Eishockey Als Gordiouk die DEG zum „vergessenen“ Titel führte

Düsseldorf · Im letzten Teil der kleinen WZ-Serie „Die DEG-Meisterjahre“ erinnern sich Rafael Jedamzik, Ralf Reisinger und der Top-Spieler aus Russland an den Aufstieg im Jahr 2000.

 30. April 2000: Die DEG ist wieder erstklassig. Viktor Gordiouk reckt den Zweitliga-Meisterpokal in die Höhe.

30. April 2000: Die DEG ist wieder erstklassig. Viktor Gordiouk reckt den Zweitliga-Meisterpokal in die Höhe.

Foto: Horstmüller

Runde 50 Jahre ist Viktor Gordiouk am 11. April geworden. Doch außer mit seiner Frau und dem 15-jährigen Sohn konnte der ehemalige Eishockey-Profi darauf mit niemandem anstoßen. Selbst seine in Kanada lebende Tochter (26) durfte nicht nach Russland fliegen. „Wegen des Corona-Virus war alles geschlossen. Wir haben zu dritt in meiner Sommerhütte außerhalb von Moskau gefeiert. Aber die große Party wird nachgeholt“, erzählt Gordiouk im Telefonat mit der WZ.

Immerhin, seit rund einer Woche gibt es auch im größten Land der Erde erste Lockerungen. Weshalb Gordiouk bat, unser Telefonat um einen Tag zu verschieben. „Ich wollte umgehend mit Freunden zum Angeln auf den See fahren und dann am Abend vor meiner Datsche grillen.“ Die Welt scheint derzeit irgendwie überall gleich zu sein und es ist dann sicherlich auch eine äußerst gesellige Runde geworden. So viele Personen wie bei einer von Gordiouks schönsten Feiern werden allerdings nicht dabei gewesen sein.

 Neben dem russischen Trikot ist in Gordiouks Sommer-Datsche eine DEG-Ecke eingerichtet.

Neben dem russischen Trikot ist in Gordiouks Sommer-Datsche eine DEG-Ecke eingerichtet.

Foto: privat

Am 30. April 2000 feierte der flinke Angreifer die neunte Meisterschaft der Düsseldorfer EG. Es war keine Deutsche Meisterschaft, es war der Titelgewinn in der zweiten Liga. Dennoch verwandelten mehr als 8000 Zuschauer das Eisstadion an der Brehmstraße in ein Tollhaus. Schließlich gelang durch das 5:1 gegen den ERC Ingolstadt im fünften und entscheidenden Finale der Wiederaufstieg in die DEL. „Es wurde gut gefeiert und danach ging die Sause dann in der Altstadt erst so richtig los“, erinnert sich Ralf Reisinger.

Zwei Jahre lang war die ruhmreiche DEG über die „Dörfer“ getingelt, weil sie sich 1998 nur zwei Jahre nach ihrem bis heute letzten Gewinn der Deutschen Meisterschaft aufgrund von mehr als 20 Millionen D-Mark Schulden aus der DEL zurückgezogen hatte. Statt Köln, Berlin oder Mannheim hießen die Gegner Grefrath, Neuwied oder Wilhelmshaven. „Es war dennoch eine großartige Zeit. Wir standen nicht im Fokus und haben einfach nach dem Motto ,Hurra, wir leben noch’ gespielt“, sagt Rafael Jedamzik.

Der Verteidiger arbeitet heute für eine Krankenkasse, Angreifer Reisinger ist Immobilienmakler. Geld konnte die DEG in der zweiten Liga nur wenig zahlen, daher blieben nach dem freiwilligen Abstieg lediglich zwei Spieler den Rot-Gelben treu. Neben Leo Stefan war dies Viktor Gordiouk. „Ich habe in den zwei Jahren nur wenig verdient, aber manchmal ist Geld nicht alles. Ich habe einfach gerne für die DEG gespielt und ihre Fans geliebt. Die Zeit in Düsseldorf war mit die schönste meiner Karriere“, sagt Gordiouk.

In seiner Sommerhütte hat er eine DEG-Ecke eingerichtet. Neben dem russischen Trikot, das er beim Kanada-Cup 1991 getragen hat, hängen Collagen mit Erinnerungsfotos. „Ich habe auch immer noch Kontakt zu Fans von damals. Sie schicken mir Post und Vereinszeitschriften. So bin ich weiterhin gut informiert“, erzählt Gordiouk. Im Team genoss der Linksaußen viel Ansehen. „Ein toller Spieler und ein großartiger Mensch“, sagt Reisinger und Jedamzik meint: „Viktor war mit Herz und Seele DEG-Spieler.“

Bei Admiral Wladiwostok gibt es nun ein Jahr Zwangspause

Von 1996 bis 2001 erzielte Gordiouk in 308 Partien 118 Treffer, 164 weitere bereitete er vor (Quelle: EliteProspects). Besonders wichtig waren seine Taten in der Saison 1999/2000, denn ein drittes Jahr in der Zweitklassigkeit durfte es nicht geben. „Wir haben mit vielen Nachwuchsspielern eine ordentliche erste Saison gespielt, aber in der zweiten musste es wieder zurück nach oben gehen. Es herrschte die Angst, dass es die DEG sonst nicht mehr geben könnte“, sagt Jedamzik.

Wegen einer Schulterverletzung konnte der heute 46-Jährige nur zuschauen, als sich die DEG durch die Play-offs kämpfte. Allein die hitzige Atmosphäre in den engen Hallen von Bad Nauheim und Ingolstadt machte es unangenehm. Doch die DEG biss sich durch. „Wir hatten in der Mannschaft einen enormen Zusammenhalt“, erzählt Reisinger. Und sie hatten einen überragenden Gordiouk. „Viktor war Feuer und Flamme für den Wiederaufstieg“, sagt Jedamzik.

Das Bild, als Gordiouk den Meisterpokal in die Höhe reckt, belegt dies eindrucksvoll. In den nächsten zwölf Monaten wird er viel Zeit haben, seine DEG-Collage zu erweitern. Gordiouk ist bei Admiral Wladiwostok als Assistent des Managers tätig. Die abgebrochenen Play-offs wurden verpasst, an der nächsten Saison wird der Klub aus dem fernen Osten nicht teilnehmen. „Die Region braucht das Geld für den Kampf gegen Corona“, erklärt Gordiouk. Es ist ein anderer Kampf als der um den Aufstieg mit der DEG.

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