Vor dem Winter Game DEG-Legende Amann: „Wenn ich das heute sehe, bin ich ein bisschen neidisch“

Der vierfache Meisterverteidiger der DEG ist derzeit in Düsseldorf, weil er am Samstag beim Legenden-Spiel vor dem Winter Game der Deutschen Eishockey Liga aufläuft. Die WZ traf ihn zum Interview im Rather Dome.

 Drei Meisterspieler, die noch heute befreundet sind (v.l.): Uli Hiemer, Rick Amann und und Chris Valentine.

Drei Meisterspieler, die noch heute befreundet sind (v.l.): Uli Hiemer, Rick Amann und und Chris Valentine.

Foto: picture-alliance / dpa/Achim_Scheidemann

Neun Jahre an der Brehmstraße, mehr als 450 Spiele. mehr als 250 Scorerpunkte, vier Meisterschaften. Rick Amann ist eins der Gesichter der DEG-Geschichte. Wenn am Samstag (16.30 Uhr/WZ-Liveticker) das Winter Game der Deutschen Eishockey Liga im Kölner Fußballstadion gegen die Haie ansteht, gibt es vorher wieder ein Legenden-Spiel. Amann spielt mit. Die WZ traf den 58-Jährigen, der extra aus Kanada eingeflogen kam.

Herr Amann, so ein Winter Game zu Ihrer aktiven Zeit, hätten Sie das auch gern mal gespielt?

Rick Amann: Auf jeden Fall, das ist ein Traum für jeden aktiven Spieler. Egal, wo er spielt, egal, wo er herkommt. Da geht es zurück in die Vergangenheit, so wie Eishockey damals gespielt wurde. Gerade für mich als Kanadier aus (der Provinz) Manitoba, ich bin quasi auf einer freien Eisfläche aufgewachsen. Jetzt als ein Teilnehmer bei einem Legendenspiel ist das auch ein Traum, es ist sogar schon das zweite Mal für mich. Hoffen wir, dass das Wetter mitspielt, dann wird es wirklich ein Outdoorgame sein.

Sie sprechen es an, beim Winter Game in Düsseldorf musste das Dach geschlossen bleiben. Ist ein Spiel unter freiem Himmel noch mal etwas Anderes?

Amann: Auf alle Fälle. Als ich damals in Deutschland gespielt habe, war das ja teilweise auch draußen. Die Brehmstraße ist an den Seiten offen, Augsburg war offen, auch in Schwenningen war es mal minus-keine-Ahnung-wie-kalt, da hat Trainer Bryan Lefley uns blockweise in die Kabine gesetzt und jedes Drittel nur mit zwei Reihen gespielt, damit sich ein Block immer aufwärmen kann. In Mannheim hat es einmal geschneit, da war es so schlimm, dass so viel Schnee in der Ecke lag, dass der Puck liegengeblieben ist (lacht). Aber ich mag das, die Elemete sind dann eben ein Teil des Spiels, es hat einen ganz anderen Charakter. Das ist schön für die Zuschauer.

Das am Samstag wird Ihr zweites Legendenspiel. Wie läuft so etwas intern ab? Steht da nur der Spaß im Vordergrund oder will man doch gewinnen?

Amann: Wir sind ehemalige Gegner, aber trotzdem Kumpel. Ich freue mich auch, die alten Haie-Spieler zu sehen. Wenn wir auf dem Eis sind, fangen wir erst mit der Einstellung an, dass es egal ist, wer gewinnt. Trotzdem will keiner verlieren. Dann merkst du, dass die anderen auch nicht verlieren wollen, und das steigert irgendwann die Intensität. Das wird dieses mal auch so sein.

Haben Sie sich auf das Spiel besonders vorbereitet? Spielen Sie noch regelmäßig Eishockey?

Amann: Es ist sehr einfach in Kanada für einen Eishockeyspieler, fit zu bleiben. Wenn ich wollte, könnte ich sieben Tage die Woche aufs Eis gehen. Aber das ist zu viel für mein Alter. Ich spiele zweimal in der Woche in einer Hobbytruppe, aber schon richtig mit Schiedsrichter in einer Liga. Das ist der Standard bei uns in Kanada.

Und? Spielen Sie da noch dieselbe Rolle wie früher bei der DEG? Jagen Sie den Puck noch von der blauen Linie in den Winkel?

Amann (lacht): Ein bisschen, aber ich bin leider auch oft auf der Strafbank. Allerdings versuche ich jetzt mehr Eishockey zu spielen als früher bei der DEG.

Verfolgen Sie die DEG noch?

Amman: Ehrlich gesagt: nein. Wegen der Zeitverschiebung ist es schwer. Aber wenn ich ein, zwei Mal im Jahr hier bin, gibt mir das immer die Gelegenheit, die DEG zu sehen. Und wie ich sehe, ist die aktuelle eine hervorragende Saison. Ich habe gerade mit Harry (Trainer Kreis) gesprochen und habe ihm Glück für die zweite Saisonhälfte gewünscht.

Als Sie in den 1980ern hier her kamen, war Deutschland in vielen Bereichen eher ein Eishockey-Entwicklungsland. Wenn Sie jetzt wiederkommen, denken Sie dann, dass das Land Schritte in die richtige Richtung gemacht hat?

Amann: Nicht nur Schritte, es sind Sprünge. Ich habe letztens einen Videoclip aus Augsburg gesehen. Da habe ich gar nicht glauben wollen, dass das wirklich Augsburg war. Ich dachte nur: Haben die jetzt etwa auch ein neues Stadion? Wenn man überlegt, dass wir jetzt hier im Dome stehen... Ich staune, was das hier für ein supermodernes Stadion ist. Nichts gegen die Brehmstraße, die hat ihre Zeit gehabt, aber das hier ist NHL-mäßig. Ehrlich gesagt bin ich ein bisschen neidisch, wenn ich das Stadion, die Kabine, die vielen Betreuer und das ganze Umfeld heute sehe. Das sieht schon sehr professionell aus.

Haben Sie die Olympischen Spiele verfolgt?

Amann: Wie kann man sie nicht verfolgen?

Sie hätten ja sagen können: "Ohne NHL-Spieler schaue ich mir das nicht an."

Amann: Ja, ok, aber es gibt eine Regel: Wenn Team Canada aufs Eis geht, ist es wichtig. Für mich war das Halbfinale gegen Deutschland aber etwas Besonderes: Ich konnte nicht verlieren. Ich habe mich für Trainer Marco Sturm oder Christian Ehrhoff sehr gefreut. Und auch für (DEB-Präsident) Franz Reindl. Er ist so lange dabei, er hat so viele Tiefs mit dem DEB erlebt. Ich hätte mich noch mehr gefreut, wenn es Gold geworden wäre. Wie übrigens – das kann ich verraten – der größte Teil Kanadas für Deutschland war. Aber es hat leider nicht gereicht.

Die Silbermedaille hat für mehr Aufmerksamkeit gesorgt, was muss das deutsche Eishockey machen, damit es langfristig von dem Erfolg profitiert?

Amann: Das ist immer die Frage. Auch nach 1992, als wir bei Olympia knapp im Viertelfinale gegen Kanada verloren haben, war das so. Es ist schwierig. Die anderen Länder sind wahnsinnig gut, sie haben mehr Spieler zur Auswahl. Bis wir hier mehr Auswahl haben, wird es sehr schwierig. Selbst die Schweiz spielt jetzt regelmäßig oben mit, guck allein auf die letzte WM, als sie im Finale war. Aber die Schweizer haben auch eine andere Ausländerregel und mehr eigene Spieler in ihrer Liga. Deutschland muss mehr ausbilden. Und wenn man nicht genügend Spieler hat, müssen die Trainer umso besser sein.

Heißt das, dass selbst Sie als ehemaliger Ausländer sagen, dass in der DEL weniger Ausländer spielen sollten?

Amann: Ich glaube, dass das Thema zumindest angesprochen werden muss. Ich habe gerade auch mit Harry (Kreis) drüber gesprochen, wir sind da unterschiedlicher Meinung. Ich weiß, dass die Gesetze in Sachen Arbeitsverträge hier nicht so einfach sind.

Was könnte man noch ändern?

Amann: Wir haben damals versucht, eine Spielergewerkschaft zu gründen. Wir wollten offen mit den Eigentümern und der Liga sprechen und gemeinsam einen Weg zu finden, wie man alles verbessern kann. Vielleicht wäre das heute eine Gelegenheit für ehemalige Spieler, jetzt etwas zu sagen. Wir sind ja jetzt unabhängig von der ganzen Geschichte und könnten mit weniger Druck unsere Meinung sagen. Meiner Meinung nach geht es nur mit offenen Gesprächen. Wenn es dabei um weniger Ausländer in der Liga geht? Warum nicht? Man kann über alles sprechen, auch über Gehalts- und Etatgrenzen wie in der NHL. Auch wenn das nicht für jeden Eigentümer gut ist.

Noch mal zurück zur DEG: Was können die Fans am Samstag von Ihnen erwarten?

Amann: Ich verspreche gar nichts. Ich habe mit (Uli) Hiemer gesprochen. Er will schon mal nicht mit mir zusammenspielen. Ich werde also wieder, wie immer, mit (Andreas) Niederberger zusammen auf dem Eis stehen, meinen Job machen, versuchen aufzuräumen und wenig Gegentore zuzulassen.

Hat das alte DEG-Team aus den Meisterjahren denn noch viel Kontakt?

Amann: Valentine, Hiemer und ich sind sehr eng befreundet. Wir haben Kontakt. Auch mit Mike Schmidt, ab und zu auch zu Peter-John Lee. Und egal, wo man auftaucht, egal, in welcher Stadt, man trifft immer einen, Didi Hegen oder egal wen. Es ist wie damals, es ist immer schön, die Jungs wiederzusehen.

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