Überraschung bei DEB-Trainersuche?

Berlin (dpa) - Eigentlich hatte Uwe Krupp die Eishockey-WM im Mai als persönliche Abschiedsvorstellung auserkoren, doch die bislang erfolglose Nachfolgersuche bringt den Bundestrainer ins Grübeln.

Dreieinhalb Monate vor dem beabsichtigten Ende der Ära Krupp ist ein passender Erbe des erfolgreichen Coaches nicht in Sicht. Nun scheint ein Verbleib des NHL-Veteranen an der deutschen Bande wieder möglich. Nach DEB-Sportdirektor Franz Reindl gab auch Krupp am Wochenende das kategorische Nein zu einer Doppelfunktion als Bundestrainer und Teammanager bei seinem neuen Arbeitgeber Kölner Haie auf.

„Sollte der DEB der Meinung sein, dass so eine Doppellösung mit Krupp als Vereins- und Bundestrainer die beste Lösung für das deutsche Eishockey ist, dann würde ich mir das auf jeden Fall anhören und es nicht ausschließen“, sagte Krupp in Bratislava. Dort hatte die stark ersatzgeschwächte junge Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) beim Slovakia-Cup den vierten und letzten Platz belegt, trotz zweier Niederlagen gegen die Slowakei und Weißrussland aber durchaus zu gefallen gewusst.

„Es gibt noch keine konkreten Gespräche über dieses Thema“, sagte Krupp. Medienberichten zufolge könnte der 45-Jährige ein weiteres Jahr als Bundestrainer dranhängen. Reindl hatte schon zuvor im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa angedeutet, alle Varianten zu prüfen: „Wenn man etwas ausschließt, macht man sich unnötig Türen zu.“

Bei den Kölner Haien, denen Krupp als Sportchef nach der WM aus der Krise helfen soll, erklärt man sich gesprächsbereit. „Wenn eine Anfrage kommt, werden wir das diskutieren. Wir hören uns alles an“, sagte Haie-Geschäftsführer Thomas Eichin der dpa. Bereits Hans Zach hatte zwischen 2002 und 2004 sowohl erfolgreich die Haie als auch die Nationalmannschaft betreut. „Ich weiß, dass so eine Lösung funktionieren kann“, sagte Eichin, der Verständnis für die Situation beim DEB hat: „Wir sind daran interessiert, dass wir einen guten Bundestrainer haben.“

Reindl schätzt Krupp, der sich verstärkt um die Nachwuchsteams kümmert. Nicht von ungefähr hat den Sportdirektor in der Slowakei eine „superjunge Nationalmannschaft durch ihre starken, kompakten und geschlossenen Auftritte überzeugt“. Krupp resümierte: „Insgesamt war es aber eine gute Erfahrung für unser junges Team, das hier gesehen hat, wie eng es auf diesem hohen internationalen Niveau zugeht.“

Das 1:4 am Freitag gegen den Gastgeber und späteren Turniersieger sowie das 2:4 einen Tag später gegen die Weißrussen spiegeln nicht die Kräfteverhältnisse wieder, verzichtete Krupp doch im Gegensatz zu den anderen Teams auf viele Routiniers. Nur drei Profis hatten mehr als 50 Länderspiele, einzig John Tripp (Köln) war älter als 30 Jahre.

„Es hat Spaß gemacht, diese junge Mannschaft als Kapitän zu führen“, sagte Tripp. „Ich denke, wir haben uns gut verkauft und die jungen Spieler haben sich gut integriert.“ Vereinskollege Philipp Gogulla meinte: „Wir hatten in beiden Spielen die Chance, auch zu gewinnen. Am Ende war dann leider auch ein bisschen Pech dabei.“

Krupps Konzept bei der Nachwuchsförderung will der DEB auf jeden Fall beibehalten - und wer könnte das besser als Krupp selbst? Dass dem früheren Verteidiger und Gewinner des Stanley Cups ein Abschied vom DEB schwer fällt, ist verständlich. Hat er doch mit WM-Rang vier im Vorjahr für den größten deutschen Triumph seit Olympia-Bronze 1976 -vor 35 Jahren stand Reindl noch selbst auf dem Eis - gesorgt.

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