Pinguine: Wenn es läuft, dann läuft’s

Die Eishockey-Profis gehen auf dem Zahnfleisch und gewinnen dennoch ihre Begegnungen.

Krefeld. Ihr Schnaufen im Kabinengang war fast so laut wie der Jubel der Fans draußen im König-Palast. Der Kraftakt, mit dem die Pinguine den 4:3-Erfolg über die Eisbären und die Tabellenführung in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erkämpft hatten, zeigte deutliche Spuren. Vor allem aber die Gesichtsmuskeln leisteten nach dem Schlusspfiff Schwerstarbeit.

So wie bei Boris Blank, der grinste wie das berühmte Honigkuchenpferd. Er freute sich „diebisch“ über seinen spektakulär verwandelten entscheidenden Penalty. Kurz vor dem Tor vom Vorwärtslauf auf rückwärts wechselnd und dann die Scheibe mit der Rückhand einnetzen — die Zuschauer waren begeistert. „Ich habe mir unsere Fehlschüsse genau angesehen und mir eine andere Taktik überlegt. Ich wollte den Puck hoch auf der Fanghandseite reinmachen, aber die Scheibe ist früh versprungen und ich habe sie gar nicht richtig getroffen. Aber irgendwie ist sie dann eben unten reingegangen.“

Ob es vielleicht gerade dieser etwas verunglückte Ablauf war, der dem starken Berliner Torhüter Rob Zepp keine Chance ließ? „Gut möglich, aber drin ist drin. Glück braucht man eben.“

Dieses Glück hat man eben auch, wenn es „läuft“. Diese alte Sportweisheit erleben die Pinguine in ihrer eindrucksvollen Erfolgsserie immer wieder. Sie schießen zur richtigen Zeit die wichtigen Tore. Die Tore wie in Köln durch Mark Voakes und Roland Verwey, die den Elan der Gastgeber schon in den ersten Minuten stoppen. Oder die Tore wie gegen Berlin durch Richard Pavlikovsky und Adam Courchaine, die den Gegner nicht davonziehen lassen.

Im englischsprachigen Raum nennt man dieses Phänomen „Flow“ oder „Momentum“, am Niederrhein sagt man einfach: „Et lüpt“. Wenn sich Trainer Rick Adduono an diesem niederrheinischen Ausdruck versucht, dann klingt das überaus putzig, doch seine Botschaft ist ernsthaft. So ein Lauf sei eben kein Selbstläufer. „Wir müssen mit den Beinen auf dem Boden bleiben. Wir spielen gut, wir haben Erfolg. Aber das geht nur, weil wir uns für jedes Spiel neu auf die Kleinigkeiten konzentrieren. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen, wie gut wir wirklich sind und was wir tun müssen, um gut zu sein.“

Auch innerhalb des Teams ist man sich dieser — flüchtigen — Macht des „Momentum“ sehr wohl bewusst. Kapitän Herberts Vasiljevs will trotz der Euphorie im Umfeld den „Ball“ beim Eishockey flach halten. Er warnt vor überzogenen Erwartungen. Sein „Kumpel“ Boris Blank sah es schon in den Minuten der Ehrenrunde wieder ganz pragmatisch: „Jetzt werden wir erst einmal mit den Fans feiern, uns über Silvester etwas erholen und dann schon auf das nächste Spiel am Freitag vorbereiten.“

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