Fußball: Maradonas Goldenkel

Die Vermarktungsstrategie eines Sportartikelherstellers hat im Fall von Sergio Agüero einen Höhepunkt erreicht.

Düsseldorf. Die Bilder liegen längst im Archiv des Sportartikel-Herstellers, aber Sergio Leonel Agüero liefert willig und beständig nach. Wieder und wieder zerrt der argentinische Nationalstürmer von Atletico Madrid seinen Sohn ins Fußball-Stadion, ein Baby, das vor anderthalb Monaten das Licht der (Fußball-)Welt erblickt hat.

Als Argentinien am Samstag vor 60 000 Zuschauern im Monumental-Stadion in Buenos Aires in der WM-Qualifikation gegen Venezuela spielte, durfte der kleine Benjamin nicht fehlen. Er trug das argentinische Nationaltrikot, schlummerte beim Einmarsch der argentinischen Gladiatoren im Arm des Vaters, und seine Füße waren in die knallroten Treter des Sportartikel-Herstellers Nike gezwängt.

Das Spiel mit den Emotionen funktionierte perfekt, ganz Argentinien lag dem 20-Jährigen und seinem Nachwuchs zu Füßen, der anschließende 4:0-Sieg tat sein Übriges. Und Nike, das mit Papa Agüero einen Werbevertrag führt, war glücklich. Diese Bilder waren im Kasten. Wieder einmal. Denn Agüero hat Benjamin auch schon bei einem Ligaspiel in Madrid präsentiert. Und er wird es wieder tun.

Der kleine Agüero gilt schon wegen seines Vaters nicht als gewöhnliches Kind. Aber erst sein Opa macht aus ihm in den Augen der Argentinier einen Außerirdischen. Kein anderer als der "Fußball-Gott" Diego Armando Maradona selbst hat seine Gene auf den Weg geschickt - dessen Tochter Giannina gebar Benjamin am 19. Februar dieses Jahres.

Seither ist die ganze Medienmaschinerie fein abgestimmt auf diese Familiendynastie. Maradona trug bei seinen spektakulären Auftritten stets die Trikotnummer10, Agüero trägt sie in Madrid, und selbstverständlich ziert auch Benjamins Trikot diese magische Zahl. Böse ist, wer dabei Schlechtes denkt: Maradona soll dem italienischen Fiskus aus seiner Zeit in der italienischen Liga noch 37 Millionen Euro schulden. Da kommt sein Goldenkel ganz gelegen.

Es gibt einen dieser berühmten Werbespots von Nike, in denen Kindervideos von Sergio Agüero in Bilder seiner Profi-Karriere münden, mit Musik untermalt, hoch emotional das Ganze, wie gemacht für die Werbeindustrie. Sollte aus dem Baby von heute schon bald ein Fußballer von Weltformat werden - und das ist bei diesen in der Tat fußballerisch begnadeten Genen keine Unwahrscheinlichkeit - haben die Werbestrategen des amerikanischen Sportartikelherstellers den Spot schon im Kopf.

Er beginnt mit einem kleinen Baby, umjubelt von 60 000 Zuschauern auf den Armen seines Vaters. Und seine Füße zieren rote Fußballschuhe mit dem Nike-Zeichen. Von Anbeginn dabei.

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