Düsseldorfer EG Als hätte es den Sommer nie gegeben

Die ersten Spiele der Champions League haben gezeigt: Die Euphorie um die Düsseldorfer EG ist auch in der neuen Saison ungebrochen.

Düsseldorf. Christof Kreutzer ist normalerweise kein Mann für halbe Sachen. Alles raushauen, alles mitnehmen, lautet das Credo des 48 Jahre alten Eishockey-Trainers. Ganz egal, wie stark oder schwach der Gegner ist. Ganz gleich, ob es für seine Düsseldorfer EG um etwas geht oder nicht.

Da verwundert es schon ein wenig, dass Kreutzer die 3:5-Niederlage beim EHC Linz zum Abschluss der Champions-League-Gruppenphase relativ emotionslos zur Kenntnis nahm. Zwar wirkte der sonst ab und an aufbrausende Trainer während des letzten Drittels, als die DEG ihre Führung leichtfertig aus der Hand gab, mehrmals etwas angesäuert. Der große Wutausbruch blieb am Sonntag aber aus.

Das lag natürlich daran, dass die Düsseldorfer nach dem Sieg in Turku am Donnerstag längst für die Runde der letzten 32 qualifiziert waren, die am Dienstag ab 13 Uhr im finnischen Helsinki ausgelost wird. Das lag aber auch daran, dass Kreutzer in den zwei Dritteln zuvor gesehen hatte, zu was sein Team auch auswärts zu leisten im Stande ist: „Wir haben die Linzer 40 Minuten lang dominiert. Die waren vielleicht zwei Mal in unserem Drittel und hätten sich nicht beschweren können, wenn wir 7:1 geführt hätten.“

Weil es aber trotz bester Möglichkeiten „nur“ 3:1 stand und die DEG im Schlussabschnitt einbrach, gewannen die Linzer 5:3. „Es ist ja menschlich, wenn man jemanden so dominiert und es um nichts mehr geht, dass man irgendwann denkt, dass es auch mit weniger Einsatz klappt“, sagt Kreutzer, der dennoch nicht den Anschein erweckt, dass sein Team bleibende Schäden von diesem katastrophalen Schlussdrittel davongetragen hat. Im Gegenteil: „Das Gute an der Niederlage ist, dass wir gesehen haben, dass man mit so einer nachlässigen Defensivleistung gegen keinen Gegner etwas gewinnen kann. Das war ein Dämpfer zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Kreutzer, der sich trotzdem sicher ist, dass seine Mannschaft viel weiter ist, als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Ähnlich sahen es auch die mitgereisten Fans, die ihr Team nicht eine Sekunde lang kritisierten. Stattdessen feierten sie es, wie selbst nach manchem Sieg nicht.

So wurden die Minuten nach dem Spiel in Linz zur Demonstration der gegenseitigen Wertschätzung. Die Fans bedankten sich bei ihrem Team, weil es ihnen in den vergangenen drei Wochen vier rauschende Europapokalabende beschert hatte — darunter der Höhepunkt mit dem Sieg beim elffachen finnischen Meister aus Turku. Die Spieler dankten den Fans für die tausende Kilometer langen Reisen nach Finnland und Österreich sowie die leidenschaftliche Unterstützung.

„Das war sensationell. Wir haben uns auf dem Eis, daneben und von den Fans her hervorragend in Europa präsentiert. Das sah schon sehr, sehr gut aus“, lobt der Trainer und freut sich, „dass wir die Euphorie der letzten Saison über die Sommerpause gerettet haben“. Was sogar noch untertrieben ist. Derzeit wirkt es so, als habe es den Eishockey-freien Sommer in Düsseldorf nie gegeben. Und als würde die in der Vorsaison entstandene Euphorie rund um die DEG immer noch weiter wachsen.

Dass es vor dem Start in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) am Freitag in Wolfsburg aber noch Steigerungspotenzial gibt, ist auch den Spielern nicht verborgen geblieben: „Wir haben noch Luft nach oben“, sagt Verteidiger Tim Conboy mit Blick auf die 14 Gegentore nach vier Europapokal-Spielen. Auch die Anzahl der vermeidbaren Strafen war viel zu hoch. „Wir haben noch einige Baustellen zu bearbeiten“, sagt Trainer Kreutzer, der spätestens am Freitag wieder in den gewohnten Modus wechseln wird: Dann wird nichts verziehen, dann heißt es wieder: alles raushauen, alles mitnehmen.

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