Eishockey-WM: Ein Märchen ohne Happy End

Selbst die übermächtigen Russen bissen sich in einem packenden Halbfinale lange an der stabilen deutschen Abwehr die Zähne aus. Doch das Nationalteam verpasst Bronze nur knapp. Uwe Krupp steht vor dem Abschied.

Köln. Tausende Fans jubelten vor der Arena in Köln der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft zu. "Wir sind stolz auf unser Team", schallte es den Nationalspielern entgegen, die nur wenige Stunden zuvor das kleine Finale bei der Heim-WM gegen Schweden mit 1:3 (0:1, 1:0, 0:2) verloren hatten. Dennoch haben sie mit der besten Turnierleistung seit dem Gewinn der olympischen Bronzemedaille 1976 in Innsbruck die Herzen der Fans erobert.

Es war zwar ein Märchen ohne Happy End. Nachdem aber die erste Enttäuschung über die nur knapp verpasste Medaille verflogen war, wussten auch die Spieler, was sie in den rund zwei Wochen bei der Heim-WM geleistet hatten.

Sie hatten eine überragende WM gespielt, waren so nah dran an der ersten WM-Medaille seit 57 Jahren. Selbst die übermächtigen Russen bissen sich in einem packenden Halbfinale lange an der stabilen deutschen Abwehr die Zähne aus. Der Außenseiter lag nach einem Tor von Marcel Goc (16.) bis weit ins Mitteldrittel in Führung, ehe Evgeni Malkin (32.) zum Ausgleich traf.

Pavel Datsyuk beendete 110 Sekunden vor der Schlusssirene alle Hoffnungen der Gastgeber, die auf bestem Weg schienen, zumindest die Verlängerung zu erreichen. Am Ende blieb nur die Gewissheit, der übermächtigen Sbornaja alles abverlangt zu haben.

Selbst aber hatte man zu viel Kraft gelassen, um den Schweden im Spiel um Platz drei entscheidend Gegenwehr zu leisten. Nur 20 Stunden nach dem grandiosen Auftritt gegen den Rekordweltmeister musste das deutsche Team früh einem Rückstand hinterherlaufen.

Magnus Pääjärvi Svensson überwand bereits nach knapp drei Minuten den ins Tor zurückgekehrten Dennis Endras. Die Deutschen gaben nie auf und kamen durch Alexander Barta zum Ausgleich (37.). Doch Jonas Andersson traf zunächst zum 2:1 (44.) und 33 Sekunden vor dem Ende ins leere Tor, weil Endras zugunsten eines sechsten Feldspielers sein Tor verlassen hatte.

Trotz der erfolgreichen WM stehen die Zeichen im Fall Krupp auf Trennung. Der Vertrag des Bundestrainers läuft aus. "Ich muss mir einige Dinge durch den Kopf gehen lassen und werde in Ruhe entscheiden", sagte Krupp, der offenbar ein Angebot für den Job eines Co-Trainers des NHL-Klubs Colorado Avalanche vorliegen hat, mit dem er einst den Stanley-Cup gewann.

Doch der DEB will nichts unversucht lassen, den gebürtigen Kölner weiter an sich zu binden. Zum Wochenende ließ der DEB sogar Krupps krebskranke Frau Valerie aus den USA einfliegen. Diese hatte Krupp vor der WM überredet, nicht kurzfristig wegen ihrer Erkrankung zurückzutreten.

Doch zumindest Sportdirektor Franz Reindl schwant im Falle Krupp nichts Gutes: "Mein Gefühl ist eher negativ", sagte Reindl, der angesichts des Dauerstreits mit der DEL selbst an Rücktritt denkt.

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