Eishockey Das Stöhnen der rheinischen Eishockey-Klubs

Köln · Ohne Zuschauer sind die Vereine finanziell nicht überlebensfähg. Die Kölner Haie haben sich bereits einen Transferstopp auferlegt.

 Gehören DEL-Spiele wie der Kölner Haie gegen die Düsseldorfer EG in der Lanxess-Arena weiter der Vergangenheit an?

Gehören DEL-Spiele wie der Kölner Haie gegen die Düsseldorfer EG in der Lanxess-Arena weiter der Vergangenheit an?

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Am 10. März hatte sich die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) noch damit gerühmt, dass sie ob der Corona-Pandemie als erste Liga ihren Spielbetrieb einstellt. Was ihr durch die zu jenem Zeitpunkt vollständig beendete Hauptrunde sowie ohne Absteiger sehr einfach fiel. Inzwischen ist klar, warum sie damals derart schnell handelte. Die Finanzierung des Spielbetriebs ist bei allen 14 Clubs ein auf Kante gebautes Kartenhaus. Selbst die Kölner Haie — die mit dem EHC München, den Adlern Mannheim und den Eisbären Berlin das Quartett der finanzstärkeren Vereine bilden — haben jetzt die Reißleine gezogen. „Solange wir nicht wissen, ob wir vor Zuschauern spielen können, werden wir keine weiteren neuen Spieler holen“, sagte Trainer Uwe Krupp.

Die gerade getätigte Verpflichtung von Torhüter Justin Pogge ist da kein Widerspruch. Dass die Vereine der DEL bereits weit im Vorfeld einer neuen Saison feststehende Transfers lange unter der Decke halten und sie erst spät verkünden, ist ebenso gang und gäbe wie in Zeiten sozialer Netzwerke und Medien-Kooperationen unnütz. Mit dem Wechsel von Mathias Niederberger von der Düsseldorfer EG zu den Eisbären Berlin war klar, dass an der Spree kein Platz mehr für Pogge ist, während die Kölner Haie zwischen den Pfosten einen Ersatz für den nach fünf Jahren in seine Heimat Schweden zurück gekehrten Gustaf Wesslau benötigen.

Der 34-jährige Kanadier Pogge erhält beim KEC einen Vertrag bis 2022, Krupps Aussage allerdings bezog sich auf mögliche andere Zugänge. Schließlich will der 55-Jährige die Qualität des Kaders derart anheben, dass nach der desaströsen vergangenen Saison mit dem Verpassen der dann nicht mehr ausgetragenen Play-offs wieder ein Team auf dem Eis steht, das deutlich mehr Spiele gewinnt als verliert. Doch um gewinnen zu können, muss zunächst mal gespielt werden. Inzwischen ist der ursprünglich für den 18. September vorgesehene Start noch einmal vom 30. Oktober auf den 13 . November verschoben worden. Fachleute aber befürchten inzwischen, dass die Spielzeit 2020/21 zu 50 Prozent komplett auf der Kippe steht.

„Wir werden den nächsten Schritt erst tätigen, wenn wir wissen, wie es weitergeht. Langsam werden alle ungeduldig, den Spielern fehlt in der Vorbereitung ein wenig der Fokus“, sagte Krupp. Noch immer gibt es von der DEL keinen Spielplan, noch immer fehlen den Vereins-Verantwortlichen Planungssicherheiten. Eine Situation, die selbst die rheinischen Erzrivalen DEG und KEC zusammenrücken lässt. Gemeinsam forderten nun die beiden Geschäftsführer Stefan Adam und Philipp Walter angesichts der sich zuspitzenden Situation um die Saison von der Politik klare Perspektiven.

„Wir müssen im Spitzensport in absehbarer Zeit wieder vor Zuschauern spielen können. Das ist beim Eishockey wie auch in nahezu allen anderen Sportarten absolut existenziell“, meint DEG-Geschäftsführer Stefan Adam und sein KEC-Kollege Philipp Walter sagt: „Meine Beobachtung ist, dass die wichtige Rolle und Aufgabe von Sport und Kultur seit Monaten aus dem Blick geraten ist.“

Gerade die Eishockey-Clubs sind in hohem Maße von Zuschauereinnahmen abhängig. Sie sehen sich in ihrer Existenz bedroht, sollten in der kommenden Saison keine Spiele mit Publikum möglich sein. DEG und Haie haben nach eigenen Angaben selbst ausgearbeitete Hygienekonzepte für ihre Spielstätten nahezu fertig.

Ob aufgrund dieser Pläne zumindest ein Teil von Zuschauern zugelassen werden kann, entscheiden die zuständigen Gesundheitsämter — im negativen Falle droht die komplette Saison abgesagt zu werden.

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