Fußball: Erste Schritte in die Normalität

Die Nationalmannschaft startet in Düsseldorf nach der Trauerfeier für Robert Enke wieder in den Alltag.

Düsseldorf. Es ist ungewöhnlich still und mit dem geschlossenen Dach ungewohnt dunkel in der Düsseldorfer Arena. Eine traurige Stimmung, die alle spüren und fühlen können - die 19 Nationalspieler, der Trainerstab auf dem Rasen sowie zehn Kamerateams und unzählige Fotografen am Rande.

Die versuchen die Normalität einzufangen, die laut Bundestrainer Jogi Löw "nach der Zeit der Besinnung" so schnell wie möglich wieder einkehren soll. Doch normal ist an diesem Montag, einen Tag nach der Trauerfeier und Beisetzung von Nationaltorhüter Robert Enke kaum etwas.

Fast an der gegenüber liegenden Seitenauslinie hat Löw seine Spieler nach dem leichten Aufwärmprogramm versammelt. Minutenlang spricht der Bundestrainer - viel länger als sonst üblich. Löw dankt den Profis für ihre Anteilnahme, ihr besonnenes Verhalten und ihre Anwesenheit am Tag zuvor in Hannover.

"Wir müssen unsere Werte überprüfen", sagte Jogi Löw. "Das gilt für den Fußball genau so wie für das Leben." Der Bundestrainer sprach vom Mut zur Menschlichkeit, von der Möglichkeit, auch einmal Schwäche zu zeigen.

"Wir alle hatten keine Chance, Robert von seiner Entscheidung abzuhalten. Wir dürfen uns jetzt auch keine Vorwürfe machen." Ob es dann morgen im Länderspiel gegen die Elfenbeinküste (20.45/ARD) zu einer außergewöhnlichen Leistung seiner Mannschaft reichen wird, wollte Löw, der sich gestern Abend mit seinem Stab Gedanken über die Aufstellung machen wollte, nicht versprechen.

Nur Stefan Kießling bekam bereits gestern eine Auflauf-Garantie für das 825.Länderspiel in der Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Natürlich sei Professionalität angesagt, um mit der besonderen Situation richtig umzugehen.

Aber Löw habe nach den ersten Eindrücken keine Sorge, dass jemand aus dem Kader dieser Anforderung nicht gerecht werden könnte. Kapitän Michael Ballack wird nach seiner Verletzung, einer Reizung im Knie, auf keinen Fall dabei sein. Auch nicht auf der Bank, wie Löw versichert. Aber er bleibt bei der Mannschaft.

In der Schalke-Arena wird es eine Gedenkminute für Robert Enke geben. Die Mannschaft spielt mit Trauerflor und auf dem Videowürfel werden Szenen an den verstorbenen Nationaltorhüter erinnern. Auf der Ersatzbank zwischen den Spielern wird sein Trikot liegen.

"Robert hat Fairness und Teamgeist vorgelebt", sagt Bundestrainer Löw. Das bleibt für die Mannschaft Verpflichtung. In der Begegnung mit den Stars der Elfenbeinküste erwartet Löw trotz allem Leistung. So viele Chancen haben die Nationalspieler dazu nicht mehr, bevor am 3.März in München mit dem Länderspiel gegen Argentinien die entscheidende Phase der WM-Vorbereitung - auch für den Bundestrainer - beginnt.

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