Fußball: 81 Jahre am Tivoli sind Geschichte

Mit dem alten Stadion geht auch der spezielle Charakter der Aachener Alemannia.

Aachen. Eine bedächtige Stille legt sich über den Aachener Tivoli, als mit dem Schlusspfiff des Testspiels gegen Werder Bremen auch der Abpfiff für das traditionsreiche Stadion fällt. In diesem Sommer zieht die Alemannia in ihre neue Arena und die Fans scheinen einen Moment lang inne zu halten.

Über die Anzeigetafel flimmert eine Foto-Strecke. Die Bilder zeigen die Geschichte der Alemannia, die untrennbar mit diesem Stadion verbunden ist. Zu dessen Abschiedsehren erlaubt die Feuerwehr sogar ein Meer von Wunderkerzen, bevor ein großartiges Feuerwerk das Kapitel Tivoli nach 81 Jahren beendet.

Zwar bleibt der alte Tivoli noch so lange vor dem Abriss bewahrt bis neben dem nur wenige Meter entfernten neuen, 32 900 Zuschauer fassenden und 55 Millionen Euro teuren Tivoli weitere Rasenplätze angelegt sind. Doch irgendwann werden die Bagger anrücken.

Bis dahin tragen die zweite Mannschaft, die A- und B-Junioren ihre Spiele in der alten Kampfstätte aus, die sich diesen Namen redlich verdient hat. Wenn das Flutlicht anging, dann brannte die Luft. Zwar konnten sich nur 21100 Zuschauer in das enge Rechteck zwängen, aber die Stimmung war einmalig.

Das Spielfeld befand sich in Griffnähe, richtig gern ging kein gegnerischer Spieler zur Ausführung von Einwürfen oder Eckbällen, zumal die fantastische Atmosphäre manchmal leider auch aufgeheizt war.

Wolfgang Wolf musste dies leidvoll erfahren, als er im November 2003 von einem Wurfgeschoss getroffen wurde und eine klaffende Platzwunde davontrug.

Es war die Zeit, als die Alemannia mit den lebenden Legenden Erik Meijer und Willi Landgraf aus ihrem sportlichen Dornröschenschlaf erwacht war. Der FC Bayern und Mönchengladbach mussten 2004 am Tivoli, natürlich unter Flutlicht, im DFB-Pokal die Segel streichen, und erst im Finale von Berlin verhinderte Werder Bremen den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte der Alemannia, die aber durch Werders Double am Uefa-Cup teilnehmen durfte.

Der Tivoli durfte das nicht und trug Trauer. Der mächtige europäische Fußball-Verband hatte dem ehrenwerten Haus den Eintritt auf die internationale Bühne verwehrt. Einfach ausgesperrt, weil zu alt, zu klein, mit zu wenigen Sitzplätzen. Es war der Anfang vom Ende.

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