Haie: Ultimatum für den Coach, Schelte für die Spieler

Köln (dpa) - Ultimatum für den Coach, vernichtende Kritik an den Spielern: Beim sportlich angeschlagenen Traditionsclub Kölner Haie steht angesichts des möglichen Ausscheidens im Kampf um die Playoffs wieder eine Zäsur an.

Trainer Niklas Sundblad droht das Aus, sollte der derzeitige Tabellenelfte der Deutschen Eishockey Liga in den Derbys in Düsseldorf (Freitag) und gegen Krefeld (Sonntag) nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen.

„So ist das Profigeschäft im Sport nun einmal. Wir haben zwei Spiele als Gelegenheit, und diese beiden Spiele müssen wir gewinnen“, sagte der 43 Jahre alte Schwede der „Kölnischen Rundschau“. Am Tag nach der desolaten Leistung beim 1:6 in Iserlohn hatte die Club-Führung den Druck erhöht. „Mannschaft und Trainer müssen sofort die Kurve kriegen. Die beiden Derbys sind eine gute Gelegenheit dazu“, hatte Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger nach einem Gespräch mit Hauptgesellschafter Frank Gotthardt gesagt. Als mögliche Nachfolger von Sundblad wurden bereits der ehemalige Ingolstädter Coach Larry Huras und Ex-Star Peter Draisaitl gehandelt.

Besonders im Fokus steht das mit 13 202 Zuschauern ausverkaufte Duell mit dem Erzrivalen Düsseldorfer EG, derzeit DEL-Dritter. Die letzten vier Derbys verloren die Haie, darunter das Winter Game 2015 (2:3) in der Düsseldorfer Fußball-Arena. DEG-Trainer Christoph Kreutzer sieht aber weniger seinen Kollegen Sundblad in der Pflicht. „Die Situation ist ein Charaktertest für Kölns Spieler, nicht für den Trainer“, sagte der Bruder von DEG-Spieler Daniel Kreutzer.

Zwölf neue Spieler wurden vor der Saison geholt, der Etat des Clubs gilt als einer der höchsten der Liga. Schönberger hatte von einer „Katastrophe“ gesprochen, „mit dieser Mannschaft auf Platz elf zu stehen“. Vernichtende Kritik an den Spielern gab es vom ehemaligen Haie-Coach Hans Zach. „Kein Kampfgeist, keine Moral, kein Biss! Nur Schönspieler“, hatte Zach dem Kölner „Express“ gesagt.

Vor sechs Jahren drohte den Kölner Haien die Insolvenz. Der GAU wurde abgewendet, 2011 kam der ehemalige NHL-Star Uwe Krupp nach seiner erfolgreichen Zeit als Bundestrainer zurück, sorgte für den sportlichen Aufschwung und trug - dank zweier Endspielteilnahmen in Serie - auch zur finanziellen Konsolidierung bei.

Doch nach der verpassten zweiten Titelchance 2014 gegen den ERC Ingolstadt, der unter Sundblad von Rang neun aus auf den Thron stürmte, kam das Aus für Krupp. Mit der Verpflichtung des ehemaligen Krupp-Assistenten 2014 erlagen die Verantwortlichen offenbar dem Charme des Ingolstädter Märchens.

Das erste Scheitern im Kampf um die Playoffs 2014/2015 wurde Sundblad noch verziehen. Ein weiteres Mal wird das aber nicht passieren - auch wenn Schönberger dem Coach kurz vor dem Wochenende scheinbar Rückendeckung gab. „Das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft ist intakt. Wir brauchen jetzt schnell eine Initialzündung. Uns wäre es am liebsten, wenn diese über einen Derbysieg als über einen Trainerwechsel erfolgt“, sagte Schönberger.

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