Fortuna Düsseldorf Funkel geht im Sommer: Super-Gau in Marbella

Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf wollte den Vertrag mit dem 65 Jahre alten Trainer Friedhelm Funkel nicht sofort verlängern. Jetzt geht Funkel im Sommer in Rente.

 Fortuna Düsseldorfs Vorstandschef Robert Schäfer und Trainer Friedhelm Funkel geben ihre Trennung zum Saisonende bekannt.

Fortuna Düsseldorfs Vorstandschef Robert Schäfer und Trainer Friedhelm Funkel geben ihre Trennung zum Saisonende bekannt.

Foto: Christof Wolff

Dass Friedhelm Funkel einmal wegen seines Jobs geweint hätte, wusste bisher noch kein Medienvertreter zu berichten. Seit gestern, 13.50 Uhr spanische Ortszeit, ist das anders. Dem 65 Jahre alten Cheftrainer von Fortuna Düsseldorf war zuvor mitgeteilt worden, dass der Verein Funkels im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Und im anschließenden Pressegespräch mit Fortuna-Vorstand Robert Schäfer und eben Funkel kamen dem Trainer die Tränen. Just, als er zur Lobrede auf seine Mannschaft abhob. „Das alles hat mir so viel Spaß bereitet, dass es jetzt für mich eine riesige Enttäuschung ist, dass man mir nicht mehr vertraut.“

Vor den Beteiligten lag eine zerbrochene Welt. Die gestrige halbe Stunde am Mittag in Spanien wird als Super-Gau von Marbella in die Klubgeschichte eingehen. Funkel hatte Fortuna Düsseldof 2017 in der 2. Liga vor dem Abstieg gerettet, ist 2018 aufgestiegen in die erste Liga und steht aktuell zur Winterpause auf einem Nichtabstiegsplatz. Viel mehr geht nicht. Er hat, sagen viele, dem Verein Bedeutung und Seriösität zurückgegeben. Am Saisonende wird er trotzdem gehen, weil beide Seiten über den Zeitpunkt der Vertragsverhandlung nicht überein gekommen sind. So die offizielle Version. „Das Angebot von Fortuna Düsseldorf, konkrete Vertragsgespräche dann aufzunehmen, wenn absehbar ist, in welche Richtung sich die Spiele der Rückrunde entwickeln, lehnte Friedhelm Funkel ab“, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins. „Damit wird sein Engagement bei Fortuna Düsseldorf am 30. Juni 2019 enden.“ Punkt. Funkel spricht davon, man vertraue ihm offenbar nicht. Schäfer findet, darum gehe es nicht.

Der 42-Jährige führte im Mediengespräch aus, dass das kurzfristige Ziel Klassenerhalt von so überragender Bedeutung für den Verein, der das „in 25 Jahren nicht geschafft habe, sei, dass alle bevorstehenden Vertragsgespräche mit dem Trainer, dem Funktionsteam und den Spielern erst dann geführt würden, wenn absehbar“ sei, wie sich Spiele und Rückrunde entwickeln. „Friedhelm Funkel akzeptiert diesen Standpunkt, bestand allerdings auf einer schnellen Lösung in der Winterpause“, sagte Schäfer. „Deshalb konnten wir leider keinen gemeinsamen Kompromiss finden.“ Die Devise laute jetzt: „Der gesamte Verein, Friedhelm Funkel und die Mannschaft werden jetzt alles dafür geben, den Klassenerhalt zu erreichen.“ Ist das wirklich so einfach?

In den sozialen Medien schlug den Fortuna-Gremien nach Bekanntwerden der Entscheidung viel Verärgerung und bisweilen auch purer Hass und Ablehnung entgegen. Die Fans im Trainingslager lehnten ein gemeinsames Foto mit der Mannschaft als Abschluss ab. Schäfer hat gemeinsam mit dem neuen Sportvorstand Lutz Pfannenstiel die Entscheidung getroffen, der Aufsichtsrat habe das alles abgesegnet. Kommuniziert wurde: Der Gesamtverein scheint hinter der Entscheidung zu stehen. Pfannenstiel sagte: „Der Trainer ist ein absoluter Profi, er wird bis zum letzten Tag seine gesamte Kraft für die Fortuna einsetzen.“ Mit einem neuen Trainer, heißt es, soll noch überhaupt nicht gesprochen worden sein.

Klar ist: Seit Monaten rumort es im Verein. Das Verhältnis vom mächtigen Vorstand Schäfer zum Trainer, der mit Fortuna Düsseldorf im vergangenen Jahr in die erste Bundesliga aufgestiegen ist und jetzt zur Winterpause auf Kurs Richtung Klassenerhalt liegt, soll schlecht sein, die Kommunikation seit Monaten gestört. Zudem konnte man Risse erkennen, als der Klub vor drei Wochen Sportvorstand Lutz Pfannenstiel installierte und Funkel diese Entscheidung ziemlich genervt kommentierte: „Er ist einer der ganz wenigen im Fußballgeschäft, den ich überhaupt nicht kenne.“ Diese despektierliche Einschätzung und einige Interviews, in denen der Trainer eine Vertragsverlängerung in der Winterpause gefordert habe, heißt es, seien bei der Vereinsführung schlecht angekommen. Motto: Wann wer verlängert, entscheiden noch immer wir.

„Wir haben nicht verdient, dass man uns so lange warten lässt“

Funkel selbst kann die Entscheidung „nicht verstehen, ich sehe das völlig anders“. Der Trainer bot sogar noch einen Kompromiss an, hätte auch einen „Vertrag nur für die erste Liga“ akzeptiert. „Aber auch das wollte der Verein nicht“, sagte Funkel, der nicht verstehen wollte, warum Fortuna warten wollte. „Vielleicht ist bis zum letzten Spieltag nicht klar, ob wir das Ziel des Klassenerhalts geschafft haben. Wir haben nicht verdient, dass man uns so lange warten lässt.“ Funkel fehlte Rückhalt. „Ich habe das Gefühl, dass man mir nicht mehr vertraut. Das ist für mich auch eine Frage der Ehre. Die Voraussetzungen, jetzt zu sprechen, waren gut wie nie.“

Der in Krefeld lebende Trainer machte klar, nun nach dieser Saison in Rente gehen zu wollen. „Es bleibt dabei, dass ich nach Fortuna Düsseldorf keine neue Aufgabe mehr übernehmen will. Und zwar nicht, weil ich in Rente gehen will, das will ich eigentlich noch gar nicht, sondern weil ich nie wieder eine solche Truppe und einen solchen Staff zusammenbekommen werde.“ Einen derartigen Zusammenhalt habe er noch bei keiner anderen Station erlebt, sagte Funkel und schloss die „unglaublichen Fans“ mit ein. Und: „Ich bin 65, ich muss nicht mehr arbeiten, aber mir macht hier aber jeder Tag Spaß, wie ich das noch nie zuvor erlebt habe.“ Einige Spieler sprachen hinter vorgehaltener Hand von einer „unfassbaren Entscheidung“.

Vereinsboss Robert Schäfer betonte derweil neben einem in Tränen aufgelösten Trainer, dass man die Gespräche gerne geführt hätte, „nur eben nicht zu diesem Zeitpunkt“. Das habe eben nicht mit mangelndem Vertrauen zu tun. „Für uns als Verein benötigen wir das Wissen über die Tendenz, ob wir unsere Ziele erreichen können.“ Schäfer sagte, er akzeptiere die Entscheidung, verstehe sie allerdings nicht.

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