Fußball: „Beim FC stören nur die Spieler“

Altmeister Udo Lattek kritisiert Podolski vor dem brisanten Duell der Kölner mit Mönchengladbach.

Mönchengladbach. Er ist einer der erfolgreichsten Fußballtrainer der Welt und der Chef-Inquisitor der Bundesliga. Udo Lattek empfindet mit 75 Jahren nun die ersten Anzeichen von Demut im Alter. "Ich bin ausgeglichener als früher", sagte er. Auf das brisante Derby der alten Rivalen Köln und Mönchengladbach am Freitag (20.30 Uhr) blickt er allerdings mit gewohnt bissigem Zorn.

"Natürlich werde ich im Stadion sein. Mir ist allerdings schleierhaft, warum nach den Krawallen in den Derbys zuvor solch ein risikobeladenes Spiel Freitagabends im Dunkeln stattfindet. Wie will man da den ganzen Chaoten Herr werden?", kritisierte Lattek, der zwei Meistertitel mit den Gladbachern in den 70er Jahren gewann und als Sportdirektor in Köln seinen blauen Pullover hoffähig machte, die Spielansetzung der Deutschen Fußball Liga (DFL).

Seit über drei Jahrzehnten wohnt Lattek in Köln, sein Verhältnis zum FC hingegen ist stets zwiespältig gewesen. "Köln war keine gute Zeit. Ich war kein Sportdirektor und relativ unglücklich", sagt er, um in seiner typischen Art den "Effzeh" zu analysieren: "Wenn die Spieler richtig wollen würden, hätte Köln eigentlich auch eine gute Mannschaft."

Das habe man gesehen in den Spielen gegen die Spitzenklubs. Beim 0:0 gegen Leverkusen hätte die Mannschaft defensiv sehr gut gearbeitet, beim 1:1 gegen die den FC Bayern auch Mut in der Offensive bewiesen. Bis das blamable 0:1 in Mainz folgte. "Da war von alledem nichts mehr zu sehen. Ich habe den Verdacht, in der Mannschaft sind zu viele Spieler, denen vollkommen egal ist, was mit dem FC wird."

Latteks Kernthese zielt dabei auf Stareinkauf Lukas Podolski. "Er präsentiert den FC. Die anderen Spieler sagen sich, dann soll er es auch alleine machen. Und handeln so. Wir sind nicht bereit, für ihn zu laufen. Wenn er drei Mal so viel verdient, soll er auch drei Mal so viel laufen", sagt Lattek. Neid und Missgunst gebe es in jeder Mannschaft. Was der Novakovic biete, grenze an Arbeitsverweigerung. "Einen Doppelpass mit Podolski habe ich in dieser Saison noch nicht gesehen."

Für Trainer Svonimir Soldo sei das keine leichte Aufgabe. "Er kann Poldi aber auch mal aus der Mannschaft nehmen", meint Lattek. Bei den Bayern habe Podolski in drei Jahren drei verschiedene Trainer gehabt mit Magath, Hitzfeld und Klinsmann. "Bei keinem war er Stammspieler. Irgendetwas muss da also falsch sein", folgert Lattek, und tastet sich zusehends an die Kölner Fußball-Seele heran.

"Nach der 1:5-Heimpleite gegen Stuttgart waren die 30 Minuten später schon wieder deutscher Meister." Doch damit nicht genug: "Die Stimmung im Stadion, das ganze Drumherum, ist einfach fantastisch - nur die Spieler stören."

Latteks Tipp für das 76. rheinische Derby in der Fußball-Bundesliga: "Gladbach gewinnt oder holt einen Punkt, mit dem können die auch besser leben als Köln."

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