Eishockey : Ein Ausnahmetalent für die Pinguine
Krefeld In Dominik Bokk wechselt ein Ausnahmetalent zu den Krefeld Pinguinen.
Dominik Bokk sah ein wenig gelangweilt aus, als er vor einigen Monaten in seinem Elternhaus saß und in eine Kamera blickte. Da hing er fast quer auf seinem Stuhl und sprach nur das Nötigste. Aber da musste er jetzt durch, immerhin hatte die NHL geladen. „German Prospect Video Conference“ hieß die Veranstaltung, deren pure Existenz schon bemerkenswert war. Wann hatte es sich für die stärkste Eishockeyliga der Welt je gelohnt, eine Pressekonferenz ausschließlich mit jungen deutschen Spielern zu veranstalten? Aber die Zeiten waren eben besondere. Die NHL wollte während der langen Corona-Pause irgendwie im Gespräch bleiben, und Deutschland hat eine goldene Eishockey-Generation beisammen, vermutlich hat es hierzulande noch nie eine derartige Ansammlung an Toptalenten gegeben.
Eins davon ist Dominik Bokk. Ein 20 Jahre alter Stürmer, der so viel Tempo, Technik und Spielwitz vereint, dass ihn die St. Louis Blues 2018 bei der jährlichen Talentewahl (Draft) an Nummer 25 zogen. Der letzte Beweis, dass der gebürtige Schweinfurter zu den weltweit besten Eishockeyspielern des 2000er-Jahrgangs zählt. Und deswegen darf der Umstand, dass dieser Dominik Bokk künftig für die Krefeld Pinguine aufläuft, ohne Übertreibung als Transfercoup bezeichnet werden. Auch wenn nicht mal absehbar ist, wie lange der KEV Spaß an Bokk haben wird, sobald die Carolina Hurricanes, die mittlerweile seine Transferrechte besitzen, rufen, wird er seine Sachen packen und in die USA reisen.
Ganz so ungewöhnlich ist Bokks Gastspiel in der alten Heimat indes nicht. Weil die kommende NHL-Saison wohl erst im neuen Jahr startet und noch unklar ist, ob nordamerikanische Ausbildungsligen wie die AHL oder College- und Junioren-Ligen überhaupt spielen können, haben bereits dutzende Talente von NHL-Teams in Europa unterschrieben. Die meisten in Russland, Schweden und Finnland, aber eben auch welche in der Deutschen Eishockey Liga, Ausnahmeverteidiger Moritz Seider (Detroit) beispielsweise bei seinem alten Klub in Mannheim. Da hatten Beobachter schon damit gerechnet, dass auch Bokk in der DEL aufschlagen könnte, um in Form zu bleiben. Aber ausgerechnet in Krefeld? Bei einem Klub, der fünfmal in Folge die Play-offs verpasst hat und nicht gerade zu den wohlhabendsten den Liga gehört?