Eishockey-WM: Zwischen Erdung und nächstem Höhenflug

Deutschland spielt Samstag gegen Russland um den Finaleinzug – und rechnet sich selbst jetzt noch Chancen aus.

Mannheim. Kai Hospelt stand der Journalistenschar Rede und Antwort. Er war aufgewühlt. Die Hände zitterten. Er hatte sichtlich Mühe, das soeben Erlebte zu verarbeiten. "Vom ersten Moment an, als ich aufs Eis ging, hatte ich eine Gänsehaut. Und jetzt immer noch. Das ist doch alles Wahnsinn", sagte der Stürmer, der den 1:0-Siegtreffer durch Philip Gogulla mit einem gewonnenen Bully im schweizer Drittel erst ermöglicht und so die Voraussetzung für den Halbfinaleinzug der deutschen Nationalmannschaft bei der Eishockey-Weltmeisterschaft geschaffen hatte.

Auch der Held des Abends brauchte noch einiges an Zeit, um den größten Erfolg der DEB-Auswahl seit vielen Jahren zu verdauen. "Ich habe das alles noch nicht so recht realisiert", sagte Torhüter Dennis Endras, der mit seinen Paraden und dem Torgestänge im Bunde alle Angriffsbemühungen der Eidgenossen vereitelt hatte.

"Jetzt müssen wir erst mal runterkommen", sagte der Goalie, für den die Vorbereitung aufs Halbfinale (Samstag, 18 Uhr in Köln/Sport1) schon wenig später anlief. "Auch den Russen werden wir alles abverlangen. Auch wenn es dann nicht reichen sollte, so war es doch eine Riesen-WM für uns", sagte der Augsburger.

Dabei scheint gar nicht sicher, dass Endras auch am Samstag im Tor stehen wird. "Wir haben jetzt noch zwei Spiele. Da gibt es die Überlegung, ob wir ihm einen Tag Pause geben. Dennis hat jetzt zwei Spiele in drei Tagen gemacht, sagte Bundestrainer Uwe Krupp. Gegen die Russen könnte wie schon in der Vorrunde Russland-Profi Dimitrij Kotschnew (Spartak Moskau) zwischen den Pfosten stehen, damit Endras im Spiel um Platz drei oder im Finale ausgeruht wäre.

Deutschland wird gegen die Sbornaja in Bestbesetzung antreten, nur die Fingerverletzung des Krefelders Patrick Hager kann das einschränken. Nach den wilden Raufereien nach der Schlusssirene wurde nur Co-Trainer Ernst Höfner von der Disziplinar-Kommission für zwei Spiele suspendiert.

Im Überschwang des Halbfinaleinzugs wurde auch der russische Riese ein wenig kleiner. "Wir wollen nun auch gegen die Russen gewinnen", gab Korbinian Holzer forsch die Parole aus. Auch sein Düsseldorfer Teamkollege Daniel Kreutzer sieht eine kleine Chance: "Wir haben sie schon einmal geärgert und können jetzt befreit aufspielen. Mal sehen, was noch so alles passiert."

Da war NHL-Veteran Christian Ehrhoff um eine realistischere Einschätzung bemüht. "um die Russen zu schlagen, braucht es schon ein mittleres Wunder - mindestens." Schließlich, so stimmte Assistenztrainer Harold Kreis ein, hätten die Russen bisher nicht einmal an ihre Leistungsgrenze gehen müssen.

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