Eishockey Vor dem Derby: Krise in Krefeld, Euphorie in Düsseldorf

Bei den rheinischen Eishockey-Teams könnte es nach der Hälfte der Saison unterschiedlicher nicht laufen. Der KEV steht ganz unten, die DEG greift die Tabellenspitze an.

In Krefeld gab es in den letzten Wochen selten Grund zur Freude.

In Krefeld gab es in den letzten Wochen selten Grund zur Freude.

Foto: PIX-Sportfotos/FB

Krefeld/Düsseldorf. Die Glocken zum Fest — sie klingen nicht hell, sie läuten schrill. Franz-David Fritzmeier ficht das nicht an. Der Trainer der Krefeld Pinguine, seit sechs Wochen im Amt und Nachfolger von Rick Adduono, eignet sich nicht für die Rolle des Weihnachtsmanns — zu verschenken hat er nichts.

Bei den Düsseldorfern sieht das anders aus, dort greift man die Tabellenspitze an.

Bei den Düsseldorfern sieht das anders aus, dort greift man die Tabellenspitze an.

Foto: PIX-Sportfotos/Klaus Rainer Krieger

Seine Mannschaft ist Tabellenletzter der Deutschen Eishockey Liga. Der mit 35 Jahren jüngste Trainer der Liga aber hat den Vorteil, als einsamer Rufer in der Wüste noch Gehör zu finden. Er kam als Letzter und soll retten, was zu reparieren ist.

Das Jahr 2015 war kein Gutes für die Pinguine — im Frühjahr die Play-offs verpasst, zwei Geschäftsführer verschlissen, einen Trainer entlassen und vor wenigen Tagen trat Nationalspieler Daniel Pietta vom Kapitänsamt zurück. Aus Verärgerung über Indiskretionen im Club. Nicht die besten Voraussetzung für das ewige Derby am Freitag in Krefeld gegen die DEG. Fritzmeier sagt fast trotzig: „Das Derby kommt für mich zur rechten Zeit.“ Was nicht mehr heißt als: Hier kann sich keiner mehr etwas aussuchen, hier müssen die Aufgaben so angenommen werden, wie sie gestellt sind.

Nach zuletzt sieben Niederlagen in Serie konnten die Krefelder den sportlichen Abwärtstrend am vergangenen Sonntag mit einem 3:0 gegen Augsburg zumindest stoppen. Gleichwohl ist zur Halbzeit in der DEL die Bilanz der Pinguine desaströs - 23 Punkten aus 26 Spielen (Schnitt 0,88). Der Erfolg gegen Augsburg war erst der zweite Heimsieg, noch kein einziges Sechs-Punkte-Wochenende gelang ihnen.

Das ausgegebene Ziel, die Pre-Play-offs, ist nur noch mit einem Kraftakt zu bewältigen. 73 bis 75 Punkte braucht es, um Platz zehn zu erreichen. In den letzten 26 Spielen müssten die Pinguine noch 52 Punkte holen — zwei Punkte pro Spiel. Dieses Level erreichen aktuell nicht einmal die Top-Drei-Teams der Liga.

Zu denen könnte am Freitag auch die Düsseldorfer EG gehören. Nach zuletzt sechs Siegen in Folge herrscht Eishockey-Euphorie in der Landeshauptstadt. Die Fans kommen wieder, das Team funktioniert. Bis auf Rang vier hat sich die DEG vorgearbeitet. Und die kommenden Gegner aus Krefeld und Ingolstadt stehen unten. Ideale Voraussetzungen, um gleich die nächsten zwei Siege einzufahren.

Doch Trainer Christof Kreutzer — Kind der Brehmstraße und mit seinem Bruder und Kapitän Daniel die Identifikationsfigur — tut gut daran, den Puck flach zu halten. Gebetsmühlenartig wiederholt der impulsive 48-Jährige, dass es „nur geht, wenn alle 100 Prozent geben“.

Das war zuletzt gegen Wolfsburg nicht der Fall. Nach einer seltsam leidenschaftslosen Vorstellung stand es 0:3. Die Fans verhöhnten die Mannschaft, Kreutzer ging die Fans an. Ein Weckruf für alle Beteiligten. Seitdem klappt alles. Die DEG gewinnt torreiche Spektakel ebenso wie enge 2:1-Spiele und wirkt sogar noch stärker als in der Vorsaison, als sie als krasser Außenseiter bis ins Halbfinale kam. Was vor allem am überragenden Torwart Tyler Beskorowany lag.

Nun haben die Düsseldorfer erneut einen Teufelskerl zwischen den Pfosten. Und sogar einen, der aus der eigenen Jugend kommt und die Fans Woche für Woche verzückt. Mathias Niederberger heißt der 23-Jährige, der dafür verantwortlich ist, dass die DEG die beste Abwehr der Liga hat. Weil nun auch die Offensive um den sensationellen Spielmacher Ken-André Olimb funktioniert — 33 Tore während der jüngsten sechs Siege — träumt mancher in Düsseldorf schon wieder von den goldenen Zeiten Anfang der 90er.

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