Fußball/Bayer Leverkusen: Heynckes hat Europa im Visier und wartet auf Helmes

Bayer Leverkusens Trainer Jupp Heynckes gibt sich locker und motiviert beim Trainingsauftakt. Der Liga tut Heynckes gut. Jetzt muss er nur noch Bayer Leverkusen gut tun.

Leverkusen. Fast 800 Menschen sind gekommen. Zum Trainingsstart von Bayer Leverkusen. Als Jupp Heynckes die Bayer-Fans an den Zäunen des Trainingsgeländes sieht, weist er Kommunikationsdirektor Meinolf Sprink an: "Lass’ sie doch herein, sie sind zu weit weg von uns."

Der Altmeister gibt sich locker vor seiner vielleicht letzten großen Aufgabe in der Bundesliga: "Ich bin ja jetzt der älteste Trainer der Liga, aber manchmal denke ich, ich wäre bis eben noch Spieler gewesen." Heynckes strahlt große Souveränität aus, die Gelassenheit des Alters. Heynckes, 64 Jahre jung, ist eine Wohltat im überhitzten Bundesliga-Geschäft.

Bernd Schneider hatte sich zuvor in "einer ziemlich emotionalen Ansprache" (Sprink) von seinen Kollegen verabschiedet. "Ich hätte den Bernd gerne dabei gehabt, er ist ein Leisetreter, aber ein ganz großer Fußballer, einer, der es aufnehmen konnte mit den spanischen Ballkünstlern, die ich trainiert habe", sagt Jupp Heynckes.

Die Ansprache des Trainers selbst war kurz: "Zu konkreten Zielen äußere ich mich erst, wenn alle da sind." Nationalspieler Patrick Helmes, der nach seinem Kreuzbandriss sechs Monate ausfällt, ist auch gekommen. "Ich erwarte, dass er sein Ding macht", fällt ihm zu Heynckes ein.

Zwei Stunden trainieren sie. Und dann stellt sich Heynckes den Fragen, locker und souverän. Offensiv will er spielen: "Meine Mannschaften haben immer offensiv gespielt, wie Sie vielleicht wissen.

Bei Bayer geht nach vorne immer etwas, aber die Mannschaft hat zu viele Gegentreffer bekommen, defensiv muss etwas passieren", sagt er. "Bayer ist ein seriös aufgestellter Club, der international spielen muss", fordert der Trainer und definiert damit doch das Ziel. Das Trainingslager auf Borkum will er nutzen, um sich ein Bild zu machen. An Verstärkungen denkt er noch nicht:

"Ich gehe erst einmal von dem bestehenden Kader aus, ich will Eindrücke gewinnen und dann sehen, was machbar ist." Eren Derdiyok kam aus Basel, Theofanis Gekas, Stefan Reinartz und Fabian Giefer sind Heimkehrer. Renato Augusto erreichte Leverkusen gestern leicht verspätet, auf Gonzalo Castro, Daniel Schwaab und Sami Hyypiä muss Heynckes noch warten.

Der neue Trainer wirkt sehr motiviert. "Nur ein funktionierendes Kollektiv kann in dieser Liga Erfolg haben." Heynckes zuzuhören, ist ein Gewinn im großen Geschäft der Plattitüden, der Mann sagt in wenigen Minuten mehr kluge Sätze als mancher Dampfplauderer den lieben langen Tag. Der Liga tut Heynckes gut. Jetzt muss er nur noch Bayer Leverkusen gut tun.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort