Niedrigeres Budget: Hannovers Meisterteam zerfällt

Hannover (dpa) - Der deutsche Eishockey-Meister Hannover Scorpions steht vor dem personellen Umbruch. Mehrere Leistungsträger verlassen Hannover im Sommer, nachdem Club-Eigner Günter Papenburg angekündigt hat, das Budget zur kommenden Saison zu kürzen.

„Wir sind von den hohen Prämien weggegangen“, bestätigte Manager Marco Stichnoth nach dem 3:1-Sieg in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen Straubing den künftigen Sparkurs. „Wir backen dann normale Brötchen.“

Noch im Herbst hatte der Manager befürchtet, die sportlichen Ambitionen deutlich herunterfahren zu müssen, falls es nicht gelänge, neue Sponsoren und Zuschauer zu gewinnen. Dies relativierte Stichnoth nun: „Wir werden auch künftig eine Mannschaft haben, die den Anspruch hat, unter die ersten Sechs zu kommen.“ Doch das eigentliche Ziel, der Abhängigkeit von Papenburg zu entwachsen, will nicht gelingen.

Gegen Straubing verloren sich 2882 Zuschauer in der gut 10 000 Menschen fassenden TUI-Arena. An einem Dienstag ist dies ligaweit kein Einzelfall, allerdings liegt der Schnitt insgesamt bei nur 4034 Zuschauern. Nach dem Meistertitel sank der Zuspruch um gut 700 Fans im Schnitt. „Wir haben zu wenig Zuschauer, das ist kein Geheimnis“, hatte Stichnoth schon im September geklagt.

Inzwischen kündigte Papenburg immerhin weitere Unterstützung an. Nur eben zu niedrigeren Konditionen. „Es wird aber einen vernünftigen Rahmen geben“, sagte Stichnoth. Fast schon trotzig wies Coach Toni Krinner nach dem Straubing-Spiel die schlimmsten Befürchtungen angesichts der Spielerflucht zurück. „Wir haben keine schlechte Zukunft. Keiner weiß, was los ist - das ist Kokolores“, sagte Krinner. Auch Stichnoth sprach von einem „normalen Umbruch“.

Dennoch wiegen die Abgänge schwer. Hannovers erfolgreichster deutscher Stürmer Thomas Dolak wechselt wohl nach Hamburg, Topscorer Adam Mitchell nach Mannheim und Tore Vikingstad - einer der besten ausländischen DEL-Spieler des vergangenen Jahrzehnts - geht zurück in seine Heimat nach Norwegen. Auch Patrick Köppchen soll ein Angebot aus Hamburg haben. „Natürlich ist das bitter, wenn einer wie Dolak geht. Er ist immer für 50 Punkte pro Saison gut“, klagte Stichnoth.

Durch das künftig kleinere Budget gerät Hannover im Vergleich mit den großen Clubs endgültig ins Hintertreffen. „Diese Vereine, Hamburg, Berlin und Mannheim, sind finanziell in der Lage, sich die Spieler auszusuchen. Da können wir nicht mithalten“, sagte Krinner.

Diese Erkenntnis scheint spät zu kommen. Anstatt im Vorfeld auf die Kosten zu achten, wurden die Profis in den vergangenen beiden Jahren zum Gehaltsverzicht gebeten. „Natürlich ist das keine schöne Situation“, bekannte Kapitän Sascha Goc, dessen Vertrag ebenfalls ausläuft. Zwar sieht der DEL-Top-Verteidiger „keinen Grund, zu gehen“. Doch offensichtlich will Goc abwarten, welches Team die Scorpions tatsächlich künftig aufs Eis schicken können: „Ich komme ja ins Stadion, um zu gewinnen und Spitzen-Eishockey abzuliefern.“

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