Stamkos: Scharfschütze im Schatten der Stars

Boston (dpa) - Er ist die quirligste Kufe Südfloridas, ein Torjäger par excellence und steht dennoch nur im Schatten. Steven Stamkos von den Tampa Bay Lightning kommt in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL einfach nicht über den Prinzen-Status hinaus.

Dabei hat der Kanadier alles, was man braucht, um der König der Kufencracks zu sein - doch diese Rolle ist in der NHL schon seit Jahren an Sidney Crosby (Pittsburgh Penguins) und Alexander Owetschkin (Washington Capitals) vergeben.

„Sid the Kid“ und „The great eight“ füllen die Schlagzeilen, seitdem sie 2005 in die Liga kamen. Stamkos hingegen ist fast unbemerkt zum Toptorjäger aufgestiegen - dabei spielt er erst seine dritte Saison und ist gerade mal 20 Jahre alt. „Er ist unglaublich schnell und fackelt nicht lange. Und er ist ein intelligenter Spieler, sieht die Lücken und weiß, wo er sein muss, um ein Tor zu schießen“, lobt Wayne Gretzky seinen Landsmann.

In der Vorsaison zog Stamkos bereits in einer Kategorie mit „The Great One“ gleich. Wie Gretzky durchbrach er als Teenager erstmals die historische 50-Tore-Marke, wurde mit 51 Treffern zusammen mit Crosby Torschützenkönig. „Aber er hat sich nicht auf seinen Lorbeeren ausgeruht, sondern man sieht, dass er im Sommer sehr hart gearbeitet hat, um noch besser zu sein“, so Gretzky.

Die harte Arbeit war für Stamkos wochenlange Qual. Zusammen mit 24 weiteren Kollegen schuftete er im Trainingscamp von Gary Roberts in Uxbridge/Ontario. Ex-NHL-Profi Roberts ist mittlerweile Ernährungsexperte und zudem bekannt für seine knallharten Übungseinheiten. Stamkos stemmte beispielsweise beim Kniebeugen mit 160 Kilogramm fast das Doppelte seines Körpergewichts - und aß so viel biologisch angebautes Gemüse wie nie zuvor. „Es war hart. Du musstest alles andere dem Training unterordnen - jeden einzelnen Tag“, sagt Stamkos.

Als er in dieser Saison nach 22 Spielen bereits 21-mal getroffen hatte, begannen Fans und Fachpresse zu spekulieren, ob er gar die NHL-Schallmauer von 50 Toren in 50 Partien durchbrechen könne. Dies war in der 93-jährigen Geschichte der Liga nur sechs Profis gelungen, davon dreimal Gretzky. „Es ist noch ein bisschen zu früh für Stamkos. Wenn du bei 35 Toren in 35 bis 38 Spielen bist, dann hast du das richtige Tempo, um es zu schaffen“, meinte Gretzky.

Derzeit hat Stamkos etwas an Fahrt verloren, seit sechs Spielen nicht mehr getroffen. „Die Gegner haben ihn auf der Rechnung, er hat die besten Verteidiger der Liga gegen sich. Aber er spielt nach wie vor gut, ist immer noch für jede Abwehr eine Gefahr“, sagt Tampa- Trainer Guy Boucher.

Trotz seiner Flaute rangiert Stamkos in der Torjäger- und Scorer-Liste immer noch auf Rang zwei - jeweils hinter Crosby und klar vor Owetschkin. Und im Vergleich zu den beiden Superstars (Jahresgehalt jeweils neun Millionen Dollar) ist Stamkos mit 3,725 Millionen Dollar ein echtes Scharfschützen-Schnäppchen.

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