2:3 gegen Schwenningen Der DEG geht die Luft aus

Düsseldorf · Gekämpft, aber doch verloren: Die arg ersatzgeschwächten Eishockeyprofis verlieren gegen die Schwenninger Wild Wings mit 2:3 nach Verlängerung. Der Vosprung auf Platz elf schmilzt — und die personelle Lage wird nicht einfacher.

 DEG-Kapitän Alexander Barta war die Enttäuschung nach dem 2:3 gegen die Schwenninger Wild Wings ins Gesicht geschrieben.

DEG-Kapitän Alexander Barta war die Enttäuschung nach dem 2:3 gegen die Schwenninger Wild Wings ins Gesicht geschrieben.

Foto: Birgit Häfner

Als auch der letzte Angriff des Tages überstanden war und die Uhr auf dem Videowürfel unter dem Hallendach 0,0 anzeigte, durfte Hendrik Hane endlich durchatmen. 27 Schüsse hatte der junge Eishockey-Torhüter der Düsseldorfer EG abgewehrt, nicht wenige davon in höchster Not, zahlreiche in Unterzahl. Und so durfte er am Ende einen historischen Sieg bejubeln: seinen ersten bei einer U 20-WM. Denn Hane stand am Samstagnachmittag nicht etwa in seiner Geburtsstadt auf dem Eis. Der 18-Jährige tat das im knapp 1000 Kilometer entfernten Ostrava für die deutsche Juniorennationalmannschaft. Die gewann 4:3 gegen Tschechien und darf nun vom Viertelfinale träumen.

Als das Ergebnis kurz später im Rather Dome durchgesagt wurde, brandete Jubel auf. Da vergaßen die 8816 Zuschauer kurz, dass die Junioren-WM für die DEG zur Unzeit kommt. Unter Normalumständen wäre die Abwesenheit zweier U 20-Spieler ja zu verkraften — neben Torwart Hane ist auch Verteidiger Alexander Dersch in Tschechien dabei. Aber normal ist bei der DEG derzeit gar nichts. Am Samstag gegen Schwenningen fehlten noch vier weitere Verteidiger: Johannes Huß und Alex Urbom sowie die Langzeitausfälle Marco Nowak und Alexander Sulzer. Zudem fielen im Angriff Chad Nehring und Rihards Bukarts aus, Leon Niederberger spielte angeschlagen.

Da konnte es wenig überraschen, dass die DEG gegen Schwenningen mit 2:3 nach Verlängerung verlor. Das war die 17. Niederlage im 31. Saisonspiel, nach der die Düsseldorfer zwar weiter auf Rang acht der Deutschen Eishockey Liga stehen, aber mit gerade noch vier Zählern Vorsprung auf Platz elf.

Applaus statt Pfiffe der Fans

Noch düsterer sieht es beim Gegner aus. Die Schwarzwälder waren bis zu ihrem achten Saisonsieg am Samstag sogar Tabellenletzter. Da könnte man ja davon ausgehen, dass die DEG-Fans nach dem Spiel gehörig angefressen waren, wer verliert schon gern daheim gegen das Schlusslicht? Aber von Groll war nichts zu spüren. Im Gegenteil: Es gab hinterher sogar warmen Applaus. Weil die Fans spürten, dass für die arg ersatzgeschwächte DEG einfach nicht mehr drin war.

„Unser Tank ist leer“, bestätigte Trainer Harold Kreis, der alles andere als glücklich wirkte. Allerdings nicht wegen des Auftritts seiner Mannen: „Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft, die ganze Zeit mit zehn Stürmern und fünf Verteidigern zu spielen, das muss man erst mal bewerkstelligen alle zwei Tage.“ Kreis geht es eher um die Gesamtsituation. Ausgerechnet jetzt, wo die DEG zuletzt wieder auf dem aufsteigenden Ast war und drei von vier Spielen gewann, ist sein Team so dezimiert, dass es irgendwann nicht mehr zulegen kann.

Das gilt besonders für die Verteidiger, die de facto sogar nur zu viert sind, weil der 21-jährige Nicolas Geitner in seiner ersten DEL-Saison nur wenige Minuten Eiszeit bekommt. Umso mehr beansprucht ist derzeit der Rest, vor allem Nicholas Jensen. Der Däne musste bereits am Donnerstag beim hart erkämpften 1:0-Erfolg in Iserlohn 31:07 Minuten spielen, normal ist ein Wert knapp über 20 Minuten. Nun gegen Schwenningen stand Jensen erneut 28:54 Minuten auf dem Eis.

Hinzu kommen die Probleme vor dem gegnerischen Tor. Mit gerade mal 79 Treffern stellt die DEG die drittschlechteste Offensive der Liga. In den vergangenen acht Spielen erzielte sie nur zweimal mehr als zwei Tore. Auch gegen Schwenningen gelang das nicht. Das erste Drittel gehörte gar komplett den Gästen, die mit dem Rückenwind vom 2:1 über den Meister aus Mannheim nach Düsseldorf gekommen waren. 3:14 lautete das Schussverhältnis aus Sicht der DEG, für die Wild Wings war die 1:0-Führung durch Matt Carey in der zwölften Minute sogar noch wenig.

Am Montag geht es gegen Wolfsburg weiter

Auch danach blieben sie am Drücker — und trafen zu Beginn des Mittelabschnitts durch Alexander Weiss noch mal. Da schien das Spiel fast schon entschieden zu sein. Doch weit gefehlt. Die DEG kämpfte sich zurück und kam durch Jerome Flaake nur kurz später zum Anschlusstreffer. Es war der 13. Saisontreffer Flaakes, der zu den wenigen Stürmern gehört, auf die derzeit Verlass ist.

So blieb es eng. Zwar wirkten die Schwenniger weiter spritziger und gefährlicher, leisteten sich dann aber zwei Strafen hintereinander, die fällige 5:3-Überzahl nutzte Reid Gardiner mit einem krachenden Schlagschuss für den Ausgleich, „aber dann haben die Kräfte nicht mehr gereicht“, sagte Trainer Kreis, „in der Verlängerung kommen wir einen Schritt zu spät“. Es war der entscheidende Schritt, SERC-Stürmer Jordan Caron traf schon nach 21 Sekunden zum Sieg.

Für die DEG geht es bereits am Montag um 19.30 Uhr weiter. Dann kommen die Grizzlys Wolfsburg in den Dome. Das dürfte wieder ähnlich hart werden, Rückkehrer sind erst mal nicht zu erwarten. Das gilt nicht nur für die Verletzten, sondern auch für Hendrik Hane und Alexander Dersch. Für die beiden Teenager steht dann der nächste Höhepunkt bei der U 20-WM an, ab 15 Uhr geht es gegen Kanada — und damit gegen zahlreiche Talente, denen einen große Karriere in der NHL vorhergesagt wird. Die Probleme in der Heimat sind dann mindestens 1000 Kilometer weit weg.

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