalspieler mit 80 Länderspielen den Neulingen unterordnen müssen", sagt Ballack völlig fassungslos. Und fügte an: "Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll."

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