Die großen Fehler im deutschen Eishockey - eine Analyse

Deutschland verpasst Olympia 2014. Jetzt streiten alle darüber, wie es so weit kommen konnte.

Düsseldorf. Die gute Nachricht vorweg: Das deutsche Eishockey wird bei den Olympischen Winterspielen 2014 im russischen Sotschi vertreten sein. Allerdings nur durch die Frauen-Nationalmannschaft, das Männer-Team muss erstmals seit 1948 zu Hause bleiben. „Das ist ein großer Imageschaden, denn Olympia ist die größte Bühne, auf der man sich präsentieren kann“, sagte Christian Ehrhoff von den Buffalo Sabres, der dem entscheidenden Spiel per Internetstream zuschaute.

Daniel Kreutzer von der Düsseldorfer EG sagte: „Dies ist eine ganz bittere Stunde für das deutsche Eishockey.“ Weil der verzweifelt um Anerkennung ringenden Sportart auch ein herber finanzieller Verlust entsteht. Die vom Deutschen Olympischen Sportbund gezahlten Fördergelder von 481 000 Euro jährlich dürften deutlich reduziert werden, was vor allem auf Kosten der Nachwuchsarbeit gehen wird. Obwohl die U17-, U18- und U19-Teams die Dringlichkeit dieser Förderung stets untermauern.

Dabei wäre das historische Scheitern wohl vermeidbar gewesen. Schon die Vergabe des Qualifikationsturniers nach Bietigheim-Bissingen an Stelle des Mitbewerbers Krefeld war kontraproduktiv. Die Spieler kannten die Halle nicht, besonders gegen Italien wurde kaum richtig Stimmung gemacht. „Bei einer derartigen Wichtigkeit muss die Halle brennen“, sagt Kreutzer und Marc Hindelang, der das deutsche Team seit 1990 als TV-Kommentator begleitet, befand: „Krefeld wäre der bessere und Köln der perfekte Ort gewesen.“

Der DEB aber unterschätzte diesen Faktor — und die Spieler ihre Konkurrenz. „Wir sind Deutschland und die eben Österreich“, sagte Constantin Braun, Verteidiger der Eisbären Berlin vor dem entscheidenden Spiel. „Ein wenig mehr Demut täte uns gut, denn wir sind leider nur Mittelklasse“, sagt Hindelang.

Der Scherbenhaufen des deutschen Eishockeys kann bei der WM im Mai noch viel größer werden. In Helsinki spielt Deutschland zusammen mit Weltmeister Russland, Gastgeber Finnland, Vizeweltmeister Slowakei, den USA, Lettland, Frankreich und Österreich in einer Staffel. Der Gruppenletzte steigt in die B-Gruppe ab. Auszuschließen ist es nach den Eindrücken vom Wochenende nicht, dass Deutschland dieses Schicksal ereilt.

Noch gilt der gerade installierte Bundestrainer Pat Cortina als unantastbar. „Das ist langfristig angelegt“, stellt Verbandspräsident Uwe Harnos klar, der die Verantwortung übernehmen muss. Nach Platz vier bei der Heim-WM 2010 hatte Deutschland eigentlich beste Aussichten.

Dem damaligen Bundestrainer Uwe Krupp wurde von Harnos danach eine Doppelfunktion als Nationalcoach und Clubtrainer verwehrt, Krupp ging. Später wurde auch Sportdirektor Franz Reindl entmachtet, weil der sich für Krupp ausgesprochen hatte. Seitdem ging es sportlich bergab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort