Daniel Kreutzer: "Zwei, drei Jahre wären noch schön"

Der 35 Jahre alte Kapitän der Düsseldorfer EG ist Spieler des Monats in der Deutschen Eishockey Liga. Ans Aufhören denkt das Urgestein noch nicht.

Daniel Kreutzer hat das Winter Game in vollen Zügen genossen.

Daniel Kreutzer hat das Winter Game in vollen Zügen genossen.

Foto: David Young

Düsseldorf. Nach zwei Spielzeiten am Tabellenende ist die Düsseldorfer EG wieder da, lockt mit dem Winter Game mehr als 50 000 Fans in die Arena und steht auf einem Play-off-Platz. Das liegt besonders an Kapitän Daniel Kreutzer, der gerade seinen zweiten Frühling erlebt. Erst setzte er sich im Dezember an die Spitze der ewigen Torjägerliste der Deutschen Eishockey Liga (DEL), dann traf er einfach weiter. Sieben Tore und vier Vorlagen hat der 35-Jährige in den acht Dezember-Spielen gesammelt und wurde deswegen nun zum dritten Mal nach 2004 und 2006 zum „DEL-Spieler des Monats“ gewählt.

Herr Kreutzer, im November war Torhüter Tyler Beskorowany Spieler des Monats, jetzt sind Sie es im Dezember. Zwei DEG-Spieler hintereinander ganz oben. War das vor der Saison zu erwarten?

Daniel Kreutzer (lacht): Nein, nicht wirklich.

Bedeutet Ihnen das etwas oder sind individuelle Auszeichnungen im Laufe der Saison letztlich egal?

Kreutzer: Das bedeutet mir sehr viel. Es ist ja schon Jahre her, dass ich es mal zum letzten Mal war. Es ist natürlich eine große Auszeichnung, der beste Spieler der ganzen Liga für einen Monat zu sein. Das freut mich wirklich sehr.

Die vergangenen beiden Jahre waren nicht einfach. Gerade für jemanden wie Sie, für den die DEG mehr als ein normaler Arbeitgeber ist. Hatten Sie irgendwann mal Zweifel, ob es noch sinnvoll ist, in Düsseldorf zu bleiben?

Kreutzer: Ja klar, das war sehr frustrierend. Ich habe schon die Überlegung gehabt, ob ich nicht irgendwo anders hingehen soll, um zu versuchen, Deutscher Meister zu werden oder zumindest oben mitzuspielen. Aber ich habe mich dann dazu entschieden, mit der DEG den Weg zu gehen und hier etwas Neues aufzubauen. Dieses Jahr geht es ja Gott sei Dank bergauf.

Vor allem bei Ihnen persönlich. Anfang der Saison hatte es noch nicht ganz so gut geklappt, jetzt treffen Sie, wie Sie wollen. Ist die ganze Mannschaft besser oder haben Sie noch mal etwas an Ihrem Spiel verbessert?

Kreutzer: Die ganze Mannschaft spielt gut. Ich habe ja schon in der Vorbereitung oft getroffen. Unsere Reihe hat dann auch Anfang der Saison gut gespielt, aber wir haben nicht so viel produziert. Aber seit Mitte November läuft es auch von den Toren her richtig gut. Das haben wir uns hart erarbeitet. Und wir hoffen, dass es so weiter geht, dass jede Reihe Tore schießt, damit wir nicht so einfach auszurechnen sind.

Dass Ihre beiden Höhepunkte der Saison — Rekordtor und das Winter Game — ausgerechnet gegen Köln passieren, ist Zufall?

Kreutzer (lacht): Ja, das verfolgt mich irgendwie. Schon mein ganzes Leben lang sind die Spiele gegen Köln die Highlights des Jahres. Es ist das größte Derby, etwas ganz Besonderes. Ich freue mich einfach über die gesunde Rivalität zwischen Düsseldorf und Köln. Es macht jedes Mal Spaß.

Ist der Rekord bereits jetzt wichtig? Oder ist das eher etwas für die Zeit nach der Karriere, wenn Sie mal auf alles zurückschauen?

Kreutzer: Jetzt ist es noch eine schöne Nebensache. Bei den Toren sind mir ja einige auf den Fersen. Aber wenn ich nächstes Jahr auch den Topscorer-Rekord aufstelle, ist weit und breit erst mal niemand zu sehen, der mich da einholen kann. Es wäre natürlich schön, so einen Rekord dann für lange Zeit zu behalten.

Das heißt, auch mit 35 Jahren denken Sie nicht ans Aufhören. Wie lange wollen Sie noch spielen?

Kreutzer: So lange ich mich gut fühle. Momentan läuft es körperlich, von der Leistung und vom Kopf her gut. Ich gucke einfach von Saison zu Saison. Zwei, drei Jahre wären noch schön. Alles andere ist Bonus.

Liegt das auch daran, dass Ihr Bruder Christof nun Trainer ist? Läuft es so, wie Sie sich das vorgestellt haben oder haben Sie mehr Probleme erwartet?

Kreutzer: Nein, es ist so eingetreten, wie ich es mir erhofft habe. Dass das Zusammenspiel gut klappt, dass man das Brudersein auf dem Eis aber mal beiseite lässt und wir dann Trainer und Spieler sind. Und dass ich es als Kapitän auch zwischen Mannschaft und Trainer gut hinkriege.

Hatten Sie keine Angst, dass es irgendwann heißt, Sie würden bevorzugt behandelt?

Kreutzer: Es wäre natürlich schwierig gewesen, wenn ich schlecht spiele, aber trotzdem viel Eiszeit bekommen würde. Das wäre schwer zu verkaufen. Wobei es als älterer und erfahrener Spieler natürlich leichter ist, wenn man seine Leistungsstärke schon erreicht hat, als wenn ich jetzt ein junger und aufstrebender Spieler wäre. Da würden natürlich schneller Sachen aufkommen wie: „Der spielt jetzt nur, weil der Trainer sein Bruder ist.“

Sie hatten jetzt zwei Tage frei. War das genug Zeit, um das Winter Game zu verarbeiten oder dauert das noch?

Kreutzer: Ja, eigentlich schon. Wenn man zur Ruhe kommt, denkt man immer wieder darüber nach, was da eigentlich alles passiert ist. Jetzt ist es plötzlich so schnell vorbei. Aber man zehrt da noch länger von. Es ist gut, dass wir erst am Freitag wieder spielen. Wir haben noch Zeit, das zu verarbeiten und das aus dem Kopf zu kriegen, um dann wieder in den Alltag zu kommen.

Glauben Sie, dass sich das Spiel positiv auswirkt, weil die Mannschaft durch die vergangenen Wochen und das Erlebnis enger zusammengerückt ist? Oder kann der große Tag auch das Gegenteil bewirken, weil die nächsten Spiele nicht so spektakulär sind und die Mannschaft sie, wenn auch unterbewusst, auf die leichte Schulter nimmt?

Kreutzer: Nein, das hoffe und glaube ich auch nicht. Ich glaube, dass sich das langfristig eher positiv auf uns auswirken, weil wir so Erfolge wie beim Winter Game eine Mannschaft zusammenschweißt. Da kann jeder nur von lernen und zehren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort