DEL: Jeder kann jeden schlagen

Nicht nur die Pinguine haben in der Liga immer wieder Ausreißer nach oben und nach unten.

Krefeld. Eigentlich waren die Pinguine die Mannschaft der Stunde in der DEL. Fünf Siege in Folge, darunter in Mannheim und Ingolstadt, 19:7 Tore — und dann ein 3:7-Desaster auf eigenem Eis gegen Nürnberg. „Man kann verlieren, aber so dürfen wir uns einfach nicht präsentieren“, schimpfte Roland Verwey nach dem Schlusspfiff. Selbsterkenntnis mit 60 Spielminuten Verspätung. Denn die Worte des Routiniers belegten die fehlenden Taten auf dem Eis. Da fehlten wirklich alle Tugenden, die zuletzt die Erfolge ermöglichten, nicht bei einigen Spielern — bei allen.

Dass die „Klatsche“ dennoch keinen Einbruch bedeuten muss, das war den Nordtribünen-Fans zu verdanken. Die übertönten das „Schock-Schweigen“ über die chancenlose und uninspirierte Vorstellung mit trotzigen Gesängen. Was Daniel Pietta wohl richtig einschätzte. „Die Fans haben damit unsere Leistungen aus den vergangenen Spielen honoriert.“ Diesen Kredit hatten sich die Pinguine ehrlich verdient mit unerwartet positiven Ergebnissen. So ein Kredit kann, wie erlebt, auch einen Einbruch auffangen — aber immer nur kurzfristig. Daher sind die beiden nächsten Spiele (in Wolfsburg und gegen Iserlohn) nicht nur wichtig in Sachen Punktekonto, sondern eben auch in Sachen Emotions-Konto.

Allerdings sind plötzliche Ausreißer nicht nur ein Problem der Pinguine. Die ganze Liga schüttelt seit September immer wieder den Kopf über völlig überraschende Ergebnisse. Betroffen sind alle Teams, überall gibt es nach stolzen Erfolgen durch unerwartete Schlappen schockende Eiskübel über die Jubelgesichter. Am Sonntag waren die Haie-Fans dran, als der Spitzenreiter auf eigenem Eis gegen München 0:2 verlor. Oder die Eisbären-Anhänger, die in Berlin ein 1:2 gegen das Schlusslicht DEG hinnehmen mussten.

Viele Experten sehen dahinter die Auswirkungen eines generell sinkenden Niveaus bei den DEL-Teams. Was nachvollziehbar ist, wenn man die Qualität der Spieler danach beurteilt, ob sie konstant ihre Top-Leistungen abrufen können. Solche konstant zuverlässigen Leistungsträger sind allerdings heiß begehrt, weil sie auch bei Gewitterstürmen als Korsettstangen die „wetterfühligeren“ Kollegen zusammenhalten können. Deshalb kosten diese Akteure sehr viel Geld, was indes in der DEL immer weniger ausgegeben werden kann. Die positive Seite dieser Medaille: Was jahrelang eher als Marketing-Aussage belächelt wurde, ist derzeit wahrer denn je: Jeder kann jeden schlagen.

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