Eishockey DEG: Hane erweist sich als Rückhalt

Düsseldorf · Die DEG wagt ein außergewöhnliches Experiment: Auf der wichtigsten Position versucht sie es mit einem 20- und 22-Jährigen.

 Torwart Hendrik Hane war beim 2:3 gegen Bremerhaven das Thema der Stunde. Er verhinderte eine höhere Niederlage.

Torwart Hendrik Hane war beim 2:3 gegen Bremerhaven das Thema der Stunde. Er verhinderte eine höhere Niederlage.

Foto: Birgit Häfner

Selbst die treuesten Anhänger brauchen in dunklen Stunden etwas, woran sie sich hochziehen können. Da bilden die Fans der Düsseldorfer EG keine Ausnahme. Nachdem ihr Team am Mittwochabend gegen Bremerhaven lange recht planlos übers Eis gefahren war, herrschte nicht etwa Aufruhr in den sozialen Medien, das Thema der Stunde war Hendrik Hane. Hatte der junge Torhüter doch dafür gesorgt, dass das Ergebnis (2:3) deutlich erträglicher aussah als der Auftritt seiner Vorderleute. Und weil in den Spielen zuvor bereits Mirko Pantkowski überzeugt hatte, waren sich die Fans einig: Im Tor wird die DEG dieses Jahr keine Probleme bekommen.

Für abschließende Urteile ist es natürlich reichlich früh, die richtige Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beginnt ja erst in knapp zwei Wochen. Das weiß auch Niki Mondt: „Schön, dass sie einen guten Eindruck machen, aber das müssen sie halt auch in der Liga zeigen“, sagt der Manager, der im Sommer viel Lob für sein Experiment bekam. Denn nach dem Abgang von Mathias Niederberger nach Berlin holte er keinen erfahrenen Mann als klare Nummer eins vor dem 20-jährigen Hane. Er verpflichtete den nur zwei Jahre älteren Pantkowski. Was auch innerhalb des Teams ankam: Er sei „ein absoluter Fan der Entscheidung“, sagte Kapitän Alexander Barta. „Wir meckern in Deutschland immer, dass die jungen deutschen Spieler oder Torhüter nicht die Chance bekommen, und jetzt haben sie die.“

Hane und Pantkowski
wochenlang ohne Training

Mutig ist die Entscheidung aber allemal. Zwar sind Hane und Pantkowski laut Mondt „die besten deutschen Torhüter ihrer Jahrgänge“, aber im Eishockey entwickeln sie sich in der Regel auch langsamer, weil der körperliche wie mentale Druck so groß ist. Und es gibt ja die alte Weisheit, nach der der Erfolg eines Teams zu 60 Prozent von seinem Torwart abhängt. Manche Beobachter halten das allerdings für Quatsch, der Einfluss sei viel größer. Da bilden ein 20- und ein 22-Jähriger schon ein außergewöhnliches Duo. Andere Beispiele gibt es kaum. Zumindest ähnlich versuchten es die Eisbären Berlin vor zwei Jahren mit Marvin Cüpper und Maximilian Franzreb, der eine 24, der andere 22. Doch nach ein paar Wochen kam der erfahrene Kanadier Kevin Poulin. Ein ähnlicher Transfer wäre trotz der schwierigen Finanzlage auch bei der DEG möglich, aber aktuell sieht niemand Bedarf. Obwohl sich Hane und Pantkowski während der Vorbereitung mit Corona infizierten und wochenlang nicht trainierten.

Entsprechend schwer waren die ersten Turnierspiele. Hane kassierte elf Treffer und sah nicht immer souverän aus. Auch er selbst fand seine Auftritte in Wolfsburg und Bremerhaven „nicht optimal, aber da haben wir mit halbem Kader gespielt und erst eine Woche Vorbereitung gehabt, da war es zu erwarten“. Umso besser war er am Mittwoch, als die DEG zwar erneut zahlreiche Großchancen zuließ, er diesmal aber die meisten entschärfte, am Ende stand er bei 43 Paraden. Ein „gutes Spiel“ sei das gewesen, sagte der auf wie neben dem Eis auffällig ruhige 20-Jährige, der das Eishockeyspielen einst an der Brehmstraße erlernte.Einen anderen Weg ging Pantkowski. Mit 16 Jahren verließ er seine Heimat Kassel in Richtung Mannheim, wurde Jugendmeister und durchlief wie Hane sämtliche U-Nationalmannschaften. Bei den Profis setzte er sich dennoch nicht durch, wurde immer wieder an Zweit- und Drittligisten verliehen. Im Sommer hatte er genug, suchte einen neuen Klub und fand die DEG.Doch dann kam die Pandemie, die Chance, die neuen Kollegen früh kennenzulernen, war dahin. Und als es endlich losging, infizierte er sich und musste in Quarantäne. Erst im dritten Turnierspiel gegen Krefeld durfte er ran, auch danach gegen Wolfsburg. Und kassierte im Schnitt nur 1,48 Tore, besser ist niemand im Turnier. Auch seine Fangquote (93,6 Prozent) gehört zu den Besten. Zur Freude von Trainer Harold Kreis: „Mirko hat sehr gut und mit viel Selbstvertrauen gespielt, gerade dafür, dass er länger weg war.“

Was das für die Saison heißt? Unklar. „Wie die Regelung hundertprozentig aussieht, kann man noch nicht sagen“, sagt Kreis. Ähnlich klingt Manager Mondt: „Das ist eine offene Nummer.

Vielleicht teilen sie es sich 60:40 auf, wenn nicht sogar 50:50.“ So ist es aktuell, am Montag in Krefeld ist Pantkowski wieder dran. Und geht es nach den DEG-Fans, gibt es danach mehr zu bejubeln als einen starken Torhüter. 

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