DEG Jaedon Descheneau: Aus der zweiten Liga in die erste Reihe

Düsseldorf · Der Eishockey-Stürmer ist die Überraschung im DEG-Kader. Nach seinem Hattrick am Sonntag in Augsburg steht er bereits bei 15 Saisontreffern. Descheneau zu halten, wird nicht einfach.

 Jaedon Descheneau ist derzeit in Topform. Am Sonntag in Augsburg erzielte der 23-jährige Kanadier seine Saisontreffer 13, 14 und 15.

Jaedon Descheneau ist derzeit in Topform. Am Sonntag in Augsburg erzielte der 23-jährige Kanadier seine Saisontreffer 13, 14 und 15.

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Die größte Anerkennung, die einem Sportler aus der Fankurve zuteil werden kann? Ein eigener Gesang. In den vergangenen Jahren war der DEG-Anhang recht sparsam mit persönlichen Liedern. Viel zu feiern gab es ja nicht. Und die meisten Spieler in der Deutschen Eishockey Liga bleiben ohnehin nur ein, zwei Jahre an einem Ort, ehe sie weiterziehen. Auch Jaedon Descheneau war zuletzt nicht gerade eine treue Seele. Die DEG ist für den Kanadier der sechste Verein in vier Jahren. Und dennoch haben die Fans hinter dem Tor nach einer halben Saison bereits einen Song für den Flügelstürmer kreiert. Der hat jetzt keinen wirklichen Text, aber geht trotzdem ins Ohr, sie singen Descheneaus Namen zur Melodie des Achtziger-Hits „Give It Up“ von KC and the Sunshine Band.

Am Sonntag war der Song mehrfach zu hören, weil der 23-Jährige beim 6:3 in Augsburg drei Mal traf. Nach 36 Spielen steht er bei 15 Toren und gehört zu den zehn besten Torjägern der Liga, intern ist nur Philip Gogulla (18 Treffer) besser.

Mit Barta und Gogulla bildet er eine der Topreihen der DEL

Bei dem sowie Kapitän Alexander Barta bedankte sich Descheneau hinterher artig. Ohne die Reihenkollegen wäre sein Erfolg nicht möglich, sagte der Gefeierte. Was mehr war als die übliche Tiefstapelei, allerdings profitieren seine deutlich älteren Kollegen auch von ihm. Barta (35), Gogulla (31) und Descheneau (23) – das passt. Gemeinsam bilden sie eine der aufregendsten Sturmreihen der Liga. Alle drei gehören zu den besten zehn Scorern.

Danach hatte es im Sommer nicht ausgesehen. Descheneau kam lediglich aus der zweiten Schweizer Liga und war für die hinteren Reihen eingeplant. Dort setzte ihn Trainer Harold Kreis zunächst auch ein, ehe Jerome Flaake sich den Fuß brach. Also zog Kreis Calle Ridderwall in den zweiten Sturm auf Flaakes Stelle und Descheneau hoch. Und auch als Flaake zurückkehrte, blieb der Kanadier oben. Was ganz nach dem Geschmack von Manager Niki Mondt ist, der Descheneau nicht nur für sein Tempo lobt („Er fliegt übers Eis“), sondern auch für seinen Einsatz: „Der geht in die Ecken, der geht vorne rein – egal, was der Gegner macht, Jaedon geht immer hin.“

Schon bei den Junioren in Kanada war er ein Topstürmer

Fast 80 Prozent seiner 68 Torschüsse kommen aus der Zone direkt vor dem Tor. Also aus dem Bereich, in dem es schmerzhaft sein kann, weil die Verteidiger um jeden Zentimeter kämpfen – nicht immer mit sauberen Mitteln. Die Zahlen legen nah, warum Descheneau so viele Tore schießt. Und warum ihm eine Reihe Zähne fehlt.

Tore erzielte er bereits bei den Kootenay Ice aus Cranbrook in der kanadischen Provinz British Columbia, dort war Descheneau jahrelang eine der Stützen. In der Saison 2013/14 sammelte er 118 Scorerpunkte in 83 Spielen und war knapp hinter dem deutschen Generationentalent Leon Draisaitl einer der Topstürmer der Western Hockey League, die zu den drei besten Junioren-Ligen der Welt gehört. Danach sicherten sich die St. Louis Blues aus der NHL die Rechte an Descheneau, gaben ihm aber keine Chance. Nicht mal in der zweitklassigen AHL setzte er sich durch.

Bekommt er eine neue Chance in der Heimat, ist er weg

Also wechselte er 2017 in die Schweiz, mit 22 Jahren ging es nach Thurgau. Normalerweise versuchen es Nordamerikaner länger in der Heimat, „aber sie haben mir drüben nichts gegeben, ich hatte keine andere Option“, sagt Descheneau, der die Entscheidung nicht bereut. Er fühle sich „sehr wohl“ in Europa, erst recht in Düsseldorf.

Dass er auch nächste Saison bei der DEG spielt, ist aber keineswegs sicher. Descheneau kann sich vorstellen zu bleiben, sagt aber: „Wenn ich eine Chance in Nordamerika bekomme, gehe ich zurück.“ Verdenken könnte es ihm niemand.

Manager Mondt hat trotzdem längst nicht aufgegeben und verhandelt seit Wochen mit Descheneaus Berater. Er hat dessen Schützling eine deutliche Gehaltssteigerung in Aussicht gestellt, gar von einer Verdoppelung ist die Rede. Was allerdings dramatischer klingt, als es ist, Descheneau gehört zu den günstigsten Spielern im DEG-Kader. Nach dem Winter Game will Mondt einen neuen Anlauf nehmen. Klappt es dieses Mal, würden sich nicht nur die Fans hinter dem Tor freuen.

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