Eishockey in NRW: Nur der Haifisch hat noch Zähne

Die Eishockey-Clubs aus NRW erlebten in dieser Saison ein Fiasko. Schuld ist unter anderem das liebe Geld. Markante Zahlen lassen auf das Ende einer engen Liga schließen.

Spiel zwischen DEG und Kölner Haie am 22. Januar im ISS-Dome.

Spiel zwischen DEG und Kölner Haie am 22. Januar im ISS-Dome.

Foto: Ina Fassbender

Düsseldorf. In dieser Woche werden in den Vor-Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) die beiden letzten Teilnehmer am Viertelfinale ermittelt, welches am nächsten Dienstag startet. Am vergangenen Sonntag endete die 52 Spieltage umfassende Normal-Runde, in der mit den Krefeld Pinguinen, den Iserlohn Roosters und der Düsseldorfer EG gleich drei der vier Clubs aus Nordrhein-Westfalen ausschieden. "Als einmaliger Fall wird dies sicherlich keinen Image-Verlust für das Eishockey in NRW bedeuten. Allerdings sollte er sich nicht wiederholen", sagte Iserlohns Trainer Jari Pasanen.

Lediglich die Kölner Haie sind im Kampf um die deutsche Meisterschaft noch dabei. Doch wer glaubt, dass den KEC das Scheitern der regionalen Konkurrenz freut, der irrt. "Für uns ist das ganz schlecht. Wir brauchen starke West-Vereine, um die Marke "Eishockey in NRW" zu fördern. Vertreter der vier Clubs treffen sich auch regelmäßig, um an der Stärkung dieser Marke zu arbeiten. Die Derbys strahlen dabei natürlich eine besondere Faszination aus und es wäre sehr schön, wenn es sie auch in den Play-offs wieder öfter geben würde", sagte Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger.

Doch die Chancen dafür scheinen schlecht zu stehen. Der KEC spielt wirtschaftlich in einer anderen Gewichts-Klasse als Krefeld, Iserlohn sowie die DEG und diese Saison nährt den Verdacht, dass in Zukunft auch in der DEL das Geld verstärkt für Tore sorgen wird. Bisher war die Ausgeglichenheit ein Merkmal, mit dem die Liga warb - in der diesjährigen Tabelle aber klafft jetzt erstmals ein bedenkliches Loch zwischen oben und unten. Gleich drei Teams erreichten mehr als 100 Punkte, auch Köln fehlten zu dieser Marke lediglich drei Zähler. So etwas gab es in nun 23 Jahren DEL noch nie. In den vergangenen sechs Jahren knackten gerade mal zwei Clubs die 100 Punkte.

Umgekehrt reichten diesmal mit 64 Punkten so wenige wie noch nie, um sich als Tabellen-Zehnter für die Vor-Play-offs zu qualifizieren. Im Vorjahr scheiterten die Hamburg Freezers als elfter selbst mit 72 Zählern - Folge war die Auflösung des defizitär arbeitenden Clubs. Dieses Damoklesschwert schwebt über Krefeld, Iserlohn und Düsseldorf zwar wohl nicht, wettbewerbsfähig sieht sich das Trio jedoch nur noch bedingt. "Für uns wird es ja selbst immer schwieriger, die Vor-Play-offs zu erreichen. Die Schere geht eklatant auseinander, was die Liga natürlich weniger attraktiv macht", sagte Krefelds Geschäftsführer Karsten Krippner.

Während die Top-Vereine München, Mannheim, Nürnberg und Köln durch ihre Investoren über Etats von zehn bis zwölf Millionen Euro verfügen, müssen andere mit rund der Hälfte planen und kommen so am Ende eben auch nur auf die Hälfte Punkte. Warum aber wird an der Spitze derart investiert, dass es zur Kluft gekommen ist? Peter Schönberger vom KEC nimmt in dieser Hinsicht kein Blatt vor den Mund. "Mit dem Engagement von Red Bull in München haben die Preise auf dem Spieler-Markt angezogen. Da ist natürlich die Frage, wer mithalten kann. Für Vereine mit kleineren Etats wird dies problematisch. Eine enge Tabelle ist daher nicht mehr so gegeben."

Schönbergers Aussagen lassen sich durch jüngste Kader-Veränderungen untermauern. Im bis zum 15. Februar offenen Transfer-Fenster erwarb Mannheim eine Torwart-Absicherung aus der russischen KHL, während Augsburg einen arbeitslosen Puckfänger aus Österreich holte. Nürnberg verstärkte sich mit Profis aus Schweden und der Schweiz, nach Straubing kam lediglich ein drittklassiger Amerikaner. "Wechselwillige Spieler aus den Top-Ligen Europas können Netto-Gehälter im hohen fünfstelligen Bereich fordern. Da kann jeder erahnen, was im Titel-Kampf investiert wird, wenn es das Konto hergibt", sagt Experte Torsten Weiß von den "Eishockey-News". Die DEL steht vor einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Doch wie lässt sich dagegen ansteuern? Eine Gehalts-Obergrenze für Spieler dürfte von den Club-Eignern abgelehnt werden. "Das wäre ein Eingriff in die Gestaltungs-Rechte eines Vereins bzw. seines Investors. Zudem würde sie Qualität, Attraktivität und internationale Konkurrenzfähigkeit beeinträchtigen, da die Spitzen-Teams an Niveau einbüßen", sagte Peter Schönberger. Das von Ligen-Leiter Gernot Tripcke protegierte Produkt der Ausgeglichenheit dürfte der Vergangenheit angehören. Und ein DEL-Finale zwischen Köln und Düsseldorf nur ein Traum von Peter Schönberger bleiben.

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