Fußball/Bayer Leverkusen: Das Gebilde Bayer und Labbadia wirkt seltsam fragil

Die Position des Trainers ist in Leverkusen nicht unumstritten. Am Dienstag spielt die Werkself in München.

Leverkusen. Bruno Labbadia wirkt manchmal, als sei er unentschieden, ob er sich über das Erreichte mit Bayer Leverkusen freuen oder über das Verpasste ärgern soll. Der 43-Jährige steht mit seiner Mannschaft im Pokalfinale in Berlin, aber die Rückrunde der Fußball-Bundesliga ist etwas, das Labbadia lieber ausklammern würde. Weil er keine Erklärungen hat oder keine Gründe nennen will, bleibt Labbadia seltsam unklar.

"Wenn wir nur noch an das Pokalfinale in Berlin denken würden, wäre uns der Liga-Erfolg in Schalke nicht gelungen", sagt Labbadia. Und: "Wir können nicht nur an Berlin denken und die Bundesliga ausklammern. Wie sollen wir dann am 30. Mai gegen Werder Bremen plötzlich den Schalter umlegen?"

Heute muss Labbadia beim neu motivierten FCBayern antreten, den sie im Pokal-Viertelfinale in Düsseldorf in einem denkwürdigen Spiel noch mit 4:2 aus der Arena fegten. Labbadia schwant Böses: "Die Spiele kann man nicht miteinander vergleichen. Die Bayern haben nur noch die Chance auf einen Titel, Bayern kann Meister werden, leicht wird das nicht."

Bayer ist die erste Bundesliga-Station des Trainers Labbadia. Die Mannschaft des ehemaligen Torjägers spielte eine unglaubliche Hinrunde, wurde als Titelkandidat gehandelt und enttäuscht in der Rückrunde genauso wie ein Jahr zuvor unter Michael Skibbe. Dieser musste gehen, aber es gibt in Leverkusen Leute, die sagen, Sportdirektor Rudi Völler möchte Skibbe zurückholen.

Wieder andere bringen Bruno Labbadia mit dem 1. FC Kaiserslautern in Verbindung. Für Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser existieren keine Zweifel: "Bruno Labbadia bleibt unser Trainer." Und überhaupt: "Anfragen anderer Klubs liegen nicht vor." Gespräche mit Labbadia gibt es nach dem Pokalfinale.

Labbadia hat vermutlich unterschätzt, dass Rudi Völler im Club sportlich weiter der Chef ist. Völler hat seinen Vertrag gerade bis 2012 verlängert. Und die Frage steht im Raum, was passiert, wenn Bayer nach einer enttäuschenden Rückrunde auch das Pokalfinale verliert. Labbadia spricht von "keiner einfachen Situation" seiner Mannschaft.

Dass Völler in der kommenden Saison auf Routiniers wie Bernd Schneider und Liverpool-Urgestein Sami Hyypiä setzt, nennt Labbadia "ideal für uns". Und er sagt, dass die Verpflichtung älterer Spieler "keine Abkehr von unserem Weg ist". Sätze wie: "Mir ist egal, ob ein Spieler jung oder alt ist, er muss in unser Gefüge passen", wären Labbadia zu Saisonbeginn vermutlich nicht über die Lippen gekommen.

Das Gebilde Bayer und Labbadia bleibt seltsam fragil. Sicherheit bringt nur ein gewonnenes Pokalfinale. Das heutige Spiel bei den Bayern ist nur eine Station auf dem Weg. Für die Bayern ist es mehr - wenn sie Meister werden wollen.

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