Eishockey Schöner alter Brauch: das Straßenbahnderby zwischen Krefeld und Düsseldorf

Die Fans der Pinguine und der DEG liebten es, mit der U76 zu Auswärtsspielen zu fahren.

Das Straßenbahnderby ist in der Eishockeywelt ein feststehender Begriff. Peter Schmitz hat das Derby für die WZ illustriert.

Das Straßenbahnderby ist in der Eishockeywelt ein feststehender Begriff. Peter Schmitz hat das Derby für die WZ illustriert.

Foto: Ja/Peter Schmitz

Wenn die Düsseldorfer EG und die Krefeld Pinguine am 21. Dezember im König-Palast aufeinander treffen werden, könnte es wieder etwas enger werden in der U 76. Denn obwohl es für die Anhänger heute deutlich reisefreundlicher ist, mit dem Zug zur jeweiligen Arena des nicht immer geliebten Nachbarn zu fahren, gibt es sie noch. Die Fans, für die es Tradition ist zum Straßenbahnderby mit der U 76 anzureisen. „Für einige gehört das immer noch dazu“, sagt Manuel Schettino. Das Straßenbahnderby, also das Duell zwischen den Pinguinen und der DEG, ist in ganz Eishockey-Deutschland ein Begriff. Der Name stammt aus der Zeit, als die Düsseldorfer ihre Spiele noch an der Brehmstraße ausgetragen haben. Die entspannteste Anreiseweg damals: Die Fahrt mit der U 76.

Schettino, der glühende Pinguine-Fan und ehemalige Darsteller des Krefelder Eishockeymaskottchens Kevin, kann sich noch gut daran erinnern, als es zweimal im Jahr mit der Straßenbahn zur Brehmstraße ging. „Das war Wahnsinn, die ganze Straßenbahn war schwarz und gelb damals.“

Singen und tanzen hieß das Motto laut Schettino auf der Fahrt. „Einmal hat der Fahrer uns angedroht, die Bahn zu stoppen, wenn weiter so wild gehüpft werde. Daraufhin wurden von einigen Fans kurzerhand die Lampen aus den Fassungen in der Bahn gedreht – im Dunkeln ging es dann trotzdem hüpfend weiter nach Düsseldorf.“

Nach dem Krieg trainierte
die DEG an der Westparkstraße

Auch für die DEG-Fans gehören die Duelle mit dem Nachbarn zu den Höhepunkten des Eishockey-Jahres. Zwar steigt der Puls bei Spielen gegen die Kölner Haie noch etwas mehr, „aber auch Krefeld ist ein Derby mit hohem Stellenwert“, sagt Kevin Böhm. Der 29-Jährige ist Vorsitzender des Fanclubs „Mangfallgeier“, seit 2004 hat er kaum ein Spiel gegen den KEV verpasst. Mehrere Dutzend Derbys hat er auswärts erlebt, hinzu kommen Test- oder Jugendspiele. Und natürlich sind auch Böhm und seine Eishockey-Freunde dafür immer wieder in die Straßenbahn gestiegen. Das sei schon etwas anderes als in Auto, Bus oder Fernzug zu sitzen, man nehme die Landschaft und kurze Distanz viel bewusster wahr.

„Früher war es üblich, dass sich mehrere Fanclubs zusammengetan und an der K-Bahn getroffen haben. Da waren die Bahnen regelmäßig voll, da herrschte richtig gute Stimmung, wir haben getrunken und gesungen.“ Doch in den vergangenen Jahren gebe es die gemeinsamen Straßenbahnfahrten immer seltener, die DEG-Fans seien „nicht mehr so reisefreudig wie früher“, sagt Böhm. Gerade wenn es um die Spiele beim KEV geht.

Dabei hat das Duell eine längere Geschichte als das „große Derby“ gegen die Haie. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab es erste Spiele zwischen den 1935 (DEG) und 1936 (KEV) gegründeten Klubs, in der unmittelbaren Nachkriegszeit halfen die Krefelder den Düsseldorfern sogar, den Betrieb wieder ans Laufen zu bekommen. Weil das zerstörte Eisstadion an der Brehmstraße noch nicht wieder aufgebaut war, trainierte die DEG an der Krefelder Westparkstraße. Und eine besondere Rolle spielte dabei die K-Bahn.

Busse oder Autos konnte sich niemand leisten, so fuhr das DEG-Team zunächst mit dem Boot nach Oberkassel, dann weiter mit der Bahn zum Belsenplatz, von dort mit der K-Bahn bis Dießem, weiter zum Ostwall, die letzten Kilometer ging es zu Fuß zum Stadion. Und das mit den schweren Taschen. Erst nach einigen Monaten gab es einen Viehtransporter der Firma des Krefelder Mäzens Münstermann, der die Düsseldorfer einen Teil der Strecke fuhr.

Bereits am 19. und 20. Januar 1946 gab es wieder erste Freundschaftsspiele zwischen KEV und DEG. Die Gäste waren wegen des fehlenden Trainings und der schlechten Ernährungslage aber zu schwach. Umso mehr freuten sie sich, dass es als Antrittsprämie einen Teller Erbsensuppe mit Fleisch sowie ein Stück Butter gab.

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