DEG Turnbull verlässt die DEG

Der 29-jährige US-Amerikaner hat um die Auflösung seines Vertrags gebeten. Nach einer starken Vorsaison kam er erst in den vergangenen Wochen wieder in Form.

DEG: Turnbull verlässt die DEG
Foto: Birgit Häfner

Düsseldorf. Die Düsseldorfer EG und Stürmer Travis Turnbull gehen ab sofort getrennte Wege. Wie die DEG auf ihrer Facebook-Seite mitteilt, hat der 29 Jahre alte US-Amerikaner um die Auflösung seines noch bis Ende der Saison geltenden Vertrages gebeten, weil er ins Ausland wechseln möchte. Welchem Team sich der Stürmer anschließt, steht noch nicht fest, alles deutet aber auf die schwedische Liga hin.

Turbull wird bereits heute Abend (19.30 Uhr/WZ-Liveticker) beim Derby in Krefeld nicht mehr zum Kader des Tabellenvierten der Deutschen Eishockey Liga gehören. Für die DEG kommt der Abgang überraschend. „Er hat mich gestern angerufen und mir gesagt, dass er gern wechseln würde. Vorher hatte nichts konkret darauf hingedeutet“, sagte Trainer Christof Kreutzer gerade der WZ.

Zwar wirkte der 48-Jährige nicht gerade glücklich über Turnbulls Entscheidung, da er aber stets nur auf Leute setzt, die sich zu 100 Prozent mit dem Verein und der Mannschaft identifizieren, war er auch nicht allzu enttäuscht. Schon in der Mitteilung der DEG ließ sich Kreutzer wie folgt zitieren: „Wenn ein Spieler nicht mehr den Willen und die Leidenschaft zeigt, für unsere DEG zu spielen, sollten wir ihn ziehen lassen.“

Und auch Geschäftsführer Paul Specht sagte: „Wir respektieren seinen Wunsch, sich anderswo weiterentwickeln zu wollen. Die DEG benötigt Spieler, die mit Stolz und Freude unsere Farben tragen.“ Was auch heißt: Turnbull gehört eher nicht dazu. Bereits im Sommer war über einen Abgang des 29-Jährigen spekuliert worden, nachdem die Düsseldorfer seinem Sandkastenfreund Michael Davies nach der Posse um dessen positive Dopingprobe samt dreimonatiger Sperre keinen neuen Vertrag mehr angeboten hatte. Davies ging nach Hamburg. Und nicht wenige rechneten damit, dass auch Turnbull bald bei den Freezers spielen könnte.

Dass sein Abgang damit etwas zu tun, glaubt Trainer Kreutzer indes nicht. Erstens wechsele Turnbull ja ins Ausland, zweitens „will er wohl eine einen Neuanfang, in letzter Zeit hat er ja nicht immer seine Leistung aufs Eis gebracht“, sagt der Coach.

Turnbull verpasste die Vorbereitung und erzielte in den ersten 21 Saisonspielen
nur ein Tor

In der Tat lief in dieser Saison lange nichts für Turnbull. Das begann schon vor der Saison, als er nahezu die komplette Vorbereitung verpasste, weil er auf die Geburt seiner Tochter wartete. Die sollte unbedingt in den USA zur Welt kommen. Also blieb Turnbull in der Heimat, hielt sich individuell fit und trainierte mit einigen NHL-Stars von den St. Louis Blues.

Zunächst zeigte Kreutzer Verständnis, als Turbull aber mehrere Wochen nach dem ausgemachten Termin immer noch nicht da war und selbst das Trainingslager in der Schweiz absagte, änderte sich die Tonlage: „Für Travis wird es immer schwieriger, sich bei seiner Rückkehr in die Mannschaft einzufinden“, sagte Kreutzer. Auch als Toptorjäger der Vorsaison (21 Treffer) habe er „kein Bonus, dass er dann sofort in der ersten Reihe spielt, das muss er sich schon hart erarbeiten“. Auch seine Mitspieler waren alles andere als begeistert. Würde Turnbull sofort spielen, wäre es „unfair den anderen gegenüber, die die ganze Vorbereitung mitgemacht haben und dann nicht spielen“, sagte Alexander Preibisch.

Als Turnbull dann kam, war das Thema aber schnell wieder vergessen. Ein Tor und drei Vorlagen sammelte der kraftvolle Center in den ersten beiden Champions-League-Spielen. Er sei noch besser als im Vorjahr, verkündete er stolz. Doch als die heimische Liga begann, fiel Turnbull in ein Loch. Ein einziges Tor hatte er nach 21 Spielen erst geschossen. Bereits in den Play-offs der Vorsaison hatte er in zwölf Spielen nur zwei Tore erzielt. Macht insgesamt drei Treffer in 33 Spielen. Zwar waren beide entscheidend — Turnbull erzielte im siebten Viertelfinale gegen Hamburg und jüngst gegen Köln jeweils den 2:1-Siegtreffer — aber beide Seiten hatten sich weitaus mehr versprochen. Turnbull wirkte hin und wieder lustlos. Auch bei den Fans wurde Kritik laut.

Der Stürmer reagierte regelrecht beleidigt auf Kritik

Erst vor zwei Wochen gegen Hamburg explodierte er und war mit zwei Toren und einer Vorlage maßgeblich am 7:1-Erfolg beteiligt. Bei der Ehrenrunde präsentierte er stolz seine wenige Monate alte Tochter auf dem Eis. Hinterher darauf angesprochen, ob nun endlich der Knoten geplatzt sei, reagierte er aber regelrecht beleidigt. Er wisse, wie gut er sei und lasse sich sich auch nicht von der zahlreichen und in seinen Augen ungerechten Kritik beeinflussen. „Ich habe immer hart gearbeitet. So eine Phase hat jeder mal“, sagte er trotzig und zählte zahlreiche NHL-Stars auf, die ja gerade ebenfalls nicht treffen würde. Selbst Kanadas Volkshelden Sidney Crosby. Gemeinhin als bester Eishockey-Spieler der Welt betrachtet.

Rückblickend wirkte er schon damals so, als fühle er sich in Düsseldorf nicht genügend gewertschätzt. Obwohl er doch als Meisterstürmer zurückkam und in der Vorsaison einer der besten Stürmer (43 Punkte) des Teams war. Dass er im Powerplay nicht wie gewünscht zum Zuge kam, tat sein Übriges. Wer den US-Amerikaner nun ersetzt, steht noch nicht fest. Eine Ausländerlizenz hat die DEG noch frei. Und die Verhandlungen sind bereits in vollem Gange. „Die Meldung war noch nicht eine Minute bei Facebook, da klingelte schon mein Handy“, sagte Kreutzer der WZ. „Jeder hat den Größten, den Schnellsten und den Besten im Angebot. Wir gucken jetzt erst mal. Vielleicht handeln wir schnell, vielleicht dauert es etwas, vielleicht machen wir gar nichts.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort