Start der Play-offs: Zurück im Konzert der Großen

Am Mittwoch beginnen die Play-offs der DEL. Mit dabei ist die DEG, der niemand etwas zugetraut hatte.

DEG-Anhänger freuen sich auf die Finalrunde.

DEG-Anhänger freuen sich auf die Finalrunde.

Foto: Birgit Häfner

Düsseldorf. Als hätte es in den vergangenen Monaten nicht schon genug positive Nachrichten rund um die Düsseldorfer EG gegeben. Die Mannschaft steht nach zwei Jahren am Tabellenende wieder in den am Mittwoch beginnenden Play-offs der Deutschen Eishockey Liga (DEL), das Winter Game gegen Köln sorgte mit 51125 Zuschauern für einen Europarekord und Fans sowie Sponsoren kommen allmählich zurück.

Am Dienstag folgte dann das i-Tüpfelchen. Da ließ die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) verlauten, dass Düsseldorfs gefährlichster Stürmer Michael Davies ab sofort wieder spielberechtigt ist. Seit Anfang Dezember war der US-Amerikaner zum Zusehen verdammt gewesen, weil er ein in seinen Augen lebensnotwendiges Medikament eingenommen hatte. Die Nada sah das anders und beantragte nach einer positiven Kontrolle eine rückwirkende Sperre von drei Monaten, der der Richter nun folgte. Da diese aber bereits vorbei sind, darf Davies wieder ran und hat gleich noch eine Sondererlaubnis für das Medikament in der Tasche. Und weil er die ganze Zeit über weiter trainiert hat, ist er auch fit.

Trotzdem ließ Trainer Christof Kreutzer offen, ob er ihn am Mittwoch (19:30 Uhr/Servus TV) in Hamburg einsetzt. Denn auch ohne den 28-Jährigen, der bis zu seiner Suspendierung 29 Scorerpunkte in 23 Spielen gesammelt hatte, ist die DEG stark wie seit Jahren nicht. Bis auf Platz fünf hat sie sich nach 30 Siegen aus 52 Hauptrunden-Spielen vorgekämpft. Ein Umstand, den „nicht mal der kühnste Optimist“ erwarten durfte, hat Kreutzer jüngst selbst gesagt.

Eben jener Kreutzer spielt eine Hauptrolle in diesem neuerlichen Düsseldorfer Eishockey-Märchen. Als der achtmalige Deutsche Meister vor der Saison den Neustart wagte und einen Trainer suchte, wurde er im eigenen Haus fündig und verpflichtete einen Mann, der noch nie ein DEL-Team als Chefcoach betreut hatte. Der aber gleichzeitig für eine andere Zeit in der DEG-Geschichte steht, eine erfolgreichere.

Kreutzer — als Sohn der jahrzehntelangen Stadiongastronomen an der Brehmstraße aufgewachsen — stand einst selbst für die DEG auf dem Eis. Von den Bambini kämpfte er sich bis in die erste Mannschaft. Und das in den 90ern, als der Verein seine besten Zeiten erlebte und vor stets ausverkauftem Haus fünf Meisterschaften gewann.

Doch danach ging es bergab. Zwischenzeitlich war die DEG nur noch zweitklassig. Als Groß- und Namenssponsor Metro dann vor zwei Jahren ausstieg, drohten gar die Lichter auszugehen. Nur mit Mühe hielt sich der Club am Leben, im „Nothaushalt“ gefangen, wurde er jedes Mal Letzter. Und selbst als Kreutzer vor der aktuellen Saison frisches Geld der Gesellschafter, die sich weitere Anteile sicherten, bekam und einige neue Spieler holen durfte, traute ihm keiner etwas zu. In einer Experten-Umfrage des Fachblatts „Eishockey News“ landete die DEG durchweg im Tabellenkeller.

Doch all das interessierte den 47-Jährigen ebenso wenig wie den Fehlstart und die folgenden Ausfälle von Schlüsselspielern. Gemeinsam mit Co-Trainer Tobias Abstreiter schwor er sein Team auf ein defensives System ein — und hat seitdem Erfolg. Dank des überragenden Torhüters Tyler Beskorowany (24), jüngst zum DEL-Torwart des Jahres gewählt, eines effizienten Überzahlspiels (22,5 Prozent) sowie einer eingeschworenen Truppe um Trainerbruder, Kapitän und DEL-Rekordtorjäger Daniel Kreutzer (35) ist die DEG zurück im Konzert der Großen. Und das ausgerechnet in einem Jahr, in dem Köln und Krefeld bereits raus sind.

„Es ist immer schön, besser als die Rivalen am Rhein zu sein“, sagt Kreutzer, der wohl wie kein anderer weiß, was das für die DEG-Seele bedeutet. „Die letzten zwei Jahren haben sie über uns gelächelt, jetzt tut es gut, wieder dabei zu sein.“ Kasten

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