Fans attackieren Pinguine-Bosse

„Stammkunden“ des DEL-Klubs fordern Transparenz und handlungsfähige Strukturen.

Krefeld. Wie lange können die Pinguine ihre Führungs- und Imagekrise noch aussitzen? Die Fans jedenfalls erhöhen den Druck. Nach der hoch kontroversen, aber letztlich ergebnislosen Gesellschafterversammlung fordern die "Stammkunden" der Pinguine mehr als die verbalen Sidesteps von Gesellschafter Wilfried Fabel vor der Presse. Sie fordern in einem offenen Brief mehr Transparenz, greifbare Verantwortungsträger und handlungsfähige Strukturen sowie einen vernünftigen Umgang mit ehrenamtlichen Mitarbeitern.

"Eishockey in Krefeld hat eine lange Tradition, welche zu sterben droht. Das darf nicht sein, und da machen wir nicht mit!", heißt es in dem Brief, an dem Fanklubs und das KEV-Fanprojekt mitwirkten. Unterstützung soll eine Unterschriftenliste dokumentieren, die beim Heimspiel gegen Ingolstadt nächsten Freitag ausgelegt wird. Bitterböse kleine Spitze: Die Traditionsmannschaft der ehemaligen KEV-Cracks, die gleichzeitig in der Rheinlandhalle den Lothar-Kremershof-Cup ausspielt, lädt alle Besucher mit einer Eintrittskarte für das Pinguine-Spiel ein, kostenlos in der alten Halle, beim alten KEV echte "Fan-Nähe" zu erleben.

Diese Spitze verdeutlicht, warum die Fans mobil machen. Sie trifft die Stimmung bei vielen Pinguine-Stammkunden, die Spieltag für Spieltag ihr Geld an die KEV-Schalter tragen. Sie fühlen sich als "Melkvieh" und "Klatschkulisse" ausgegrenzt, nur noch dabei statt mittendrin. "Die da oben" seien nie greifbar - die Kritik fokussiert sich auf Aufsichtsratschef Schulz. Und dessen rechte Hand, Manager Jiri Ehrenberger. Der mittlerweile bundesweit für Lachsalven sorgende Ärzteskandal trifft die Fans dann auch noch an ihrem höchsten Gut: dem Stolz auf den eigenen Klub. "Der führt den Klub wie sein eigenes Unternehmen", sagte Fabel jüngst über Aufsichtsratschef Schulz. "Der kann die Medien und die öffentliche Reaktion nicht verstehen." Eine treffende Beschreibung von Zustand und Problem. Denn rund um die Pinguine macht sich Fassungslosigkeit breit. Im offiziellen Internet-Forum der Pinguine wird ganz offen über ein absichtliches "vor die Wand fahren" des DEL-Klubs spekuliert.

Die angekündigten Sponsorenrückzüge, die klaffenden Löcher im Haushalt durch die schwachen Zuschauerzahlen, das heillose Umherirren beim Ärzteskandal von einem Fettnapf in den nächsten - erschreckend, aber die Führungsetage bleibt klare Signale schuldig. Kein Wunder, dass die Spekulationen ins Kraut schießen, Angst und Verärgerung wachsen. Es erinnert ein wenig an die deutsche Geschichte vor 20 Jahren. "Wir sind die Fans", heißt es im KEV-Internet. Damals wurde ein geflügeltes Wort geprägt: Wer zu spät kommt, den straft das Leben.

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