Interview „Der Fan ist unser großer Sponsor“

Pinguine-Geschäftsführer Karsten Krippner sieht beim Mietvertrag für den König-Palast Anpassungsbedarf. Die Kosten seien zu hoch.

Es war eine kurze Saison für Karsten Krippner. Eine sehr kurze sogar. Seit dem 1. Januar ist der gebürtige Krefelder Geschäftsführer der Krefeld Pinguine GmbH. Mit dem Nichterreichen der Pre-Play-offs der Pinguine war der sportliche Teil seiner Tätigkeit früher als erhofft erledigt. Seit Wochen laufen dafür die Vorbereitungen für die neue Spielzeit. Dieser Tage war Krippner 100 Tage im Amt und spricht über seinen Aufgaben, die Fans, das Personal und den Mietvertrag.

100 Tage Pinguine — wie haben Sie die ersten gut drei Monate als Geschäftsführer erlebt. Sind die Pinguine wirklich eine Familie?

Karsten Krippner: Ja, das ist eine Familie. Das ist auch das, was uns stark macht. Das müssen wir weiter sein, weil wir uns nicht mit Clubs wie Berlin oder München messen können. Die ersten 100 Tage waren definitiv intensiv. Ich wusste, auf was ich mich einlasse. Es macht viel Spaß, aber es gibt viel Arbeit, die zu tun ist.

Interview: „Der Fan ist unser großer Sponsor“
Foto: Andreas Bischof

Die Aufgabenverteilung ist relativ klar — Rüdiger Noack macht das sportliche Geschäft, Sie müssen Geld besorgen. Was sind Ihre Schwerpunkte?

Krippner: In der Tat sind meine Schwerpunkte Marketing und Sponsoring. Als Geschäftsführer der GmbH bin ich letztlich aber für alles verantwortlich. Der Vertrag des Spielers wird von mir unterschrieben. Gleichwohl machen Rüdiger Noack und Franz-David Fritzmeier das sportliche Geschäft. Und ich mische mich da auch nicht in Personalien ein. Obwohl ich einen finanziellen Rahmen vorgeben muss.

Die Fans haben trotz der sportlich unbefriedigenden Entwicklung kaum Unmut geäußert. Jetzt sind für die neue Saison die Preise erhöht worden. Wie ist die Reaktion darauf?

Krippner: Als wir die Preise erhöht haben, haben wir definitiv Kritik geerntet von den Fans. Ich habe versucht zu erklären, dass die Preiserhöhung nicht gekoppelt ist an die sportliche Leistung in der letzten Saison. Der Fan ist unser größter Sponsor. Wir mussten aus finanziellen Gründen dazu kommen, die Preise moderat zu erhöhen. Die Situation ist so: Nach dem ersten Aufschrei, den es gegeben hat, ist jetzt erkennbar, dass wir gemessen an den aktuellen Bestellungen in etwa die gleichen Zahlen wie im vergangenen Jahr haben. Wir haben im Stehplatz Bereich überraschenderweise 30 Neukunden gewonnen. Das hatten wir zuletzt nie und ist ein Phänomen, was ich gar nicht schlüssig erklären kann.

Wie viele Dauerkarten sind denn in Summa verkauft, 700?

Krippner: Es sind mit 500 etwas weniger, der Dauerkartenkäufer wartet aber oft, bis der Frühbucherrabatt abläuft.

Der neue Mietvertrag mit der Seidenweberhaus GmbH bietet mehr Spielraum bei der Sponsoren-Akquise? Ist das tatsächlich so? Wie bewerten Sie das?

Krippner: Der Mietvertrag hat die große Komponente, dass wir Logen und Business-Seats vermarkten können. Wenn das gelingt, haben wir entsprechend höhere Einnahmen. Es ist aber gleichwohl so, dass der Mietvertrag im Vergleich zu anderen Städten mit denen wir uns messen können — wie Straubing, Augsburg oder Schwenningen — für die Pinguine nicht positiv ist. Die Leistungen, die wir zu erbringen haben, sind groß. Mein Wunsch ist, diesen Mietvertrag noch einmal anzupassen, weil er so für die Pinguine mit erheblichen Kosten verbunden ist.

Sie meinen, die Kosten sind gegenüber den erwähnten Standorten überproportional hoch?

Krippner: Ja, das weiß ich aus Gesprächen mit den Geschäftsführer-Kollegen. Aus Düsseldorf kenne ich die Zahlen aus meiner Tätigkeit zuvor dort. Die Klubs in Augsburg, Straubing oder Schwenningen müssen weniger in das Konstrukt Spielstätte investieren als wir. Der aktuelle Mietvertrag ist für uns schwierig umzusetzen.

Allein was die Kosten betrifft, meinen Sie?

Krippner: Absolut. Da geht es nicht um die Zusammenarbeit, die ist mittlerweile sehr gut, vertrauensvoll und angenehm. Ich muss aber eine Finanzierung jährlich aufstellen, und mit dem Beitrag für die Halle ist es schwierig, ein vernünftiges Budget aufzustellen.

Sie meinen, das Stöckchen, über das die Pinguine springen müssen, wird zu hoch gehalten?

Krippner: Schön formuliert. Es ist aber so.

Gibt es denn ein Signal der Pinguine Richtung Seidenweberhaus GmbH zu dem Thema?

Krippner: Wir haben mit den Gesellschaftern gemeinsam das Gespräch mit der Seidenweberhaus GmbH gesucht. Wir sind in der Findungsphase. Natürlich haben wir einen Vertrag, wenn er so bestehen bleibt, wird es aber immer schwieriger, den DEL-Standort zu halten.

Welche Zeichen kommen denn von der Seidenweberhaus GmbH?

Krippner: Wir haben mit der Geschäftsführung der GmbH gesprochen, auch mit Mitgliedern des Aufsichtsrates. Ich habe mich bei der letzten Aufsichtsratssitzung der Seidenweberhaus GmbH als neuer Geschäftsführer der Pinguine vorgestellt. Bisher gibt es keine größeren Signale, das Thema wird dort aber diskutiert.

Ende April findet ein Meeting zur Kaderplanung statt. Wann zeichnen Sie die nächsten Verträge?

Krippner: Ja, wir sitzen bald zusammen, Aufsichtsrat, sportliche Führung und Geschäftsführung. Ob dann eine Woche später Verträge fertig sind, kann ich jetzt nicht sagen. Es kann sein, dass wir im April schon Entscheidungen treffen, es kann aber auch sein, dass im Juli oder August noch etwas passiert.

Das bezieht sich auf Zugänge. Was ist mit Henrik Eriksson oder Mark Hurtubise?

Krippner: Ihre Verträge sind ausgelaufen. Ob die Spieler noch einmal zurückkehren zu den Pinguinen, kann ich jetzt nicht ausschließen. Nach meinem jetzigen Gefühl kann ich sagen, dass es eher nicht so sein wird. Wenn die sportliche Führung aber sagt, okay, wir können uns das doch wieder vorstellen zu dem und dem Betrag, ist die Türe nicht ganz zu.

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