Eishockey-WM: Der Titel krönt Jagrs letzte Mission

Tschechien zwingt den Seriensieger Russland mit 2:1 in die Knie. Vor den Augen des eigens angereisten tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Klaus hatte das Finale mit einem Paukenschlag begonnen.

Köln. Jaromir Jagr konnte es einfach nicht mehr mit ansehen. Der tschechische Altstar saß hinter der Bande, den Kopf gesenkt. Hilflos, angespannt und schmerzverzerrt, nachdem ein Check von Alexej Jemelin den 38-Jährigen rund zehn Minuten vor der Schlusssirene zur Tatenlosigkeit verurteilt hatte. Jagr bangte, Jagr hoffte - und wurde erlöst. Denn die Schlussoffensive der Russen verpuffte.

Tschechien hat den Erzrivalen im WM-Endspiel mit 2:1 (1:0, 1:0, 0:1) bezwungen und vom Eishockey-Thron gestoßen. Für die Tschechen war es der zwölfte Titel, für die erfolgsverwöhnten Russen die erste Niederlage nach 27 WM-Spielen.

Vor den Augen des eigens angereisten tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Klaus hatte das Finale mit einem Paukenschlag begonnen. Initiiert von Jagr, der den Puck ins Angriffsdrittel brachte und Jakub Klepis mustergültig bediente, überwand dieser Goalie Semyon Warlamow zum 1:0 nach nur 20 Sekunden.

Ein Blitzstart und ein Schock für die Russen, die augenscheinlich im Halbfinalspiel gegen Deutschland einiges an Kraft gelassen hatten.

Denn die Millionentruppe der Sbornaja kam nur schwer ins Rollen. Und verpasste den Ausgleich nur knapp. Sergej Federow traf den Pfosten, Pawel Dazjuk zu spät - nämlich nur knapp nach der Sirene zu ersten Drittelpause.

Es war bezeichnend, dass Alexander Owetschkin und Federow beim zweiten Treffer der Tschechen Pate standen. Die Superstars fuhren sich gegenseitig über den Haufen, die Tschechen hatten plötzlich Überzahl im Angriff und dabei das Glück auf ihrer Seite. Kapitän Tomas Rolinek bekam einen Pass von Karel Rachunek unabsichtlich an den Schlittschuh, von dort sprang der Puck zum 2:0 über die Torlinie.

Nach Dazjuks Anschlusstreffer 35 Sekunden vor Schluss begann nochmal das große Zittern - vor allem bei Jagr. "Am Ende konnte ich nicht mehr hinsehen. Um unser Tor kreisten 100 Millionen US-Dollar in roten Trikots", frotzelte Jagr.

Doch dann fiel aller Ballast ab und mündete in eine zügellose Party, die gestern in Prag ihre Fortsetzung fand. Tausende Anhänger bereiteten ihrem Team einen begeisternden Empfang auf dem Altstädter Ring. Derweil schob die Millionentruppe aus Russland Frust.

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