Tomlinson: "Was wir uns vorgenommen haben, ziehen wir durch"

Der neue DEG-Trainer im WZ-Interview.

Herr Tomlinson, Sie stammen aus Winnipeg in Kanada, ländliches Gebiet. Wie lebt es sich in der Modemetropole Düsseldorf?

Jeff Tomlinson: Da haben es mein Co-Trainer Tray Tuomi und ich wirklich nicht leicht.

Tomlinson: Ja, aber dort in Hohenschönhausen konnte man rumlaufen, wie man wollte. Das hat niemanden interessiert.

Tomlinson: Ich habe dort gespielt, trainiert, gelebt, viele schöne Jahre dort verbracht. Ich mag diese Stadt, es gibt so viel zu erleben. Berlin ist eine Multikulti-Stadt. Und ich habe mit vielen professionellen Leuten gearbeitet. Es ist wichtig, wenn du gerne zur Arbeit gehst.

Tomlinson: Düsseldorf ist immer noch eine der besten Adressen im europäischen Eishockey. Und mir hat diese Mannschaft gefallen, mit der ich mein System spielen kann. Die Stadt ist interessant. Es gab nichts Negatives. Das einzige Problem war, dass ich Berlin verlassen musste. Das war hart.

Tomlinson: Seit meinem dritten Lebensjahr hat mich Eishockey hundertprozentig beschäftigt. Es ist mein Leben und auch mein Hobby, mein Spaß, meine Ablenkung.

Tomlinson: Nach meiner Karriere als Spieler hatte ich nie vor, Trainer zu sein. Das kam gar nicht für mich in Frage. Peter Lee hat mich damals aber überredet. Und ich bin ihm dankbar, weil ich den besten Job der Welt habe.

Tomlinson: Du wirst in Kanada so geboren. Jeder hat Eishockey gespielt, jeder Vater wollte, dass sein Sohn Eishockey spielt.

Tomlinson: Ich finde das schade. In Kanada ist Eishockey das Leben, sogar den Fünf-Dollar-Schein ziert bei uns ein Eishockey-Bild, jede Oma kennt sich aus mit den Systemen des Spiels. Uwe Krupp hat als Bundestrainer mit der Nationalmannschaft bei der WM in Deutschland tolle Arbeit geleistet, aber die negativen Schlagzeilen der Liga haben diese Euphorie wieder genommen. Das tut schon weh. Ich würde gerne sehen, dass Eishockey hier so einen Status wie Fußball hat. Aber das wird nie passieren.

Tomlinson: Es ist die Kultur. Und nur die Kultur.

Tomlinson: Die Leute müssen irgendwie ins Stadion geholt werden. Eishockey im Fernsehen ist in Ordnung, aber live ist es etwas ganz Besonderes. Mit Fußball ist das doch gar nicht zu vergleichen. Bei uns ist Action auf dem Eis, die schnellste Sportart der Welt. Und dann gehst Du zum Fußball, und es ist so langsam - ich kann es nicht gucken. Wie in unserem System: Ich kann meine Jungs nicht anschauen, wenn sie passiv spielen. Das ist dann so wie Fußball.

Tomlinson: Das ist Angewohnheit, alles Training. Und natürlich auch Müdigkeit in der Vorbereitung. Aber das Programm, das wir uns vorgenommen haben, ziehen wir durch. Mich interessieren nicht jetzt die Ergebnisse. Mich interessiert der Saisonstart.

Tomlinson: Wir kommen sehr gut klar, wir sehen die Spieler mit gleichen Augen, haben eine ähnliche Philosophie. Wir sind uns oft einig gewesen. Das wird es nicht immer geben, das ist auch klar. Aber erstmal ist die Philosophie die gleiche.

Tomlinson: Ich finde, Eishockey ist eine wunderschöne Sportart. Und die soll auch wunderschön gespielt werden.

Tomlinson: Ich liebe dieses Team. Ich bin auch froh, dass wir jetzt die jungen Leute anschauen können, ohne dass ich im Moment auf die Punkte schauen muss. Als wir im Turnier in Hannover den Vorsprung auf Wolfsburg verteidigen mussten, da stand der junge Nowak in der Abwehr auf dem Eis. Zwei Minuten noch. Ich sagte: ,Jetzt ist deine Zeit.’ Der war noch nie im Leben in so einer Situation - obwohl das Spiel nichts bedeutet. Aber so können sie wachsen. Es ist eine gute Mischung im Team. Die Erfahrenen sind natürlich ein ganz wichtiger Teil, sie werden Spiele entscheiden. Aber die jungen Spieler brauchen Eiszeit. Du kannst unser offensives System nicht über die ganze Saison mit drei Reihen spielen, das geht gar nicht.

Tomlinson: Ich mag Simon Danner, wir haben ihn mit gutem Grund aus Frankfurt geholt. Und Martin Hinterstocker ist im Moment sehr gut drauf. Ein Vollprofi, er wird viel Eiszeit bekommen.

Tomlinson: Erstens muss ich viel mehr mit den Medien reden. Und natürlich auch die Belastung. Don Jackson hatte mir in Berlin viel Verantwortung übertragen. Ich war Sportdirektor im Verein, war für die Entwicklung der Spieler verantwortlich, für Scouting und Fitness. Und ich habe die Sommer-Pläne geschrieben.

Tomlinson: Stundenmäßig vielleicht schon. Aber jetzt fokussiere ich mich voll auf meine Mannschaft.

Tomlinson: Ich glaube sie liegen darin, wie ich mit den Spielern umgehe. Ich sehe alle als Team. Und ich glaube die Spieler sehen das mehr und mehr. Ich bin mit den Jungs aber nicht unterwegs, das wird nie passieren. Da gibt es eine Trennung. Aber wir sind doch zusammen. Und ich möchte, dass sie wissen, dass ich an ihrer Seite bin, auch wenn es harte Worte gibt. Jeder Spieler wird immer wissen, wo er steht.

Tomlinson: Wir haben Ziele. Ich habe aber noch nicht mit dem Team darüber gesprochen. Das wird die Öffentlichkeit aber auch nicht mitbekommen. Meine Ziele sind kleiner. Wenn hier jeder Einzelne seine Arbeit macht, dann können wir da stehen, wo wir am Ende stehen wollen. Ich will auch diese 22 Leute erst einmal richtig kennenlernen. Die sind alle anders, man muss wissen, welche Knöpfe bei jedem zu drücken sind.

Tomlinson: Da gibt es zwei. Kurt Kleinendorst - er arbeitet heute in der AHL -, unter dem ich in England gespielt habe. Und natürlich Don Jackson. Wir waren ein gutes Team. Er hat mir viel von seinem Wissen mitgeteilt. Und wir haben immer noch guten Kontakt.

Tomlinson: Es war schwer für mich. So ein gutes Team wie in Berlin findest du nicht oft. Ich erinnere mich an den Tag, als ich Don von meiner Überlegung erzählt habe. Er hat mich sofort unterstützt und gesagt: ,Düsseldorf ist ein toller Platz für dich. Geh dahin und mach deinen Weg.’

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