Fußball: Bayer bleibt im Schnee

Auf ausdrücklichen Wunsch von Jupp Heynckes trainiert Spitzenreiter Leverkusen im deutschen Winter.

Leverkusen. Alle fahren in die Sonne. Nur der Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga trainiert weiter im Schnee. Bayer Leverkusens Trainer Jupp Heynckes sieht keinen Anlass, trotz arktischer Temperaturen in Deutschland in wärmere Gefilde aufzubrechen.

"Wir haben in Leverkusen gute Bedingungen. Wenn wir reisen, verlieren wir doch nur Trainingstage." Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser ist es recht, muss er doch kein weiteres Trainingslager für seine Lizenzspieler finanzieren. "Das ist ein angenehmer Nebeneffekt, den ich nicht unerwähnt lassen möchte", sagt der Bayer-Chef.

Die Trainingsplätze an der BayArena haben Rasenheizung, die Bedingungen sind gut, es gibt keinen Grund, in die Türkei oder nach Spanien zu fliegen. Wie Borussia Mönchengladbach, der 1. FC Köln, der FC Schalke 04, Fortuna Düsseldorf oder der MSV Duisburg. Bayer bleibt angesichts der kürzesten Winterpause aller Zeiten zu Hause und bereitet sich zu Bedingungen auf den Rest der Saison vor, die voraussichtlich auch am 16. Januar herrschen. Wenn es in den Endspurt um die internationalen Plätze, vielleicht sogar um die Meisterschaft geht.

Die anderen Clubs machen andernorts nicht unbedingt die besseren Erfahrungen. Borussia Mönchengladbach muss im spanischen La Cala de Mijas schon auf den zweiten verletzten Profi verzichten. Nach Christian Dorda hat sich auch Abwehrspieler Paul Stalteri im Training eine Knieverletzung zugezogen. Der Kanadier, der seit drei Monaten nicht mehr zum Einsatz kam, kehrte am Dienstag nach Mönchengladbach zurück. Zweitligist Fortuna Düsseldorf entschied sich wie der FC Schalke 04 für Chiclana in Andalusien, aber sintflutartiger Regen machte intensives Training dort zwischenzeitig unmöglich.

Einzig Zvonimir Soldo schwärmt von "großartigen Bedingungen" im türkischen Belek, wenngleich schon beim ersten Abendtraining die Flutlicht-Anlage des Platzes in der Türkei den Geist aufgab. Der 1. FC Köln wollte sich ursprünglich zurückhaltend und bescheiden, sonst gar nicht die Art des Clubs, in der Sportschule Hennef auf die zweite Saisonhälfte vorbereiten, aber Schnee und Eis machten Soldo einen Strich durch die Rechnung.

Jupp Heynckes nahm es in Leverkusen eher amüsiert zur Kenntnis. "Die Bedingungen in Leverkusen sind absolut gut, ich habe kein Problem mit Schnee." Auch seine Profis scheinen das so zu sehen. Patrick Helmes, Toni Kroos und Sami Hyypiä nahmen die Einheiten sogar zunächst in kurzen Hosen auf. Gegen das Training bei Minusgraden erhob sich jedenfalls kein Widerspruch. "Ich habe mich nach den Festttagen richtig auf das Training gefreut", sagte Torjäger Stefan Kießling.

Wolfgang Holzhäuser begründet das Training vor der Haustür vor allem mit dem Zeitrahmen. "Die Winterpause war noch nie so kurz, wir haben nur knapp drei Wochen bis zum ersten Pflichtspiel. Die Profis dann noch einer langen Reise und der Klima-Umstellung auszusetzen, scheint mit nicht angemessen. Die Meinung hat Jupp Heynckes auch immer vertreten. Außerdem macht ein wirkliches Trainingslager von der Trainingsmethodik her gar keinen Sinn.

Es ist keine Zeit für Grundlagenausdauer. Die Spieler sind fit. Und auf die faule Haut legen die sich auch nicht." Als versteckte Kritik an den Kollegen der anderen Clubs will Holzhäuser das nicht verstanden wissen. "Jeder hat seine Gründe. Wir haben uns anders entschieden als andere. Daran ändert auch nichts, dass uns die niedrigen Temperaturen wirklich überrascht haben."

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