Eishockey-Trainer Kölliker: „Wir müssen uns steigern“

Vor der WM spricht Trainer Jakob Kölliker über die Perspektive der Nationalmannschaft.

Düsseldorf. Seit knapp einem Jahr ist Jakob Kölliker Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Bei der am 4. Mai in Stockholm beginnenden Weltmeisterschaft soll der 58-jährige Schweizer die Erfolge seines Vorgängers Uwe Krupp wiederholen, der das DEB-Team 2010 ins Halbfinale und 2011 ins Viertelfinale führte.

Herr Kölliker, wie geht es Ihnen gut eine Woche vor Beginn der WM in Schweden?

Kölliker: Danke, mir geht es gut. Nach einer intensiven Vorbereitung hole ich zwischen den Testspielen gegen Dänemark und den beiden Generalproben am kommenden Wochenende gerade ein ganz klein wenig Luft.

Im Vorfeld gab es mehrere Absagen von Leistungsträgern wie Christian Ehrhoff, Alexander Sulzer, Michael Wolf oder Patrick Hager. Wie sehr schmerzt Sie das?

Kölliker: Sulzer und Hager stehen kurz davor, Vater zu werden. Da muss ich Verständnis für deren Entscheidung haben. Christian Ehrhoff hätte ich natürlich mit Kusshand genommen, aber er und Wolf sind eben verletzt. Das kann im Sport nun mal passieren und trifft andere Teams auch.

Dennoch hat ihr Team bei den bisherigen sechs Tests in der regulären Spielzeit nicht verloren.

Kölliker: Ja, aber darauf sollten wir uns nicht zu viel einbilden. In der Vorbereitung wird bei allen Mannschaften geschraubt. Nirgendwo ist etwas definitiv, und besonders Russland probiert noch viel aus. Unsere Ergebnisse sind daher mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, aber sicher haben wir in den Spielen eine Philosophie entwickelt.

Was war Ihrer Meinung nach in den Begegnungen mit Russland, Tschechien sowie Dänemark positiv und wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

Kölliker: Gut waren unser Überzahlspiel und natürlich die Resultate. Aber im Umgang mit der Scheibe sowie beim Forechecking müssen wir uns noch steigern. Dazu müssen wir lernen, ein Spiel besser zu lesen.

Ab diesem Jahr wird das Turnier im neuen Modus mit zwei Gruppen mit je acht Mannschaften ausgetragen. Da sollte der Abstiegskampf doch auf lange Sicht kein Thema mehr sein, weil der Aufsteiger nicht in der Lage sein dürfte, konstant zu punkten. Oder?

Kölliker: Der Modus ist sicherlich gerechter, weil es nicht mehr dieses eine Schlüsselspiel gibt, in dem es gegen die Teilnahme an der Abstiegsrunde geht. Aber der Abstieg ist so nah wie eh und je. Neuling Italien ist hart und unbequem zu spielen. Und wenn wir diese Begegnung gleich zu Turnierbeginn verlieren, dann steht uns das Wasser sofort bis zur Oberkante der Unterlippe. Es ist ein richtungsweisendes Spiel, nach dem durch den neuen Modus allerdings weder etwas verloren noch gewonnen wäre. Wir brauchen danach sechs weitere gute Leistungen, um dort zu stehen, wo wir es uns wünschen.

Also mindestens auf dem vierten Platz, um ins Viertelfinale einzuziehen. Schließlich sprachen Sie ja nicht gerade zurückhaltend davon, dass Sie Weltmeister werden wollen.

Kölliker: Wir wollen jedes Spiel gewinnen, und wenn uns das gelingt, dann sind wir Weltmeister. Das ist eine einfache Rechnung. Kein Team kommt doch zur WM, um Platz elf oder Rang zwei zu erreichen. Beim Monopoly möchte doch auch jeder Spieler gewinnen und nicht nur die Bahnhöfe besitzen.

Sie besitzen nur einen Vertrag bis Ende Juni dieses Jahres. Werden Sie verlängern oder doch dem DEB-Wunschkandidaten Ralph Krueger weichen müssen?

Kölliker: Es gab in dieser Hinsicht noch keine finalen Gespräche, aber sie sind derzeit auch zweitrangig. Ich konzentriere mich aktuell ausschließlich auf die Weltmeisterschaft.

Und wie ist Ihre Meinung? Würden Sie denn auch danach gerne weitermachen?

Kölliker: Das würde mir am Herzen liegen. Es macht Spaß und ist eine schöne Herausforderung, junge Spieler in einem Land zu entwickeln, wo Eishockey bei den Fans einen hohen Stellenwert besitzt.

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