Familiensache Motorsport

Unter Rennfahrern gibt es noch den Generationenkonflikt: Die zweite Generation der Sennas und Laudas kann davon berichten.

Düsseldorf. In den 70er und 80er Jahren, als die Formel 1 noch mehr Abenteuer war als Hightech-Sport, entstanden Legenden, deren Namen bis heute nachklingen. Ickx, Lauda, Senna und Prost stehen für Mut zum Risiko, fahrerische Leidenschaft und Ausnahmekönnen.

All diese Namen sind inzwischen wieder da: Bruno, der 28 Jahre alte Neffe Ayrton Sennas, fährt in dieser Saison bei Williams — jenem Formel-1-Team, in dem sein Onkel 1994 tödlich verunglückte. Auch der Name Prost taucht am Rande wieder in der Königsklasse auf.

Alains Sohn Nicolas (30) machte im vergangenen Jahr Testfahrten bei Lotus Renault und fährt inzwischen Langstreckenrennen beim Schweizer Team Rebellion Racing. Sein Teamkollege: Ex-Formel-1-Pilot Nick Heidfeld. Weniger erfolgreich aber ebenfalls aufmerksam beobachtet werden Mathias Lauda und Vanina Ickx. Letztere allein dadurch, dass sie die einzige Tochter einer Fahrerlegende ist, die ins Männergeschäft Motorsport eingestiegen ist.

Vater Jacques „Jacky“ Ickx ist zweimaliger Vizeweltmeister der Formel 1, fuhr auch erfolgreich Motorrad- sowie Tourenwagenrennen und gilt als einzigartiges Allroundtalent. Seine 37-jährige Tochter ist seit 2001 in verschiedenen GT-Serien unterwegs und fuhr zwei Saisons in der DTM.

Vanina Ickx stieg wie Mathias Lauda und Bruno Senna erst mit 21 Jahren und damit ungewöhnlich spät in den Motorsport ein. In allen drei Fällen wurde der Weg ins Cockpit in der Familie nicht unbedingt gefördert. Sie sei noch nicht einmal als Kind zu Rennen mitgenommen worden, sagte Vanina Ickx.

Der 31-jährige Mathias Lauda, der unter anderem DTM und Porsche Supercup gefahren ist, schrieb einmal in einem Gastbeitrag für eine Zeitschrift, dass er zunächst heimlich Rennen fuhr. „Motorsport ist für Deppen, die im Kreis fahren“, habe sein Vater zu ihm gesagt. Auch die Mutter habe nach dem schweren Feuerunfall des Vaters 1976 auf dem Nürburgring nicht gewollt, dass der Sohn in seine Fußstapfen tritt. Warum er es trotzdem getan hat? „Ich liebe es, das Auto am Limit zu bewegen. Das habe ich im Blut“, schreibt er.

Ist der Bazillus Motorsport also vererbbar? Auch bei Bruno Senna hat sich die Liebe zum schnellen Sport gegen alle Widerstände durchgesetzt. Die Familie hatte nicht nur Ayrton Senna durch einen Rennunfall verloren, kurz darauf verunglückte auch Bruno Sennas Vater tödlich mit dem Motorrad. Kontakte zu Teams und Sponsoren, Aufmerksamkeit erregen — das alles fällt Anfängern mit berühmtem Namen leichter. „Der Nachname öffnet Türen“, sagte Johannes, der Sohn von Rennfahrer Hans-Joachim Stuck zuletzt in einem Interview. „Aber wenn du zu schlecht bist, schmeißen sie dich sowieso raus.“

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