DEG Trainer: Tomlinsons Meisterkurs

Der Deutsch-Kanadier hat die Düsseldorfer EG ins Halbfinale geführt. Jetzt trifft er auf seinen Lehrmeister.

Düsseldorf. Im Eishockey gibt es einen haarigen Brauch: In den Play-offs sprießen die Bärte. Solange, bis eine Mannschaft den Titel geholt hat — oder aber aus dem Wettbewerb ausscheidet. Bei der Düsseldorfer EG wächst die Gesichts-Haarpracht der Eishockeyprofis seit knapp zwei Wochen. Auch bei Trainer Jeff Tomlinson. Gleich in seiner ersten Saison als Cheftrainer in der Deutschen Eishockey Liga hat Tomlinson mit dem Viertelfinal-Sieg gegen die Mannheimer Adler mit der DEG das Play-off-Halbfinale erreicht. Gegner sind nun die Eisbären Berlin. Jene Mannschaft, bei der sich Tomlinson als Assistent von Don Jackson den Feinschliff für sein viel gelobtes offensives Spielsystem geholt hat.

Der Vergleich des Schülers und dessen Lehrer bietet sich an. Jetzt sind Tomlinson und Jackson Kontrahenten auf höchstem Niveau. Der ehemalige NHL-Profi Jackson ist im vierten Jahr Cheftariner der Berliner. „Don und ich sind 2007 gemeinsam ins DEL-Team der Eisbären gewechselt. Ich habe viel von ihm gelernt, er hat mich beeinflusst“, sagt Tomlinson. Er sagt aber auch voller Selbstbewusstsein: „In das Berliner System habe ich auch meine eigenen Ideen einfließen lassen.“ Mit Erfolg.

Der Deutsch-Kanadier Tomlinson war über zehn Jahren bei den Berlinern beschäftigt. Zuerst als DEL-Profi, danach unter anderem als Coach Nachwuchs-Mannschaft Eisbären Juniors. Tomlinson wurde durch seine Zeit in Berlin geprägt, als Trainer hat er sich weiterentwickelt. In Düsseldorf trägt seine Arbeit nun Früchte. „Mit Berlin verbinden mich viele Erinnerungen. Ich habe dort Freunde und Bekannte, die mir wichtig sind“, sagt Tomlinson. „Jetzt freue ich mich aber auf die Serie mit den Eisbären, obwohl mir der Gegner eigentlich egal ist. Ich gehe davon aus, dass es über die volle Distanz geht. Wir wollen natürlich das letzte Spiel gewinnen.“ Na klar.

Düsseldorf gegen Berlin, das ist die Begegnung zweier ähnlicher Spielsysteme. Offensiv-Eishockey trifft auf Offensiv-Eishockey, Schnelligkeit auf Schnelligkeit. Außerdem sind auf beiden Seiten Erwartungshaltung und Druck hoch, nachdem Berlin und Düsseldorf in der vergangenen Saison bereits im Viertelfinale aus dem Wettbewerb geflogen sind. „Ich bin bisher sehr stolz auf die Jungs. Vom ersten Stürmer bis zum letzten Verteidiger haben im Viertelfinale alle bis zur Schlusssirene gekämpft. Darauf können wir aufbauen.“

Einen klaren Favoriten auf den Titel sieht Tomlinson in diesen Tagen der Play-off-Spiele nicht. „Das ist schwierig, auch wenn Wolfsburg nach der Vorrunde vorne lag. Alle Teams im Halbfinale haben die Chance“, sagt der 40-Jährige. „Ich traue meiner Mannschaft aber alles zu. Wir sind auf einem guten Weg. Wenn sich die Spieler an das System halten, können wir auch alles erreichen.“ Worte, die man in Düsseldorf gerne hört, denn seit 15 Jahren wartet man bei der DEG auf die neunte nationale Meisterschaft. Zweimal war Düsseldorf nahe dran: 2006 mit Don Jackson als Trainer und 2009 mit dem jetzigen Mannheimer Trainer Harold Kreis an der Bande blieb am Ende der aufregenden Tage aber jeweils nur der Vize-Titel.

Das erste Bully in der Serie „best of five“ zwischen Düsseldorf und Berlin ist am Sonntag im Rather Dome (18.35 Uhr). Der DEG-Trainer hat einen Wunsch an die Fans. „Wir brauchen so viele Zuschauer wie möglich. Das gibt den Spielern noch einen Schub. Der Heimvorteil könnte am Ende ausschlaggebend sein.“ Und der Weg der DEG könnte mit Jeff Tomlinson ins Finale führen.

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