Krefeld Pinguine Seit September spielt Christian Ehrhoff in Los Angeles

Seit September spielt Christian Ehrhoff in Los Angeles — und fühlt sich mit der Familie wohl, selbst wenn sportlich nicht alles rund läuft.

Krefeld Pinguine: Seit September spielt Christian Ehrhoff in Los Angeles
Foto: imago

Krefeld. Wer an Los Angeles denkt, an die Reichen und Schönen aus Hollywood, an den blauen Himmel und die Strände Kaliforniens, der landet nicht zwingend beim Eishockey. Für Christian Ehrhoff kann es dennoch kaum einen schöneren Ort geben, um seinem Beruf nachzugehen. „Wir stehen mit der Sonne auf, genießen das Wetter und wohnen zehn Minuten vom Strand entfernt“, beschreibt der 33-Jährige den Familienalltag wie andere ihren Urlaub.

Mit Hängematten oder Getränken mit Schirmchen hat Ehrhoffs Aufenthalt in der zweitgrößten Stadt der USA allerdings wenig zu tun. Der Krefelder ist in Los Angeles, um sich den Traum vom Stanley Cup zu erfüllen, dem Meisterpokal der NHL. Im Sommer wechselte der Verteidiger zu den LA Kings, die dank Wayne Gretzky bereits in den 90ern die Sportfans der Millionenmetropole für sich gewannen. Spätestens seit den zwei Meisterschaften 2012 und 2014 ist der rasante Wintersport unter den Sonnenanbetern richtig hip. „Für die Nachwuchs-Programme gibt es ellenlange Wartelisten, Eishockey hat hier seinen festen Platz“, sagt Ehrhoff, dessen Team seit 180 Heimspielen stets vor ausverkauftem Haus (rund 18 500 Plätze) aufläuft. Bei dreistelligen Ticketpreisen. Meistens gibt es hinterher etwas zu feiern.

Nach holprigem Start sind die „Könige“ derzeit Tabellenführer der Pacific Division und sehen aus wie ein Titelkandidat. Das war es, was Ehrhoff suchte. Sonst hat der Verteidiger, der die Krefeld Pinguine 2003 nach der Meisterschaft verließ, alles erlebt. Er hat mit und gegen die größten Stars gespielt, war ganz oben und ganz unten, topfit und schwer verletzt. Und er hat in all den Jahren mehr als 50 Millionen Dollar verdient. Nur dieser Titel fehlt. Nun könnte es klappen.

Doch der erfahrene Verteidiger hat die Erwartungen bislang nicht erfüllt. Nicht die persönlichen, nicht die des Teams. Ehrhoff sollte in einer der beiden Topreihen spielen und in kritischen Momenten Verantwortung übernehmen. Doch aktuell spielt er für nur etwas mehr als 15 Minuten pro Abend in der dritten Reihe. Hin und wieder sitzt er auch auf der Tribüne. „Ich habe in den ersten Spielen viel gespielt, aber es lief für das Team und für mich nicht gut. Jetzt versuche ich, mich heranzukämpfen“, sagt Ehrhoff zu seiner Situation. Eigentlich hat er durchaus gute Zahlen, gerade wenn es um das als Gradmesser angesehene Schussverhältnis geht. Doch für seine Übersicht und seinen harten Schuss springt zu wenig Zählbares heraus. 361 Scorerpunkte (79 Tore/282 Vorlagen) hatte der Krefelder in den 814 NHL-Spielen zuvor gesammelt. Für die Kings stehen nach 31 Spielen erst acht (2/6) weitere auf dem Zettel.

Das Leben in der neuen Heimat genießen die Ehrhoffs trotzdem. „Wir sind gut angekommen“, sagt der dreifache Vater, dessen Job der Familie in letzter Zeit eine Menge zumutete. 2014 ging es von Buffalo nach Pittsburgh, einen Sommer später weiter nach Los Angeles. „Drei Städte in drei Jahren sind nicht einfach, das ist hart für die Kinder. Zwischendurch waren wir ja auch in Deutschland. Die vermissen die Großeltern und die Freunde. Natürlich ist das nicht optimal, aber es ist ihr normaler Lebensstil geworden.“

So bemüht er sich, die wenige freie Zeit bei 82 Spielen von Oktober bis April mit der Familie zu verbringen. Wenn mal kein Spiel ansteht, holt Ehrhoff die beiden älteren Töchter von der Schule ab und ist mittags mit ihnen zu Hause. Die Familie lebt extra etwas außerhalb. Die Trainingshalle ist gleich in der Nähe, das Verkehrschaos, den Smog und den Trubel der Metropole erleben sie selten. Nur zu den Heimspielen fährt der Vater nach Downtown. Er wisse zwar mittlerweile, wo man hingehen muss, um Filmstars wie Robert De Niro beim Frühstück zu sehen. Aber was soll er da? Letztens hatte seine Frau Farina einen Pilates-Kurs mit Jane Fonda. Aber deswegen sind sie nicht in Los Angeles. Christian Ehrhoff ist Eishockey-Profi, er will den Stanley Cup gewinnen.

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